Großer Josef Krainer-Preis

Em.o.Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut KONRAD (Wissenschaft)
Dr. Helmut MARKO (Wirtschaft und Sport)

Würdigungspreise 2023

Priv.-Doz. MMag. Dr. Franz HARTLIEB, LL.M. (Rechtswissenschaften)
Assoz.Prof. Priv.-Doz. Mag. Corina MADREITER-SOKOLOWSKI, Ph.D. (Molekulare Biowissenschaften)
Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Nina SCHALK (Materialwissenschaften)
Assoc.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin STEINBERGER (Technische Wissenschaft)

Förderungspreise 2023

Dr. Zhuo CHEN (Werkstoffwissenschaften)
DDipl.-Ing. Tomas KAMENCEK (Technische Physik)
Dipl.-Ing. Dr. Christoph LEITNER (Biomedizinische Technik)
Dr. Laura PAJED, MSc (Molekulare Biowissenschaften)
Mag. Dr. Marielena PLIESEIS (Rechtswissenschaften)
Dr. Peter SAGMEISTER, MSc (Chemie)

Die Krainer-Preisträgerinnen und Preisträger mit Landeshauptmann Christopher Drexler und Obmann Gerald Schöpfer
© Foto:  LandSteiermark/Fischer

Ansprache des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer

Herzlich Willkommen zur Verleihung der Josef Krainer-Preise! 

Die nun zu vergebenden Preise sind nach Josef Krainer Senior benannt. Er prägte als Landeshauptmann von 1948 bis 1971 die Steiermark. Aber natürlich denken wir auch an seinen Sohn Dr. Josef Krainer. Er war von 1980 bis 1996 Landeshauptmann.                                                                                               

Während die Heimatpreise stets im November vergeben werden, überreichen wir heute die Wissenschaftspreise und zwei große Preise.

Als Vorsitzender darf der Jury sehr herzlich danken. Und ich gestehe, es war wie immer schwierig; denn es gab so viele exzellente Einreichungen, dass wir gerne  10-mal so viele Preise vergeben hätten. So wurde entschieden, die Preisgelder zu teilen. Dennoch schmerzt es, dass viele auch ausgezeichnete Forscher nicht prämiert werden konnten.

Besonderer Dank gilt dem Vorstand, aber auch dem Geschäftsführer Prof. Dr. Klaus Poier, unserem Finanzmanager Dr. Karl Maitz, Gudrun Bergmayer, Lukas Karl Neumann und allen, die im Umfeld dieser Preisverleihung mitwirkten.

Es werden heute auch zwei Große Krainer-Preise an ganz besondere Persönlichkeiten überreicht. Darum kann man sich nicht bewerben, die Auswahl erfolgt durch den Vorstand des Steirischen Gedenkwerkes.

Die Preise werden von LH Christopher Drexler und namens der großen Krainer-Familie von Clemens Jaufer übergeben.

 

Was wäre ein Fest ohne Musik? 

Heute spielen für uns wieder einmal die großartigen Spafudler:

Lucia Froihofer – Geige
Elisabeth Koval – Geige
Daniel Fuchsberger – Kontragitarre, Marimba
Gabriel Froihofer – Kontrabass

Wir begannen bereits mit einem Hambo, das ist ein schwedischer Volkstanz mit einer Dudelsackmelodie und werden noch einige wunderbare Sachen hören.

Wir haben eine exzellente Musik. Wie haben auch außergewöhnliche zu ehrende Persönlichkeiten.

Und: sehr geehrter Herr Landeshauptmann, wenn Du gestern in Deiner bemerkenswerten Steiermark-Rede bekundest hast, dass Du großes Vertrauen in die Wissenschaft hast, dass sie wesentlich zur Lösung der Zukunftsprobleme, wie z.B. zur Bekämpfung des Klimawandels, beitragen werden, dann hast Du heute einige dieser Persönlichkeiten vor Dir.

Johann Nestroy meinte einmal: Das Geheimnis der Langeweile besteht darin, alles erzählen zu wollen. Alles erzählen zu wollen, ist bei den so eindrucksvollen Lebensläufen und Leistungen unserer zu Ehrenden gar nicht möglich. So bitte ich um Verständnis, dass die Laudationes sehr komprimiert sein werden.

