Überreichung der Josef Krainer-Preise 2009 in der Aula der Grazer Universität

Musikergruppe OPUS ausgezeichnet

In Erinnerung an den von 1948 bis zum Tod im November 1971 amtierenden Landeshauptmann Ökonomierat Josef Krainer wurden gestern, am Tag des steirischen Landespatrons, die Josef Krainer Preise 2009 in der Aula der Alten Universität in Graz vom „Josef Krainer –Steirisches Gedenkwerk“ verliehen. Wie der Gastgeber, Erster Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer zur Begrüßung erklärte, hatte der Namenspatron „Vielfalt und Widerspruch stets zugelassen, die Fenster weiter aufgemacht: Und er war bereits in den 1950-er Jahren ein überzeugter Europäer“: Mit der Auszeichnung der Musikgruppe OPUS, dem Begründer des Alpen-Adria-Fernsehmagazins Dr. Günther Ziesel und der Künstlerin Mag. Luise Kloos, die den Großen Josef Krainer Preis erhielten, sei die Wahl auf Preisträger gefallen, die Überzeugungen und Gedanken Josef Krainer seniors weiterführten.
Außerdem gratulierten LH-Vize Schützenhöfer, Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer  und Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Krainer versierten Wissenschaftern in den Sparten Germanistik, Philosophie, Medizin, Rechtswissenschaften, Vermessungstechnik und Nanotechnologe zu den Josef Krainer Förderungs- beziehungsweise Würdigungspreisen.

Zum Festakt begrüßte Univ.-Prof. Schöpfer, Obmann des Gedenkwerks, als Ehrengäste vor allem die Familie von Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Krainer und ferner den Präsidenten des Landtages Steiermark Siegfried Schrittwieser, die Zweite Präsidentin Walpurga Beutl, deren Vorgänger Dipl.-Ing. Franz Hasiba und Reinhold Purr, die frühere Ministerin Diplomkauffrau Ruth Feldgrill-Zankel, Landeshauptmann-Stellvertreter a.D. Prof. Kurt Jungwirth und viele mehr.

Von links 2. Reihe: Kurt René Plisnier, Ewald Pfleger, Herwig Rüdisser, Günter Grasmuck, Priv.-Doz. DI Dr. Paul H. Mayrhofer, DI Dr. Franz Weimann, LH-Stv. Hermann Schützenhöfer, Dr. Günther Ziesel, LH a.D. Dr. Josef Krainer
Von links 1. Reihe: Mag. Luise Kloos, Mag. Dr. Eva Maria Eberl, Mag. Dr. Emma Lantschner, Mag. Dr. Martina Fürst, Mag. Dr. Magdalena Grill, Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer
Foto Fischer. Abdruck bei Quellenangabe honorarfrei.

Josef Krainer-Preise 2009

Josef Krainer-Förderungspreis

Mag. Dr. Eva Maria EBERL
Mag. Dr. Martina FÜRST
Mag. Dr. Magdalena GRILL
Mag. Dr. Emma LANTSCHNER
Dipl.-Ing. Dr. Franz WEIMANN

Josef Krainer-Würdigungspreis

Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Paul H. MAYRHOFER

Großer Josef Krainer-Preis

Mag. Luise KLOOS
OPUS (Band) = Günter GRASMUCK, Ewald PFLEGER, Kurt René PLISNIER und Herwig RÜDISSER
Dr. Günther ZIESEL

Josef Krainer-Förderungspreis

Mag. Dr. Eva Maria EBERL wurde 1980 geboren, studierte Germanistik und Anglistik/Amerikanistik in Graz. Ihre Dissertation behandelte das Thema “Speech sounds, manual gestures, and tool manipulation: The effect of differential motor intereference on vowal formans”. Gestik und Sprache werden, so EBERL, überlappend produziert. Insgesamt betrachtet stellt EBERLS Arbeit einen innovativen Beitrag zur Erforschung der Evolution von Sprache dar. Sie untermauerte die Hypothese, Gestik stellte einen wesentlichen Faktor in der Entwicklung menschlicher Kommunikation dar.

Mag. Dr. Martina FÜRST wurde 1976 geboren. Nahm im Rahmen ihres Studiums 1997 am Socrates-Programm teil und studierte Philosophie in Graz und Sienna. In ihrer Dissertation „Qualia als Grundlagen des Bewusstseins. Eine eigenschaftsdualistische Theorie” teilte sie die philosphischen Bewusstseinstheorien in zwei Richtungen. 2007 war die Philosophin in Graz Mitorganisatorin des achten Kongresses der Österr. Gesellschaft für Philosphie. Mittelpunkt war das Thema “Gehirne und Personen”, ein mit ihrer Dissertation verwandtes Thema.

Mag. Dr. Magdalena GRILL:  Die Hauptfächer im Studium der 1977 geborenen Wienerin waren Biochemie, Analytische Chemie und Spektroskopie. Ihre Dissertation „Regulation of prostanoid biosynthesis during endotoxin-induced systemic inflammation”, verfasste sie am Institut für Pharmakologie an der Medizinischen Universität Graz. Es ging um die Entstehung und Therapie von Schmerz bei entzündlichen Erkrankungen. Die im Rückmark nachgewisenen PGD2 Rezeptoren könnten zur Entzündungsauflösung beitragen.

Mag. Dr. Emma LANTSCHNER: Im Zentrum der Arbeit der 1975 im Südtiroler Völs am Schlern geborenen Juristin steht der Minderheitenschutz im Europäischen Recht. Ihre Doktorarbeit lautete: „Soft jurisprudence im Minderheitenrecht: Standardsetzung und Konfliktbearbeitung durch Kontrollmechanismen bi- und multilateraler Instrumente” – der Schutz nationaler Minderheiten durch nationales und internationales Recht. LANTSCHNER beschäftigte sich dabei damit, wie nationale Minderheiten durch nationales und internationales Recht geschützt werden. Sie beschäftigte sich vor allem mit dem Europarat, von 39 Staaten ratifiziert. Praktische Erfahrungen gewann sie als vom Europarat, war als Expertin nach Pristina (Kosovo) entsandt, um dort zusammen mit Vertretern der OSZE Mission im Kosovo und der damals noch provisorischen Selbstverwaltung an der Umsetzung des Rahmenübereinkommens im Kosovo zu arbeiten.