 

Wir beginnen mit den Förderpreisen…

Dr. Zhuo Chen ist ein hervorragender junger Wissenschaftler, der aus dem Fernen Osten in die Steiermark gekommen ist. Hier passt er wunderbar in die Forschungslandschaft, die sich durch die höchste Forschungs- und Entwicklungsquote von Österreich auszeichnet.

Durch seine systematischen Transmissionselektronenmikroskopie-Forschungen konnten innovative und bahnbrechende Ergebnisse in den Materialwissenschaften erzielt werden.

Da unser Preisträger hervorragend englisch und chinesisch, aber nicht deutsch spricht, werde ich nun die Laudatio in Englisch fortsetzen, denn meine Chinesisch-Kenntnisse sind noch verbesserungsfähig:  

Dr. Zhuo Chen is a scientist, born in China, with extraordinary talents. He studied at the Tianjin University and the Hefei University of Science and Technology in China.

Between 2014 and 2015 he came the first time to Austria as an exchange student at the university of Innsbruck. 2021, after his studies of Materials science, he received in Leoben the degree of a doctor rerum montanarum with the doctoral thesis „Study on the interface structure of transition metal nitride thin films by advanced electron microscopy”.

Now he is a post doctor at the Erich Schmid Institute of Materials Science of the Austrian Academy of Science.

Since 2021 he is doing research in his very interesting project with the headline: „Atomic resolution study of the interface structure in multilayer hardcoatings“

His work was reviewed by many experts and they agreed on the outstanding excellency of his research. So we are very glad that we can honor him with the Josef-Krainer – Förderpreis.

This will encourage you to a successful future impressive scientific career.

Congratulations!

Friedensreich Hundertwasser meinte einmal: „Menschen müssen begreifen, dass sie das gefährlichste Ungeziefer sind, das je die Erde bevölkert hat.“

Und er hatte recht: Wir überfordern unseren Planeten.  

Wie begegnet man dem Klimawandel? Man kann protestieren und sich am Asphalt festkleben, man kann a la Trump den Klimawandel leugnen. Aber es gibt noch eine dritte Möglichkeit – und damit sind wir beim großartigen Forscher Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. Tomas Kamencek.

Er gehört zu jenen Pionieren, die mit allen Wassern gewaschen sind. Er beschäftigt sich mit dem Grünen Wasserstoff, der mittels Elektrolyseur gewonnen wird, bei dem der Energiebedarf für die Elektrolyse aus erneuerbaren Energien wie z. B. Windenergie oder Sonnenenergie gedeckt wird. Als Rohstoff dient das Wasser. Grüner Wasserstoff gilt als einzige umweltfreundliche, klimaneutrale Möglichkeit der Wasserstoffgewinnung. Damit soll fossile Energie teilweise ersetzt werden. Wasserstoff gilt als ein Treibstoff der Zukunft.

Unser Preisträger kam in Leoben zur Welt, machte nach dem Physik-Bachelor in Graz den Master in Technischer Physik und Advanced Materials Science. Seine Doktorarbeit widmete er sich der Kontrolle über die mechanischen und thermischen Charakteristiken von metallorganischen Gerüstverbindungen durch Phononen und deren Eigenschaften. Nach Erfahrungen als Praktikant, Studentischer Mitarbeiter und Universitätsassistent arbeitet er nun bei der Andritz AG in der jungen Abteilung Green Hydrogen. Tomas Kamencek hat alle Prüfungen großartig bestanden, eine Sub-Auspiciis-Promotion steht bevor.

Übrigens: Unser Preisträger ist kein weltfremder Wissenschaftler, sondern er ist oft auf Klettersteigen oder Skitouren anzutreffen. Wie gesagt, er ist mit allen Wassern gewaschen, nicht nur mit dem Wasserstoff: Den Sprung ins kühle Nass wagt er nicht nur zum Spaß beim Wildwasserschwimmen oder Kajakfahren, sondern meint das auch durchaus ernst: Er ist Landesreferent für Rettungsschwimmen bei der österreichischen Wasserrettung, wo er das Ausbildungs- und Einsatzwesen mitgestaltet.

Wir ehren also eine Persönlichkeit, die auf vielen Gebieten Großartiges leistet. Herzliche Gratulation!

Auch unser nächster Preisträger beweist, dass unsere Forscher trotz bewundernswürdiger Spezialkenntnisse durchaus mit beiden Beinen im Leben stehen und vielseitige Talente aufweisen.

 

Damit kommen wir zu Dr. Christoph Leitner, MSc.

Leitner ist Forscher an der Fakultät für Biomedizinische Technik an der TU Graz. Seine Arbeit ist Brücke zwischen Grundlagenwissenschaft und menschenzentrierten Anwendungen.

Der gebürtige Kärntner kam zum Studium Maschinenbau an die TU Graz. Während des Studiums gab es Aufenthalte an den Universitäten Trondheim und Svaldbard in Norwegen und er volontierte an der Wirtschaftsaußenhandelsstelle in Sydney.

Nach dem Masterabschluss war er Assistent an der TU Graz, bevor er als Senior Researcher am ebenfalls in Graz ansässigen „Virtuellen Fahrzeug“ forschte.

Der Sport spielte für Leitner immer schon eine große Rolle. Seine Erfolge und ein Sponsor ermöglichten es ihm, 2011 bis 2018 Triathlon in der olympischen Kurzdistanz als Profisportler auszuüben. So vertrat er Österreich in aller Welt. Dass der olympische Traum unerreichbar blieb, war nur eine vermeintliche Niederlage: Denn so lernte er Univ.-Prof. Martin Sust kennen, der ihn zum Motorik-Stipendium brachte, das er 2018 erhielt.

Für das Doktorat forschte er über menschliche Bewegungen. Dabei erkannte er die Insuffizienz herkömmlicher Messmethoden, was ihn zurück zur TU Graz brachte, wo er neuartige, hautanhaftende Ultraschallsensoren entwickelte. Zur Auswertung bediente er sich künstlicher Intelligenz und stellte seine eigens entwickelte Software frei zur Verfügung.

So konnte er hochkarätige internationale Forschungspartner gewinnen.

Für sein Verständnis von Wissenschaft ist es wesentlich, einen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen. Dies gelingt ihm auf großartige Weise. Dafür können wir nun den Josef-Krainer-Förderpreis überreichen.

Die molekularen Biowissenschaften beschäftigen sich mit den komplizierten Vorgängen im menschlichen Körper. Ihre Forschungen tragen entscheidend zu neuen Therapien bei Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen bei.

 

Damit kommen wir zu Dr. Laura Pajed.

Unser Preisträgerin kam im wunderschönen Bad Eisenkappel in Kärnten zur Welt. Unweit davon befindet sich die Trögerner Klamm, ein sehenswertes und artenreiches Naturschutzgebiet. Über die dortige Zikaden-Fauna verfasste die naturverbundene Forscherin ihre Bachelorarbeit im Biologie-Studium an der Grazer Universität. Anschließend absolvierte sie ihr Master- und Doktoratsstudium und promovierte am Institut für Molekulare Biowissenschaften.

Dann begann sie als Projektmitarbeiterin in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Günter Hämmerle in Kooperation mit Dr. Gabriele Schoiswohl über eine Enzymfamilie zu forschen, die im Metabolismus bei Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wichtig ist. Als Teil der einer Arbeitsgruppe von Priv.-Doz. Dr. Martina Schweiger am Institut für Molekulare Biowissenschaften wird sie nun als Postdoc an neuen Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten von metabolischen Erkrankungen forschen. Dabei sollen molekulare Grundlagen der Regulation des Auf- und Abbaus von Fett- und Muskelmasse untersucht werden. Frau Dr. Pajed ist Mitglied der Österreichischen Atherosklerose Gesellschaft und assoziiertes Mitglied der BioTechMed Graz. Sie hat bereits viele Stipendien und Auszeichnungen erhalten, absolvierte auch einen Forschungsaufenthalt an der Universität Pittsburgh in den USA.

Übrigens: sie ist auch passionierte Tennisspielerin, doch heute ließ sie ihr Tennis-Racket zu Hause, denn sie muss die Hände frei haben, um den verdienten Josef-Krainer-Förderpreis entgegenzunehmen.