Dipl.-Ing. Franz WEIMANN: Er wurde 1979 in Schwarzach im Pongau geboren und studierte Vermessungtechnik und Geinformation an der TU Graz. Basierend auf einer Projektarbeitet verfasste er seine Disseratation “Development of a Pedestrian Navigation System“. Er entwickelte die Basis für ein Fußgängernavigationssystem, speziell für sicherheitskritische Anwendungen wie etwa Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei, wo sowohl hohe Positionsgenauigkeit als auch Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit wichtig sind. Die Reichweite konnte er mit einem Transponder System und autonomen Sensoren weitaus verbessern.

Josef Krainer-Würdigungspreis

Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Paul MAYRHOFER: Er wurde 1977 in Oberpullendorf geboren, studierte Werkstoffwissenschaft an der Montanuniversität in Leoben mit ausgezeichnetem Studienabschluss. Er habilitierte sich im Fachgebiet „Nanostrukturierte Werkstoffe“ an der Montanuniversität. Der sich durch MAYRHOFERS wissenschaftliche Arbeiten durchziehende rote Faden ist die Wechselwirkung zwischen den Schichtwachstumsbedingungen, dem daraus resultierenden Schichtaufbau, deren Nanostruktur und den damit verbundenen Schichteigenschaften, vor allem im Bezug auf deren thermische Stabilität.

Großer Josef Krainer-Preis

Mag. Luise KLOOS: Ihr beruflicher Start erfolgt an der Technischen Universität Graz im Bereich „Künstlerische Gestaltung/Architektur“ bis 1993. Sie hält seit 1996 jährliche Workshops und Vorträge zur bildenden Kunst im Bildungshaus Schloss Retzhof und ist an zahlreichen Universitäten und Fachhochschulen im In- und Ausland mit Lehraufträgen tätig, darunter das Holocaustmemorial am Yeshiva University Museum, New York City. Das Wirken von KLOOS kennzeichnet sich aber auch durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Literaten, Komponisten und Tänzern. Bei den Performances werden neben professionellen Künstler auch Laien mit eingebunden. Mag KLOOS ist in zahlreichenden Vereinigungen aktiv: seit 2003 Mitglied des Europäischen Kulturparlaments, seit 2004 Mitglied des Kulturbeirates der Stadt Graz. Ein weiteres Highlight ihres Schaffens war sicher auch die Leitung des 1. Steirischen Künstlerfestes in der Helmut-List-Halle mit 1800 Besuchern und der Beteiligung von 57 Künstlerinnen und Künstlern im Jahr 2005. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.

OPUS (Band), Günter Grasmuck, Ewald Pfleger, Kurt René Plisnier und Herwig Rüdissser: 1973 formierte sich OPUs in der Urversion mit Kurt Rene PLISNIER (keyboard), Ewald PFLEGER (Guitarre) und Exsängerknabe Walter BACHKÖNIG (bass). 1979 wurde per Zeitungsinserat die Stimme Herwig RÜDISSER gefunden. Im Jahr darauf nahm OPUS  ihr erstes Album „Daydreams“ mit Produzenten Peter JANDA in Deutschland auf. Einen Meilenstein in der Bandgeschichte stellte sicher auch das Ö3 – Open Air im Wiener Weststadion dar, bei dem sie zum ersten Mal mit Wolfgang Ambros und Reinhard Fendrich auf der Bühne standen. 1984 feierte OPUS das 11-Jahres-Fest im Oberwarter Stadion vor einigen tausend Fans, denen auch der neue Titel „Live Is Life“ gewidmet wurde. Dieser wurde in Österreich zum Mega-Seller und ging 85/86 auch um den Rest der Welt. 2006 bildete ein Auftritt in der Grazer Oper, zusammen mit einem symphonischen Orchester geleitet von Christian KOLONVITS einen Konzerthöhepunkt. Heuer, im Jahr 2009 gibt es wieder ein  wichtiges Jubiläum zu feiern: 25 Jahre „Live Is Life“! Der Hit wird dabei in drei internationalen Filmproduktionen präsentiert: In „Der Knochenmann“ (mit Josef HADER, derzeit im Kino), in der TV-Komödie „Das Seniorenheim schlägt zurück“ (mit Joachim FUCHSBERGER und Bibiane ZELLER, im Herbst im TV) und in der Hollywood-Komödie „Young Americans“ ab 17. April in den amerikanischen Kinos.

Dr. Günther ZIESEL: Der promovierte Jurist war von 1977 bis 1990 Chefredakteur des ORF Steiermark sowie von 1990 bis 1994 als Landesintendant tätig. In seiner Amtszeit als Chefredakteur erfolgt eine bedeutende Ausweitung der Fernsehregionalberichterstattung des ORF mit dem Start der inzwischen täglichen Fernsehsendung „Steiermark-Heute“. Diese Sendung wurde erstmals am Montag, 2. Mai 1988 ausgestrahlt. Er war dabei auf allen Gebieten des elektronischen Journalismus, in der Berichterstattung über regionale und nationale Politik, über kulturelle Ereignisse (Musik, Theater, bildende Kunst) tätig. Weiters war er Präsentator einer internationalen TV-Unterhaltungssendung. Er begründete 1982 das Fernsehsendung „Alpen-Adria-Magazin“. 2007 fand eine Feier zum 25 Jahr-Jubiläum dieses Fernsehmagazins statt. Bis heute präsentiert Dr. ZIESEL dieses Fernsehmagazins, das als internationales Mitteleuropamagazin „Alpen-Donau-Adria“ ausgestrahlt wird. Ferner war er Gastgeber der wöchentlichen Fernseh-Pressestunde. ZIESEL sammelte wichtige medienpolitische Erfahrungen: als Vorsitzender des gesamtösterreichischen Redakteursrates, als Mitglied der Rundfunkreformkommission des Bundeskanzlers Dr. Bruno Kreisky und als Mitglied der Kommission, die Justizminister Dr. Broda zur Ausarbeitung eines neuen Medienrechtes eingesetzt hatte.

Von links: Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Krainer, Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Landeshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer, Herwig Rüdisser, Kurt René Plisnier, Ewald Pfleger, Günter Grasmuck.
Fotos Fischer, Abdruck bei Quellenangabe honorarfrei.

Ansprache des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer

Meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ich darf Sie bei der Verleihung der Josef Krainer-Preise sehr herzlich willkommen heißen.
Wir haben wieder hervorragende Preisträgerinnen und Preisträger. Sie seien als erste begrüßt, denn Ihnen gilt der heutige Nachmittag. Mit ihnen begrüßen wir alle Angehörigen und Freunde.
Dass sich heute in der Aula der alten Universität so viele Ehrengäste versammelt haben, ist eine ganz besondere Reverenz an unsere Preisträger.
Gestatten Sie mir eingangs zunächst ein Wort des Gedenkens: Es erfüllt uns mit Wehmut und Trauer, dass Präsident Franz Wegart nicht mehr unter uns weilt. Seine von Humanität geprägte Persönlichkeit hat das Steirische Gedenkwerk Josef Krainer stets mit persönlichem Einsatz begleitet und er hat sich immer voll Engagement an den Entscheidungsfindungen beteiligt.
Wir haben mit ihm eine aufrechte und großartige Persönlichkeit verloren, die im ganzen Land höchste Wertschätzung genoss. Wir vermissen ihn und sein offenes Wort. Er wird uns abgehen.
Wir werden ihn stets in bester Erinnerung behalten.

Die heute zu vergebenden Preise tragen den Namen des unvergessenen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer Senior. Er prägte von 1948 bis 1971 – also mehr als 23 Jahre – die Politik unseres Landes.
Er war ein großer Steirer, der heute noch Vorbild ist: In seiner Originalität, in seiner Geradlinigkeit, in seiner Offenheit war er die personifizierte Verkörperung steirischer Eigenart.

Das Josef-Krainer Gedenkwerk besteht seit 1973. Ihm gehören zahlreiche prominente Persönlichkeiten an.
Im Vorstand wirken u.a. Frau Bundesministerin Dkfm. Feldgrill- Zankel und die langjährigen Landtagspräsidenten D.I. Franz Hasiba und Reinhold Purr.

Im November werden traditionellerweise die Josef-Krainer-Heimatpreise vergeben.
Heute, am Landesfeiertag überreichen wir die Wissenschaftspreise, und 3 Große Josef-Krainer-Preise.
Wir beginnen mit den Wissenschafts-Preisen. Die Förderpreise sollen junge und viel versprechende Talente ermuntern und der Würdigungspreis geht an eine bereits arrivierte Persönlichkeit.
Während man sich um die Großen Preise nicht bewerben kann und diese vom Vorstand für ganz außergewöhnliche Leistungen vergeben werden, läuft das Auswahlverfahren für die wissenschaftlichen Preise anders.
Die Bewerbungen um diese öffentlich ausgeschriebenen Preise werden von einem wissenschaftlichen Beirat sehr genau geprüft.
Dem Beirat gehören folgende Universitätsprofessoren an:
Alfred ABLEITINGER, Walter BERNHART, Reinhard HABERFELLNER, Hubert ISAK, Hartmut KAHLERT, Thomas KENNER, Otto KOLLERITSCH, Wolfgang MANTL, Willibald PLESSAS, Willibald RIEDLER, Michael STEINER, Werner SITTE und Dr. Klaus POIER.
Als Vorsitzender darf ich mich für die konstruktive ehrenamtliche Arbeit und die jeweils einstimmigen Voten danken.
Dieser Beirat holt sich zu den Einreichungen jeweils Fachgutachten von unabhängigen in- und ausländischen Experten ein. Wie international bei Begutachtungsverfahren üblich werden ihre Namen nicht bekannt gegeben. Dies sichert ein Höchstmass an Objektivität.

Ich gestehe offen, dass die Auswahl diesmal nicht leicht war, denn wir hatten besonders viele Bewerbungen, die ausnahmslos von einer ausgezeichneten Qualität waren.
Zu unseren Preisträgerinnen und Preisträger darf ich generell anmerken, dass sie ihre zahlreichen Prüfungen mit exzellenten Ergebnissen abgeschlossen haben.


Die Laudationes können aus Zeitgründen nur skizzenhaft sein. Aber vielleicht wird uns allen bei dieser Ehrung bewusst, was an großartigen Leistungen in unserem Land vollbracht wird und was es so an gewaltigen Persönlichkeiten und Talenten gibt. Vielleicht kommt da auch etwas Stolz auf und wir alle freuen uns mit unseren Preisträgern.