 

Mag. Dr. Marielena Plieseis

Der Lebenslauf unserer Preisträgerin zeigt große Vielseitigkeit.

Im Salzkammergut in Bad Ischl, geboren, besuchte sie dort das Gymnasium. Es folgte das Diplomstudium der Rechtswissenschaften in Graz. Dazwischen führte sie ein Auslandsaufenthalt an die Université Lumière in Lyon. Dann begann sie das Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften in Graz und war bei Univ.-Prof. Peter Bydlinski als Assistentin tätig und arbeitete auch als Redaktionsassistentin beim Verlag Österreich.

Ihre im MANZ-Verlag publizierte Dissertation widmete sich auf rund 280 Seiten der Rechtsnatur, der Ausgestaltung und der Pauschalierungswirkung von Verzugszinsen.

Sie erhielt bereits mehrere Auszeichnungen: Sie forschte auch am Max-Planck-Institut in Hamburg.

Sie kultiviert aber nicht nur ihre juristischen Fähigkeiten: Sie spielt leidenschaftlich auf jenem Klavier, das ihr Familie und Freunde zur Promotion schenkten.

Sie engagiert sich auch ehrenamtlich, etwa beim Legal Literacy Project Graz, wo Jugendliche unter dem Motto. „Making law simple and fun“ ein rechtliches Basiswissen bekommen.

Der Berufsweg bleibt weiter spannend: Nach der Gerichtspraxis wird nach Wien übersiedelt und in einer Wirtschaftskanzlei begonnen. Daneben läuft ein weiteres Publikationsvorhaben, da sie als Autorin der Rechtsdatenbank – Keywords tätig ist. Dies ist ein einzigartiges Projekt zur juristischen Erstrecherche.

Den Ausgleich findet sie bei neuen Sportarten wie River-Surfen, Canyoning oder Bogenschießen. Aber auch Fernreisen oder Kulturveranstaltungen in aller Welt stehen ebenso am Programm, wie das Ausreiten am Pflegepferd, oder das Streicheln jenes Hundes, der in Kürze angeschafft werden wird.

Es gibt also viel zu tun – der Josef-Krainer-Förderpreis soll sie dabei begleiten.

Chemie spielt in unserer Welt eine zentrale Rolle. Ohne Chemie gäbe es keine Autos, Flugzeuge, Mobiltelefone, Medikamente, Hygieneprodukte, Bekleidung oder sauberes Trinkwasser. Mit einem Wort: Chemie ist überall.

 

Auch bei den Krainer-Preisen und damit kommen wir zum Chemiker Dr. Peter Sagmeister.

Unser Preisträger ist schon seit jeher von Naturwissenschaften fasziniert. Wie wichtig gute Motivation ist, zeigt sich an seinem Beispiel: Die Liebe zur Chemie wurde bereits von seinem Lehrer in der Chemieolympiade geweckt. Sagmeister wollte von da an die Welt mit Hilfe der Chemie verstehen. Er absolvierte das Bachelor-, Master- und Doktoratsstudium, sowie das Erweiterungsstudium „Leadership“- alles mit optimalem Erfolg.

Die Dissertation „Digitalisierung von Durchflusschemie: Autonome kontinuierliche Produktion mit Echtzeit-Prozessanalytik für datenreiche Experimente“ fand große Anerkennung.

Der gebürtige Kärntner hat in Kanada eine zweite Heimat gefunden und er besuchte dieses Land nach einem Schüleraustausch regelmäßig, bevor er als internationaler Student der Chemie an die University of Calgary ging. Hierbei forschte er nicht nur, sondern er konnte auch seinen Leidenschaften wie dem Lachsfischen in British Colombia nachgehen. Über 18 Jahre war er Fußballer in einem Landesligaverein, man findet ihn auch auf Tennisplätzen, Skitouren und manchem Gipfel.  Er bezwang auch schon den Kilimanjaro. Doch er hat auch noch viele berufliche Gipfel vor sich: Er hat bereits ein Patent für einen neuen Prozess zur Herstellung von Tetrazol-Derivaten und er möchte Start-Up-Gründer mit einem Unternehmen werden, das mit Hilfe von Digitalisierung und Datenwissenschaften die Entwicklung und Optimierung von Herstellungsprozessen für Arzneistoffe beschleunigen kann. Dies ist angesichts der aktuellen Engpässe in der Medikamentenversorgung von höchster Relevanz.

Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Josef-Krainer-Preis!

Die soeben gehörte Jubiläumspolka, komponiert von Daniel Fuchsberger, stimmt uns nun auf die Josef-Krainer-Würdigungspreise ein.

Der Mensch ist ein zoon politikon, also ein soziales, politisches Wesen“, das sich gerne zusammenschließt. Die Gesellschaft ist reich an Verbänden. Und dieses „gemeinsam statt einsam“ klingt gut, aber das schafft zur Freude der Juristen unzählige Rechtsprobleme, die es zu lösen gilt

 

Und damit kommen wir zu Priv.-Doz. MMag. Dr. Franz Hartlieb.

Unser Preisträger wurde in Klagenfurt geboren. Er absolvierte den Wehrdienst und ist Oberleutnant im Milizstand beim Österreichischen Bundesheer.

In Klagenfurt absolvierte er das Bachelorstudium Betriebswirtschaft und Wirtschaft & Recht, sowie das Masterstudium Betriebswirtschaft und war auch Universitätsassistent.

Nach einem Auslandsaufenthalt folgten Studien in Linz und Salzburg, wo er promovierte.

Dann folge er seinem akademischen Lehrer Johannes Zollner an das Institut für Unternehmensrecht der Universität Graz. Hier wurde ihm 2022 die Lehrbefugnis verliehen.

Daneben gab es noch weitere wichtige Gründe, den Lebensmittelpunkt nach Graz zu verlegen. Als Weißwein-Liebhaber schätzt die Nähe zur Südsteiermark, aber entscheidender war, dass er hier seine nunmehrige Frau kennengelernt hat.

Auslandserfahrungen sammelte er u.a. an der Universitá degli Studi di Roma “Tor Vergata” und am Max-Planck-Institut in Hamburg.

Als Privatdozent am Institut für Unternehmensrecht und Internationales Wirtschaftsrecht der Universität Graz hat er den Marschallstab im Tornister.

Sein Schriftenverzeichnis umfasst etwa 50 Positionen. Es geht um  allgemeine bürgerlich-rechtliche Themen über Gesellschaftsrecht bis hin zum Recht von Privatstiftungen.

Seine Habilitationsschrift über Verbandsvertragsrecht behandelt in hervorragender Weise die juristischen Grundlagen von Verbänden. Die Bedeutung seiner Arbeit ist sehr hoch, weil ein Großteil der österreichischen Wirtschaft in Verbandsform organisiert ist

Nun dürfen wir den Josef-Krainer-Würdigungspreis überreichen.

 

Wir kommen zu Ass.-Prof. Mag. Ph.D. Corina Madreiter-Sokolowski

Die Wette Goethes Faust mit Mephisto lautet: „Wird‘ ich zum Augenblicke sagen: Verweile Doch! Du bist so schön! Dann magst Du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen!“

Corina Madreiter-Sokolowski will aber nicht zugrunde gehen, wenn sie den Augenblick zum Verweilen bringt. Wir alle möchten das Altern gerne manchmal nur in Zeitlupen-Tempo erleben. Madreiter-Sokolowski will das genauer wissen und forschte daher an der Verlangsamung des Alterungsprozesses von Gesamtorganismen anhand des mitochondrialen Energiehaushalts. Dafür schlug sie kein Mephisto in Fesseln, sondern die Akademie der Wissenschaften zeichnete sie mit dem Elisabeth-Lutz-Preis aus.

Dieses Forschungsprojekt ist nur die Spitze einer beeindruckenden Laufbahn: Alles begann mit dem Masterstudium Pharmazie und dem Ph.D. in Molekularbiologie – alles mit Auszeichnung.