Mag. Dr. Eva Maria EBERL

Elias Canetti meinte einst: Dass es verschiedene Sprachen gibt, ist die furchtbarste Tatsache der Welt.
Wussten Sie, dass es etwa 6000 lebendige Sprachen gibt? Es ist eine interessante Frage, wie Sprache entsteht. Fest steht, dass Laute erst im Zusammenhang mit anderen Kommunikationsformen, wie Mimik, Gestik und Bewegungen zu semantischen Zeichen werden.
Wir Menschen sind nicht die einzigen Lebewesen, die mittels Sprache kommunizieren.
Viele Tiere haben ausgeklügelte Methoden der Verständigung entwickelt. Ganz sicher aber ist die menschliche Sprache das komplexeste Verständigungssystem und so können auch komplizierte Gedanken zum Ausdruck gebracht werden. Ohne Sprache hätten wir keine Entwicklungsmöglichkeiten. Dies brachte der große Ludwig Wittgenstein zum Ausdruck als er formulierte: Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt.
Damit sind wir beim Forschungsgebiet von Frau Mag. Dr. Eva Maria EBERL.
Sie studierte in Graz Germanistik und Anglistik/Amerikanistik. Ihre Diplomarbeit untersuchte den Einfluss von FoxP2 – das ist eine Art Sprachgen – auf gestörte oder verzögerte Sprachentwicklungen. Dann konzentrierte sie sich im Doktoratsstudium Anglistik/Amerikanistik auf den Bereich Kognitionswissenschaft und Englische Sprachwissenschaft. Ihre Dissertation bei Univ.-Prof. Dr. Annemarie Peltzer-Karpf behandelte das Thema “Speech sounds, manual gestures, and tool manipulation: The effect of differential motor intereference on vowel formants”. Darin legte EBERL dar, dass Gestik und Sprache (vor allem im Bereich ihrer akustischen Merkmale) überlappend produziert werden. Damit wurden neue interessante Aspekte der Sprachproduktion aufgezeigt. Diese interdisziplinäre Dissertation verbindet die Fachbereiche Linguistik, Anthropologie, Zoologie und Neurobiologie. Für ihre Recherchen verbrachte sie sechs Monate an der University of Auckland in Neuseeland. Ihre empirischen Studien setzte sie in Graz fort. Der umfangreiche Datenpool wurde für mehrere Publikationen herangezogen. Zuletzt für eine Studie zu Gestik und Werkzeuggebrauch bei Gibbons. Gibbons sind übrigens äußerst melodiös und leben in monogamen Familiengruppen. Ihr Territorium wird streng verteidigt: Fast täglich besteigen die Gibbon-Pärchen einen mächtigen Baum und stimmen ihren kilometerweit hörbaren Territorialgesang an. Damit warnen sie andere Gibbons davor, hier einzudringen.
Dabei gibt es bis zwanzig Sekunden dauernde «Strophen» mit fester, arttypischer «Melodie» die sich zu einem viertel- bis halbstündigen Gesang fügen, die am Morgen mit reiner Stimme vorgetragen werden.
Frau Eberl untersucht, wie das Primatengehirn auf kon-spezifische Laute (also Laute der eigenen Spezies) reagiert bzw. wie diese Laute sinngemäß verarbeitet werden.
Fachleute würdigen EBERLS Arbeit als einen überaus innovativen Beitrag zur Erforschung der Evolution der Sprache. Wir wünschen der jungen und engagierten Wissenschaftlerin auch weiterhin viel Erfolg: Der Josef-Krainer-Förderungspreis soll sie dabei beflügeln.


Spötter bezeichnen die Philosophie als eine geistreiche Übersetzung des Unerklärlichen in das Unverständliche. Wer sich in die Geschichte der Philosophie vertieft, könnte meinen, sie sei eine rein männliche Disziplin. Doch die Dinge sind im Wandel. Wie heißt es doch so schön – panta rhei – alles fließt …
Hanna Arendt meinte bereits 1964: das braucht ja nicht eine rein männliche Beschäftigung zu bleiben.
Und die deutsche Schriftstellerin Irmtraut Morgner ergänzte: Die Philosophen haben die Welt bisher nur männlich interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie auch weiblich zu interpretieren, um sie menschlich verändern zu können.

Mag. Dr. Martina FÜRST

Mag. Dr. Martina FÜRST maturierte in Villach und absolvierte dann das Diplomstudium Philosophie und Italienisch an der Karl-Franzens-Universität Graz. 1997 nahm sie am Sokrates-Programm teil und studierte an der Università di Siena. Ihre Diplomarbeit hatte das Thema „Die Bedeutung des Leibbegriffs und die Theorie des Lebens in der Philosophie Henri Bergsons“. Dann begann sie ihr Doktoratsstudium der Philosophie und nahm in der Folge am Mobilitätsprogramm Maribor teil. Sie hielt zahlreiche Vorträge, verfasste umfangreiche Publikationen und gründete eine „Philosophical Reading Group“ an der Uni Graz.
Ihre Dissertation verfasste sie zum Thema „Qualia als Grundlagen des Bewusstseins. Eine eigenschaftsdualistische Theorie”. Erstgutachter war Univ.-Prof. Johann Christian Marek. Die philosophischen Bewusstseinstheorien können grob in zwei Richtungen gespalten werden. Während die reduktionistischen Analysen annehmen, dass das Bewusstsein auf (im weitesten Sinne) physikalische Entitäten wie etwa Gehirnprozesse zurückgeführt werden kann, so eint die verschiedenen Varianten des Anti-Reduktionismus die These, dass ein derartiges Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist. Der Scheidepunkt dieser Diskussion kann in der spezifischen Form des so genannten phänomenalen Bewusstseins dingfest gemacht werden, welches den erlebnishaften Aspekt des menschlichen Innenlebens bezeichnet und die Basis unseres Selbstverständnisses als erlebende und handelnde Subjekte darstellt. Frau FÜRST schuf eine eigenschaftsdualistische Theorie, die den zentralen Spezifika des phänomenalen Innenlebens gerecht wird und eine Herausforderung für reduktionistische Bewusstseinstheorien darstellt. 2007 war sie mit der Organisation des 8. Internationalen Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie in Graz befasst, der dem ihrer Dissertation nahe stehendem Thema „Gehirne und Personen“ gewidmet war. Seit dem Abschluss ihres Studiums mit Auszeichnung ist FÜRST als Lehrbeauftragte bzw. Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Graz tätig.
Wir wünschen der jungen Philosophin alles Gute – Der Josef-Krainer-Förderungspreis soll zu weiteren Leistungen anspornen.


Der steirische Humantechnologie-Cluster ist noch jung. Er umfasst etwa 7000 Beschäftigte. Doch es wird ihm eine dynamische Entwicklung vorausgesagt und man nimmt an, dass sich hier die Beschäftigtenzahlen in den nächsten Jahren verdoppeln könnten.
Hier werden junge kreative wissenschaftliche Nachwuchskräfte benötigt. Eine von ihnen ist

Mag. Dr. Magdalena GRILL

Mag. Dr. Magdalena GRILL wurde in Wien geboren. Nach der Matura in Wiener Neustadt studierte sie zunächst in Wien ein Jahr Humanmedizin. 1997 wechselte sie zum Studium der Chemie, Uni Wien, mit den Hauptfächern Biochemie, Analytische Chemie und Spektroskopie. Während des Studiums war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe für Zellbiologie am Institut für Pathophysiologie, AKH, Universität Wien. Weiters war sie als Temporary Scientist bei AstraZeneca in Schweden. Nach dem Abschluss als Magistra der Naturwissenschaften begann sie das Doktoratsstudium der Naturwissenschaften, Pharmazie, an der Karl-Franzens-Universität Graz. Ihre Dissertation zum Thema „Regulation of prostanoid biosynthesis during endotoxin-induced systemic inflammation” verfasste sie am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie an der Med-Uni Graz. Das genannte Thema ist von höchster Relevanz, denn es geht um die Frage, wie Schmerz bei entzündlichen Krankheiten entsteht und wie man ihn bekämpfen kann. Dabei spielen die so genannten Prostaglandine eine besondere Rolle, denn sie sind Botenstoffe, die an entzündlichen Prozessen sowie an der dadurch bedingten Schmerzüberempfindlichkeit beteiligt sind. Nicht-opioide Analgetika haben hier ihren Angriffspunkt, weil sie die Produktion der Prostaglandine hemmen. Noch ist relativ wenig über die Bedeutung eines spezifischen Prostaglandins – des Prostaglandin D2 – und dessen Regulation unter entzündlichen Bedingungen bekannt. Ziel der Disseration war es, diese Rolle näher zu untersuchen und es gelang nach Ansicht der Betreuer, Univ.- Prof. Rufina Schuligoi und Univ.-Prof. Kurt Schmidt, großartige neue Forschungsergebnisse zu erzielen.
Seit April 2008 ist Frau GRILL als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der angesehenen Firma JSW CNS-Research, Forschungslabor GmbH in Grambach/Graz beschäftigt. Für den Wissens- und Wirtschaftstandort Steiermark ist es wichtig, dass Forschungserkenntnisse auch direkt für die Praxis umgesetzt werden und dass damit erkrankten Menschen geholfen werden kann.
Wir gratulieren herzlich zum Josef-Krainer-Förderungspreis.


Wie sehr die Wissenschaft zusehends weiblich wird, zeigt der Umstand, dass auch der nächste Förderpreis an eine Frau geht, an eine hervorragende Juristin, die sich mit Rechtsfragen von Minderheiten beschäftigt. Dabei ist zu beachten, dass die Zufriedenheit der Minderheiten zur Stabilität des gesamten Staatswesens beiträgt und damit auch der Mehrheit zugute kommt.

Mag. Dr. Emma LANTSCHNER

Mag. Dr. Emma LANTSCHNER wurde in Völs am Schlern in Südtirol geboren. Nach der Matura in Meran begann sie das Jus-Diplomstudium an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck. Sie war auch ein Semester an der Université Libre de Bruxelles und absolvierte zahlreiche Praktika in internationalen Institutionen. In ihrer Diplomarbeit beschäftigte sie sich mit dem Minderheitenschutz. Nach Abschluss des Studiums war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Europäischen Akademie Bozen beschäftigt und verfasste zahlreiche Publikationen. Damals begann sie mit dem Dissertationsstudium an der Karl-Franzens-Universität Graz. Der Titel ihrer Doktorarbeit, als deren Erstbetreuer Univ.-Prof. Joseph Marko wirkte, lautet „Soft jurisprudence im Minderheitenrecht: Standardsetzung und Konfliktbearbeitung durch Kontrollmechanismen bi- und multilateraler Instrumente”. Sie befasst sich hauptsächlich mit einem Instrument des Europarates, dem Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten. 39 Staaten in Europa haben dieses Übereinkommen ratifiziert und sich zur Umsetzung verpflichtet. Ziel der Dissertation war es, festzustellen, ob es dem Kontrollorgan zum Übereinkommen gelungen ist, durch seine Tätigkeit konkrete Standards festzuschreiben, denen alle Staaten folgen müssen.
Frau LANTSCHNER gelang es, ihre in der Arbeit gewonnenen Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Sie wurde vom Europarat als Expertin nach Pristina im Kosovo geschickt um dort zusammen mit Vertretern der OSZE Mission und der damals noch provisorischen Selbstverwaltung an der Umsetzung des Rahmenübereinkommens im Kosovo zu arbeiten. Ein weiterer Kernbereich ihrer Tätigkeit liegt auf dem Minderheitenschutz auf bilateraler Ebene. Wie lassen sich Konflikte zwischen zwei Staaten regeln, in denen die jeweilige Mehrheitsbevölkerung des einen Staates eine Minderheit im anderen Staat ist? Im vergangenen Jahr konnte LANTSCHNER bei der Ausarbeitung der Bozener Empfehlungen des Hohen Kommissars für nationale Minderheiten der OSZE mitarbeiten. Ihr Interesse am Bereich des Minderheitenschutzes rührt wohl auch von ihrer Herkunft aus Südtirol und es geht ihr vor allem um die Vermittlung eines Gedankens: Autonomie kam nur durch Verhandlungs- und Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten zustande kommen. Seit Herbst 2007 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kompetenzzentrum für Südosteuropa an der Karl-Franzens-Universität Graz tätig, wo sie ihre Studien weiter fortführt.
Wir dürfen der jungen Juristin für Ihre weitere Karriere alles Gute wünschen – der Josef-Krainer-Förderungspreis soll Sie dabei begleiten.        


Fritz von Herzmanovsky-Orlando berichtete mit skurrilem Humor von alt eingesessenen Venezianern, die oft verspätet zur familiären Mittagstafel kamen und niemand hatte den Mut, nach dem Grund der Verzögerung zu fragen; denn es war klar, der Vater hatte sich wieder einmal im Straßengewirr vergangen. Und so erklärte er überhaupt das „auffallend rege Straßenleben“ in Venedig: „Das kommt von den vielen Verirrten.“