Sie war auch Gastwissenschaftlerin an Universitäten in Paris, Stockholm und Innsbruck und war Leiterin eines FWF-Forschungsprojektes an der ETH Zürich. Während einer Assistenzprofessur am Gottfried Schatz Research Center der Med-Uni Graz erhielt sie die Venia Docendi für Molekularbiologie und Biochemie. Nun ist sie assoziierte Professorin für „Molekulares Altern“ am Gottfried Schatz Research Center und leitet dort eine fünfköpfige Forschungsgruppe.

Sie wurde bereits mit vielen Auszeichnungen und Förderungen bedacht. Daneben konnte sie über FWF-Förderungen beträchtliche Summen für Forschungsprojekte lukrieren. Im vergangenen Jahr waren es mehr als 1 Million EUR an FWF-Drittmitteln.

Im eingangs erwähnten – ausgezeichneten – Forschungsprojekt ergründete sie die Wirkstoffe von Grüntee und Rotwein. Ob eines der beiden Getränke mit ihren persönlichen Präferenzen übereinstimmt wissen wir nicht.

Klar ist aber, dass die passionierte Ausdauersportlerin mit ihrer Willenskraft noch viel bewirken kann. Ihre nächsten Ziele sind eine volle Professur und die Leitung eines Forschungszentrums.

Wir dürfen nun den Josef-Kainer-Würdigungspreis überreichen.

Bei Berufen, die gendermäßig aufgeteilt sind, gibt es oft Unsicherheiten, wie die andere Bezeichnung lautet. So ist eine männliche Hebamme kein Hebammerich.

Nun, was ist die weibliche Form von Mann?  Die Genderer der FAZ schlagen die Bezeichnung Männin vor. Zumindest bei den Bergleuten, wo dem Bergmann als Widerpart eine Bergmännin empfohlen wird.

 

Nun die Montanwissenschaft wird zusehend weiblicher und so kommen wir zu unserer Preisträgerin Priv.-Doz. Dipl.-Ing. Dr. Nina Schalk.

Sie studierte an der Montanuniversität Leoben Werkstoffwissenschaften und verfasste eine Diplomarbeit über Hartstoffschichten für die Zerspanungsindustrie. Dieses Thema analysierte sie auch im Doktoratsstudium zur „doctora rerum montanarum“.

Seit 2013 ist sie Gruppenleiterin am Lehrstuhl für Funktionale Werkstoffe und Werkstoffsysteme und hat erfolgreich eine Arbeitsgruppe aufbauen können. Seit 2017 leitet sie das Christian Doppler Labor für moderne beschichtete Schneidwerkzeuge. Damit war sie die erste Frau     an der Montanuniversität Leoben, die die die Leitung eines CD-Labors übernommen hat.

Ihre Forschungsergebnisse haben wichtigen Einfluss für industriell genutzte Werkzeuge zum Drehen, Fräsen und Bohren. Die erforschten Beschichtungen – die um ein Vielfaches dünner sind als menschliches Haar – können die Lebensdauer der Werkzeuge um Vielfaches erhöhen.

In ihrer Habilitationsschrift spannte sie im Bereich der Oberflächentechnik den Bogen von Hartstoffschichten hin zu multifunktionalen Schichten. Aus dieser Schrift hat sie auch ein White Paper zu den Herausforderungen für die Beschichtungsindustrie im Zusammenhang mit Klimawandel, Energiewende und Ressourcenknappheit verfasst.

Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet –wir dürfen heute den Josef-Krainer-Würdigungspreis hinzufügen. Darüber freuen sich sicher auch der Ehemann und die 6-jährige Tochter.

Schon die griechischen Philosophen träumten von einer Welt, wo die mühevolle menschliche Arbeit von Maschinen und Automaten unterstützt oder gar ersetzt wird

Diese Träume sind heute weitgehend Wirklichkeit und findige Techniker der Regelungs- und Automatisierungstechnik schlagen hier die Türen zu einer völlig neuen Arbeitswelt auf.

 

Damit kommen wir zu Assoc.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Martin Steinberger.

Das Doktoratsstudiums der Technischen Wissenschaften an der TU Graz schloss er mit der ausgezeichneten Dissertation „Modellierung, Simulation und Regelung von Prozessen zur Herstellung dünner organischer Schichten“ ab. Das Doktorat folgte dem Studium der Elektrotechnik, das er ebenso mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen hat.