Dipl.-Ing. Dr. Franz WEIMANN

Er macht den Traum aller Pfadfinder wahr; er arbeitet an einem präzisen Orientierungssystem für Fußgeher.
DI Dr. Franz WEIMANN wurde in Schwarzach im Pongau geboren. Nach der Matura und dem Präsenzdienst studierte er Vermessung und Geoinformation an der TU Graz. Er verbrachte einige Monate an der University of Calgary, Kanada. 2003 schloss er sein Bakkalaureatsstudium “Geomatics Engineering” und im November desselben Jahres bereits sein Magisterstudium “Geomatics Science” ab.
Bereits während seiner Studien fiel WEIMANN durch außergewöhnliche Leistungen und innovative Themen auf. Nach seiner Tätigkeit als Tutor und Projektmitarbeiter nahm er eine Stelle bei der TeleConsult Austria an, wo er an der Forschung und Entwicklung im Bereich der Positionierung und Navigation an nationalen und internationalen Forschungsprojekten beteiligt war. Aus einem dieser Projekte – einem Auftrag für ein Fußgängernavigationssystem – entstand auch die Idee zu seiner Doktorarbeit, die von Univ.-Prof. Hofman-Wellenhof und Prof. Wunderlich begutachtet wurde. Seine Dissertation beschäftigt sich mit einem Fußgänger­naviga­tionssystem speziell für sicherheitskritische Anwendungen wie Feuerwehr, Rettungs­dienste und Polizei, wo Positionsgenauigkeit, Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit wichtig sind. Bei einiger Fantasie kann man sich auch vorstellen, dass diese Entwicklung auch für Blinde bzw. Sehbehinderte von Vorteil sein könnte. GPS-Empfänger stoßen in klassischen Fußgängerbereichen wie z.B. in Häuserschluchten oder im Inneren von Gebäuden schnell an ihr technologisches Limit. Das von ihm entwickelte System umfasst daher neben einem GPS-Empfänger ein Transponder System sowie mehrere autonome Sensoren, und zwar einen magnetischen Kompass, Beschleunigungssensoren und ein Barometer. Damit wurde ein wesentlicher Fortschritt erzielt.
WEIMANN ist heute Produktmanager bei der EFKON AG, Graz. Der Wissenschaft ist er ebenfalls treu geblieben, so ist er Lehrbeauftragter der Johannes Kepler Universität Linz sowie der TU Graz. Seine zahlreichen Publikationen stoßen auf großes internationales Echo. Die Fachzeitschrift GPS World berichtete über ihn unter dem Titel: Let´s go downtown! Let´s go indoors! Pedestrian Navigation in obstructed environment“ sogar auf der Titelseite.
Zwar meinte Günther Grass einmal: „Wenig – glaubt mir – ist bedrückender, als schnurstracks sein Ziel zu erreichen“. Nun: Wer weiterhin Umwege machen will, dem sei dies vergönnt. Unserem Preisträger wünschen wir aber, dass er auch in Zukunft alle seine Karriere-Ziele auf dem kürzesten Wege erreicht.


Nach der Verleihung der Förderpreise kommen wir nun zur Verleihung des Josef-Krainer-Würdigungspreises.

Privatdozent Dipl.-Ing. Dr. Paul MAYRHOFER

Dr. Mayrhofer wuchs im Burgenland auf und absolvierte sein Diplomstudium an der Montanuniversität Leoben. Im Doktoratsstudium verfasste er die Dissertation „Material Science Aspects of Nanocrystalline PVD Hard Coatings“, für welche er 2003 den Josef-Krainer Förderungspreis erhielt. Es folgten Auslandsaufenthalte an der University of Illinois, in Aachen und an der University of Linköping. 2005 erfolgte die Habilitation. Seit 2006 forscht er wieder an der Montanuniversität Leoben als Leiter des Bereichs „Nanostrukturierte Materialien“. Seine Arbeiten, für die er mit 5 Stipendien und zahlreichen Preise ausgezeichnet wurde, sind in über 100 Publikationen veröffentlicht. Er ist Mitglied des Executive Committee der American Vacuum Society, Vorsitzender bei internationalen Tagungen und Gast-Editor der renommierten Zeitschrift „Surface and Coatings Technology“. Er hat das Ziel, die wissenschaftlichen Grundlagen der kontrollierten Materialsynthese zu erforschen und zu entwickeln. Sein Spezialgebiet sind Hartstoffschichten zum Schutz von Oberflächen. Diese sind oft einer starken Beanspruchung ausgesetzt wie z.B., Verschleiß, hohe Temperatur, Korrosion, Oxidation, oder sie müssen spezielle optische Eigenschaften aufweisen wie Architekturglas, UV- und Reflexionsschutz-Schichten. Auch in der Energiegewinnung gibt es Anwendungsmöglichkeiten. Paul Mayrhofer arbeitet gerade an einem Projektantrag über Dünnschicht-Solarzellen, die eine verbesserte Energieausnützung zu derzeitigen Standards haben sollen.
Im Bereich Hartstoffschichten ist goldgelbes Titannitrid die wahrscheinlich am Besten bekannteste Verschleißschutzschicht. Diese wurde bereits in den frühen 80-iger Jahren erforscht und das Titannitrid hat den ‚Siegeszug‘ in die unterschiedlichsten Sparten, wie Halbleiterindustrie, Schmuckbranche, Zerspanungsindustrie, und Automobilindustrie angetreten. Neuere Entwicklungen zielen darauf Schichten herzustellen die sogar konträre Aufgaben übernehmen können. Sie sollen hart und verschleißfest und zugleich zäh und selbstschmierend sein. Diese ambitionierten Aufgaben sind mit Hilfe von nanostrukturieren Materialien realisierbar. Diese sind ein- oder mehr-phasig aus Bestandteilen aufgebaut deren charakteristische Größe im Nanometerbereich (1 Millionstel eines Millimeters) liegt.
Die Ergebnisse seiner Arbeit können in der Werkzeug-, Automotive- und Aerospace-Industrie umgesetzt werden. So soll es möglich werden, die Einsatztemperatur von Turbinenwerkstoffen (für Energie-, Luft- und Automobilbau) zu erhöhen, was eine Steigerung des Wirkungsgrades zur Folge hat. So wird mit den fossilen Energiereserven sparsamer umgegangen.
Es geht also um industrienahe Forschung, die Suche nach neuen und intelligenten Werkstoffen ist ein Charakteristikum des steirischen Werkstoffclusters.
Herr Mayrhofer ist aber auch ein musischer Mensch und bringt als Musiker ganz spezielle metallische Werkstoffe zum Ertönen, wenn er zur Trompete oder zum Flügelhorn greift. In seiner Mitwirkung in der Chor- und Orchestermusik findet er seinen Ausgleich.
Mit einem Wort, er ist ein Wissenschaftler, der alle Stücke spielt.


Wir kommen  nun zu den Großen Josef-Krainer-Preisen

Luise KLOOS

Luise Kloos ist eine Künstlerin und Kunstvermittlerin die auch gegen den Strich bürstet:
Kloos wörtlich: „Ich bin ich am Ausbrechen aus dem Gewohnten interessiert. Ich stelle alte Strukturen infrage und beschreite neue Wege. Dabei hinterfrage ich bestehende Systeme und ich hinterfrage die Leistungen und die zunehmende Machtposition von Kuratoren, Direktoren und Fachbeiräten, deren Engagement mehr und mehr zu einer Entmündigung von Künstlerinnen und Künstlern führt … Ich setze mich auch intensiv für eine Kunstvermittlung ein, die erfreulicherweise auch jene erreicht, die zunächst nicht unbedingt in eine Galerie oder Museum gehen.“
Wenn sie ihren Lebensweg reflektiert, meint sie: „Ich habe einen untypischen Weg als Künstlerin, aber einen typischen Weg als Frau beschritten. Ich habe zwei Söhne großgezogen ehe ich mich für die Kunst freimachte.“ (Stephan macht sein Doktorat in Medizinischer Anthropologie an der Universität Berkeley und Thomas studierte in Indien Sanskrit und Vedische Philosophie und arbeitet ehrenamtlich in einer großen Sozialinstitution in Südindien).
In bescheidenen Verhältnissen in Judenburg geboren, erlernte sie zunächst den Brotberuf einer Krankenschwester. Erst dann kam sie zum Studium Pädagogik und Fächerkombination. Später studierte sie Künstlerische Gestaltung an der TU Graz und besuchte auch die Akademie der bildenden Künste Wien.
Frau Kloss gründete 1995 einen Verein für bildende Kunst und hatte seitdem 12 gut besuchte internationale „artists in residence-Projekte“. Daraus entstand ein Netzwerk, das in ein EU-Kulturprojekt mündete. Im letzten Herbst initiierte sie „Heimat im interkulturellen Dialog“, das wird in einem Monat in der Europäischen Union vorgestellt.
Sie leistet in vielen Gremien wichtige Arbeit: Landeskulturbeirat, Kulturbeirat der Stadt Graz, Grazer Kindermuseum, Kuratorin des Österreichbeitrages bei der Illustratorenbiennale in Zagreb, Mitglied des Europäischen Kulturparlaments und Gründungsmitglied der Nomadischen Universität für Kunst, Philosophie und Management. 1998 kam der Auftrag für „bananenrot und himbeerblau – die Geheimnisse der Früchte“ aus dem Landesmuseum Joanneum. Die Früchtesammlung des Museums wurde für Kinder ausgestellt und dazu ein Kinderbuch illustriert. Dafür gab es den österreichischen Kindersachbuchpreis. Der Erfolg hat sich herumgesprochen; denn nun bekommt sie europaweit Aufträge für Performances für und mit Kindern. Sie gibt ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet an der Universität Zadar und an der Fachhochschule Joanneum weiter.
Unter anderem initiierte sie 2003 die Kinderbuchmesse, jetzt bekannt als „bookolino“, im Literaturhaus Graz, die Gastateliers am Dachstein und den Jugendkunstpreis der Stadt Knittelfeld
Ein Höhepunkt war für sie die Einladung, im Yeshiva University Museum in New York eine Glasfaserinstallation zum Holocaust Gedenken zu errichten. Sie wurde auch 2007 zu einem internationalen Wettbewerb in London für jüdische Kunst geladen und aus 550 Einreichungen auch nominiert. Frau Kloos ist ein unermüdlicher und kreativer Motor des Kulturgeschehens.
Für ihre vielseitigen Tätigkeiten erhielt sie bereits namhafte Preise. Diesen dürfen wir heute den Großen Josef-Krainer-Preis hinzufügen.


OPUS
Günter GRASMUCK, Ewald PFLEGER, Kurt René PLISNIER und Herwig RÜDISSER

Die „Opus Pocus Story“ (wie die Band es selbst formuliert) ist eine einmalige Erfolgsgeschichte, die mit dem Schlagwort getitelt werden könnte: Von der Garagenband zu den Charts-Stürmern.  1973 fand man sich in der Urversion: Kurt Rene PLISNIER (keyboard), Ewald PFLEGER (Guitarre) und der Exsängerknabe Walter BACHKÖNIG (bass) probten ihre Eigenkompositionen in regelmäßigen Sessions. Daneben gab es auch Rockversionen der kleinen Nachtmusik oder des Säbeltanzes. Damit bestritt man erste Konzerte im Burgenland und der Steiermark. Mit Günther GRASMUCK am Schlagzeug kam man dem heutigen OPUS – Sound schon näher. Ein Meilenstein war das von OPUS 1978 organisierte „Austria Rock Festival“. 1979 wurde per Zeitungsinserat die Stimme Herwig RÜDISSER gefunden. Dann nahm OPUS in Deutschland das erste Album „Daydreams“ auf. 1981 kooperierte man erstmals mit Starproduzenten Peter MÜLLER. Mit „Eleven“ schaffte OPUS die erste „Goldene“. Die Singles „Eleven“ und „Flyin´ High“ werden Top–Hits in Österreich. 1982 trat man in Deutschland bei der Show „Auf los geht´s los“ auf.
Bald darauf begeisterten sie bereits in 65 Konzerten über 100.000 Fans. Ein Markstein war das „Ö3 – Open Air“ in Wien, bei dem sie zum ersten Mal mit Wolfgang AMBROS und Reinhard FENDRICH auf der Bühne standen.
1984 feierte OPUS das 11-Jahres-Fest im Oberwarter Stadion vor tausenden Fans, denen der neue Titel „Live Is Life“ gewidmet wurde. Dieser wurde in Österreich zum Mega-Seller und ging auch um den Rest der Welt. OPUS ist nun in Top Of The Pops/GB, Solid Gold/USA, MTV und anderen renommierten Musiksendern zu hören. Es folgten Touren durch die USA. Sie spielten aber auch Konzerte im ehemaligen Ostblock. Sie erhielten viel „Edelmetall“ und eroberten auch Südamerika im Sturm. Sie zählten neben FALCO und Anton KARAS zu jenen drei österreichischen Interpreten, die im New Yorker „Tower Records“ erhältlich waren. Zahlreiche ausverkaufte Stadien und Hit-Alben zeugen von der ungeheuren Popularität. Opus zeigte auch soziales Engagement, so z.B. mit einer großzügigen Spende an Greenpeace. Anfang der 90er-Jahre kam es zu Umbrüchen in der Band (neue Plattenfirma, neue Agentur). Das neue Millenium startete mit einer Riesenshow im ZDF zu Silvester in Berlin mit Thomas GOTTSCHALK. 2002 gab es wieder Livekonzerte in Österreich, Deutschland & Italien, nun in einer Besetzung mit zwei zusätzlichen Drummern von „Studio Percussion“ aus Graz.
Es folgten  TV-Shows, Livekonzerte und Festivals in aller Welt. 2006 war ein Auftritt in der Grazer Oper, zusammen mit einem von Christian KOLONVITS  geleiteten symphonischen Orchester ein Höhepunkt.
Heuer gibt es ein  wichtiges Jubiläum: 25 Jahre „Live Is Life“! Der Hit wird dabei in drei internationalen Filmproduktionen präsentiert: In „Der Knochenmann“ (läuft bereits im Kino), in der TV-Komödie „Das Seniorenheim schlägt zurück“ (ab Herbst im TV) und in der Hollywood-Komödie „Young Americans“ (demnächst in amerikanischen Kinos).
Eines ist sicher: es gibt einen vollen Terminkalender. Auch nach 36-jähriger Karriere macht es den Mitgliedern von Opus großen Spaß gute Musik zu machen.
Wir freuen uns mit Opus über die großen Erfolge in aller Welt.
Mit dem Großen Josef-Krainer-Preis wollen wir zum Ausdruck bringen, dass auch wir in Ihrer Heimat sehr stolz auf Sie sind.