Die ausgezeichneten Studienerfolge haben sich früh abgezeichnet: Dem aus Leoben gebürti-gen Steinberger war schon in der Volksschule klar, dass er in die HTL gehen möchte.

Beruflich war er als Universitätsassistent am Institut für Regelungs- und Automatisierungstechnik der TU Graz tätig, bevor als Postdoc an der TU Graz mitwirkte.

Nach Studien an der Università degli Studi di Pavia und dem Royal Institute of Technology in Stockholm habilitierte er sich 2022 im Fach Regelungstechnik an der TU Graz. Dort ist er seit nun als Associate Professor tätig.

Steinberger pflegt zahlreiche Kooperationen, wie etwa mit Forscherinnen und Forschern von Universitäten in Schweden, Italien, Mexiko und Slowenien.

Seine Habilitation verfasste er zum Thema „Analysis and Design of Networked Feedback Loops: A packet-based Approach”, seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Modellierung, Regelung und Stabilitätsanalyse vernetzter Regelkreise, Robuster und Optimaler Regelung sowie der Modellierung und Parameteridentifikation dynamischer Systeme.

Unser Preisträger leitet Projekte an der TU Graz, aber auch mit anderen Universitäten, Kompetenzzentren und Firmen, wie Magna Powertrain und Siemens Mobility. Er ist auch als Reviewer tätig und in vielen Gremien sehr aktiv und ist ein hervorragender Lehrender.

Doch nicht nur die Welt der Wissenschaft fasziniert ihn – seit zehn Jahren erfreut ihn sein Abo bei der Oper Graz. Ich sage nur: Vorhang auf zur Verleihung des verdienten Josef-Krainer-Würdigungspreises.

Die Spafudler spielten soeben ein Lied das gleichsam eine Reverenz an jene Wissenschaftler ist, die auch großartig sind, aber wegen der begrenzten Zahl der Preise nicht berücksichtigt werden konnten. Diese von John Dowland komponierte Weise, in der Bearbeitung von Gabriel Froihofer, trägt den Titel: Es tuad ma lad. Wir hören dann später noch die Fluchtpolka und wir werden dann – wie immer – mit der steirischen Landeshymne schließen.

 

Wir überreichen nun die Große Josef-Krainer-Preise.

Sie alle kennen das Kreisky-Zitat „Lernens Geschichte, Herr Reporter“ Und tatsächlich: viele Phänomene der Gegenwart sind nur verständlich, wenn man auch deren Genesis kennt. Nicht zu Unrecht meinte Kurt Tucholsky: „Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte“.

Während nach einem „on dit“ Journalisten die Sekundenzeiger der Geschichte seien, sind die Historiker nach Bernhard Shaw jene Reporter, die überall dort nicht dabei waren, wo etwas passiert ist. Aber sie können uns helfen in der Vergangenheit zu blättern und wertvolles Wissen für die Gegenwart zu gewinnen.

 

Damit kommen wir zum ausgezeichneten Historiker Univ.-Prof. Dr.phil. Dr.hc. Helmut Konrad.

Geboren in Wolfsberg, Kärnten, studierte unser Preisträger nach der Volksschule in St. Gertraud im Lavanttal und dem Gymnasium in Klagenfurt an der Universität Wien Geschichte und Germanistik, wo er „sub auspiciis praesidentis“ promovierte.

Dann war er Assistent am Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte in Linz, wo er sich auch habilitierte. In der Folge lehrte Helmut Konrad als außerordentlicher Professor an der Universität Linz, an der Universität Innsbruck und schließlich als ordentlicher Professor für Allgemeine Zeitgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz.

Doch Konrad ist nicht nur ein hervorragender Wissenschaftler, sondern auch engagierter Hochschulpolitiker. So war er Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät und 1993 bis 1997 Rektor der Universität Graz und trug maßgeblich zur Modernisierung und Internationalisierung bei. Er war auch Vizepräsident der Rektorenkonferenz.

Er war auch Gastprofessor an renommierten Universitäten wie der Cornell University, der University of Waterloo oder der Yale University. Ferner leitete er Akkreditierungs- und Evaluierungsverfahren und war Mitglied internationaler Gremien.