Journalisten sind nicht immer sehr beliebt.
So bekannte beispielsweise die Krimi-Autorin Agatha Christie: Ich habe Journalisten nie gemocht. Ich habe sie alle in meinen Büchern sterben lassen.
Doch es gibt auch erfreuliche Ausnahmen: Journalisten, die beliebt sind und die den nachhaltigen Beweis dafür antreten, dass Qualität und erfolgreicher Journalismus keine Widersprüche sein müssen.
Damit kommen wir zu

Dr. Günther Ziesel

Der geborene Grazer arbeitete schon während als Jus-Student beim ORF Steiermark, er war dann auch Redakteur der innenpolitischen Abteilung des Fernsehens in Wien. 1974 moderierte er an den Samstagabenden die Eurovision-Unterhaltungsshow „Tip“. Als die ZiB 2 neu eingeführt wurde, wurde sie von ihm ab 1975 als Anchormann präsentiert. 1977 bis 1990 war er Chefredakteur des ORF Steiermark. 1986 bis 1994 verfasste er die wöchentliche Sendereihe „Gedanken zur Zeit“ in Radio Steiermark. Auf Grund seines weiten Horizonts finden wir ihn auch als Autor und Regisseur von vielen qualitätsvollen Dokumentationen.
In seiner Amtszeit als Chefredakteur erfolgte 1988 eine bedeutende Ausweitung der Fernsehregionalberichterstattung mit dem Start der inzwischen täglichen Fernsehsendung „Steiermark-heute“.
1990 bis 1994 war er Intendant des ORF Steiermark.
Von 1995 bis 2002 befragte er prominente Gäste in der ORF-Pressestunde.
Dr. Günther Ziesel war auch Vorsitzender des österreichischen Redakteurrates und Mitglied der Rundfunkreformkommission von Kanzler Kreisky und jener Kommission, die Justizminister Dr. Broda zur Ausarbeitung eines neuen Medienrechtes einsetzte.
Besondere Beliebtheit erlangten seine Kolumnen „Gedanken zur Zeit“ in der Kleinen Zeitung.
Doch eine rekordverdächtige Leistung ist sein Magazin „Alpen-Adria“. Die Idee dazu hatte er 1978 in Venedig. Dort versammelten sich damals Regierungsvertreter von Venetien, Friaul-Julisch-Venetien, Slowenien, Kroatien, Kärnten, Oberösterreich und der Steiermark, um auf steirische Initiative die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria zu gründen. Ziesel schlug den Chefredakteuren der regionalen Studios vor, eine gemeinsames Magazin zunächst im Radio zu gestalten und damit war das ‚Alpen-Adria-Magazin‘ im Hörfunk geboren, 1982 entstand das TV-Magazin.
Diese Initiative war eine medienpolitische Großtat: Dass TV-Stationen der NATO-Länder,  des Warschauer-Paktes, des blockfreien Jugoslawien und der neutralen Länder Schweiz und Österreich ein gemeinsames Magazin gestalten, war eine Sensation. Diese Zusammenarbeit gab vielleicht auch einen Anstoß zu politischen Umwälzungen in diesen Regionen. Es gibt in ganz Europa kein anderes Magazin, das von 17 regionalen und nationalen TV-Sendern aus sieben Staaten mit fünf verschiedenen Sprachen gemeinsam gestaltet wird.
2007 fand eine Feier zum 25 Jahr-Jubiläum dieses Fernsehmagazins statt, das nun als internationales Mitteleuropamagazin „Alpen-Donau-Adria“ ausgestrahlt wird.
Er war auch stets bereit sein Wissen an junge Leute weiter zu geben und wirkte als Lehrbeauftragter an der Grazer Universität.
Er übt auch viele ehrenamtliche Tätigkeiten aus. So ist er Vorstandsmitglied von „Special Olympics Austria“. Er ist auch Mitglied der Stiftung „Menschen für Menschen“ Karl-Heinz Böhms, Präsident der „Steirischen Gesellschaft der Musikfreunde“ und des „Grazer Symphonischen Orchesters“. 
Und so wage ich eine abschließende These: Hätte Agatha Christie Günther Ziesel gekannt, sie hätte ihn nicht als Romanfigur sterben lassen. Doch leben lassen ist zu wenig. Wir wollen ihn hoch leben lassen. Und das dürfen wir nun mit dem Großen Josef-Krainer-Preis zum Ausdruck bringen.