Seine Forschungsfelder sind die Geschichte des 20. Jahrhunderts, Kultur- und Sozialgeschichte, Arbeitergeschichte, Institutionengeschichte, der Erste Weltkrieg und die Entwicklung universitärer Qualitätssicherungssysteme. Dazu hat er 350 Bücher, Artikel und Editionen verfasst und unzählige Diplomarbeiten und Dissertationen betreut.

Im Archiv wird Geschichte staubtrocken aufbewahrt, es ist nun Aufgabe der Historiker, die Geschichte durch Forschungen lebendig zu machen und anschaulich zu vermitteln. Dies gelingt unserem Preisträger auf hervorragende Weise. Für seine Verdienste erhielt Helmut Konrad schon zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark.

All diesen Auszeichnungen dürfen wir heute den Großen Josef-Krainer-Preis hinzufügen.

Viel Adrenalin, das Geräusch von brüllenden Motoren und der heiße Asphalt, all das gehört zur Welt der Grand Prix – und wen einmal die Rennleidenschaft ergriffen hat, der kommt davon kaum mehr los.

 

Damit sind wir bei Dr. Helmut Marko. Unser Preisträger spielt nicht nur in der Formel I eine führende Rolle, auch die Hotellerie zählt zu seinen Aktionsfeldern.

Dr. Helmut Marko wurde in Graz geboren. Als Schulkollege von Jochen Rindt wurde früh die Faszination für den Rennsport geweckt. Rindt und Marko besuchten ein Internat im Salzkammergut, das damals als „Gymnasium der letzten Hoffnung“ bekannt war. Neben ihnen zählen zur Liste der Schüler auch André Heller, Harald Ertl und Niki Lauda.

Auf den Straßen von Bad Aussee pushten sich Rindt und Marko gegenseitig in einem feuer-wehrroten Porsche. Kein Gendarm hätte ihnen den Führerschein abnehmen können, denn siehatten noch keinen.

In der Formel 1 wird Marko ehrfürchtig „Der Doktor“ genannt. Auf Wunsch seines Vaters, der ein erfolgreicher Unternehmer war, absolvierte er das Jusstudium. 2017 wurde sein Doktorgrad mit dem Goldenen Doktorat erneuert. Ein Jusstudium kann durchaus hilfreich sein: Als Dr. Marko einmal von John Surtees geklagt wurde, war er einfach besser aufgestellt.

Der Erfolg von Rindt gab Marko das Selbstvertrauen, auch selbst Rennfahrer zu werden. Seine Karriere begann mit einem Streckenrekord in Le Mans. Doch die Karriere fand 1972 ein jähes Ende, als ein aufgewirbelter Stein sein Auge traf.

Dann stieg er in die für ihn neue Hotelbranche ein und eröffnete in Graz das Schlossberghotel und das Augarten Hotel. Dann kam das Lendhotel und auch noch das Hotel Kai 36 dazu. Seit Beginn unterstützt er in der Hotelgestaltung junge Künstler. Nach den Hoteleröffnungen gründete er auch ein eigenes Renn-Team, das oft gewann. Er war daneben auch als Manager, etwa für Gerhard Berger, tätig. Ab 2003 war er Teamchef des Formel 3000 Teams von Red Bull und 2005 wurde er Formel I – Motorsportchef von Red Bull.

Bei Red Bull war er mitverantwortlich für zahlreiche WM-Titel. Er gilt in der Formel 1als großer Förderer junger Talente. Als Verantwortlicher des Red Bull Junior Teams erkannte er das Talent des nun doppelten Weltmeisters und in der Formel 1 dominanten Max Verstappen.

Aber schnelle Autos sind nicht alles für Marko. Was vielleicht weniger bekannt ist, ist seine Liebe zur Forstwirtschaft. Hier arbeitet er mit einem Schwerpunkt auf Blätterbewirtschaftung und Mischwald am Plabutsch.

Die bei Grand-Prix übliche Champagnerdusche wird nun ausbleiben, dafür gibt es sicher heftigen Applaus bei der Verleihung des Großen Josef-Krainer-Preises. Wir gratulieren!