Josef Krainer-Heimatpreise 2019

Landesdirektor a.D. Gerhard DRAXLER, Medien

 Ing. Angelika ERTL-MARKO, Gartenbaukultur

 Hutmanufaktur Josef KEPKA & Söhne, Wirtschaft

Mariagrüner Kindertheater, Kultur

Weinbaufamilie TEMENT, Weinbau

Theatercafé, Künstlertreff

 

Gerhard Draxler, Christine Rues, Tanja Baumgartinger und Manfred Koch (beide Theatercafé), Manfred und Heidi Tement, Gerald Schöpfer, Rudolf und Anna Prates (beide Mariagrüner Kindertheater), Klaus Poier, Angelika Ertl-Marko, Karin Krahl-Wichmann und LH Hermann Schützenhöfer (v.l.).
© Foto: steiermark.at/Foto Fischer

Josef Krainer-Heimatpreise 2019

Graz (29. November 2019).- Anlässlich des 48. Todestages von Alt-Landeshauptmann Josef Krainer senior wurden gestern Abend (28.11.2019) zum 23. Mal im Weißen Saal der Grazer Burg die Josef Krainer-Heimatpreise verliehen. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer zeichnete die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam mit Gerald Schöpfer, dem Obmann des Steirischen Gedenkwerkes, und Christine Rues, der Enkeltochter Josef Krainers, aus. Dieses Jahr wurden mehrere Institutionen und Betriebe sowie zwei Einzelpersonen ausgezeichnet: Gerhard Draxler, ORF-Landesdirektor a.D., bekam den Heimatpreis für sein Wirken in der steirischen Medienbranche, Angelika Ertl-Marko wurde für ihren Einsatz für die Gartenbaukultur ausgezeichnet. Im Kultur- und Kunstbereich gingen Heimatpreise an das Mariagrüner Kindertheater und an das legendäre Theatercafé in Graz. Die Hutmanufaktur Josef Kepka & Söhne wurde als steirisches Vorzeigeunternehmen mit großen Verdiensten für die steirische Hutkultur ausgezeichnet. Die Winzerfamilie Tement aus Ehrenhausen an der Weinstraße bekam den Josef Krainer-Heimatpreis für ihre große Vorreiterrolle im steirischen Weinbau verliehen.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer gratulierte in erster Linie den Preisträgerinnen und Preisträgern und betonte in seiner Ansprache: „Allen Preisträgerinnen und Preisträgern gratuliere ich herzlich, sie sind würdige Vertreterinnen Vertreter des Namens, den der Preis trägt. Über den Tellerrand hinauszublicken, Neues wagen, mutig voranzugehen – das war der Weg Josef Krainers. Alle heute Ausgezeichneten sind in ihrem Bereich auch einen solchen Weg gegangen“.

Seit dem Jahr 1996 wird der Josef Krainer-Heimatpreis in Würdigung besonderer Verdienste um die Vertiefung kultureller Identität in allen Dimensionen der Lebenswelt der steirischen Heimat durch den Vorstand des Gedenkwerkes vergeben.

 

Quelle: Landespressedienst

 

Ansprache des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer

Meine sehr verehrten Damen und Herren.

Ich darf Sie sehr herzlich zur Verleihung der Josef Krainer-Heimatpreise begrüßen.

Ein ganz besonders Willkommensgruß gilt allen Preisträgerinnern und Preisträgern; denn sie stehen im Mittelpunkt des heutigen Abends.

Ein herzlicher Gruß aber auch allen Verwandten und Freunden der Preisträger.

Wir freuen uns, dass der Weiße Saal heute so gut besucht ist.

Angeblich beginnt nun bald die stillste Zeit im Jahr, und es sollten im Advent Ruhe und Besinnung einkehren. Doch die Realität sieht meist anders aus. Dass Sie sich heute trotz der beginnenden Hektik Zeit genommen haben, ist eine ganz besondere Auszeichnung für unsere Preisträger.

Wir freuen uns, dass auch so viele Ehrengäste gekommen sind.

Die Preise, die nun an verdiente Persönlichkeiten vergeben werden tragen den Namen des unvergessenen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer Senior, welcher die Steiermark durch 23 Jahre als Landeshauptman prägte.

Sein Name ist mit dem Schicksal unseres Landes eng verbunden. Er prägte das politische Klima, lebte die steirische Eigenständigkeit und er liebte das klare Wort und ein offenes zukunftsgerichtetes Denken.

Neben den Wissenschaftspreisen, die immer am Landesfeiertag im März vergeben werden, kommt den Heimatpreisen eine ganz besondere Bedeutung zu. Im Gegensatz zu den Wissenschaftspreise geht es hier um Leistungen, welche viel mit der steirischen Identität zu tun haben.

An dieser Stelle darf sehr herzlich allen danken, die an der Vorbereitung der Preisverleihungen mitwirkten. Dies war der Vorstand des Steirischen Gedenkwerkes, besonders danke ich unserem Geschäftsführer Prof. Dr. Klaus Poier, Finanzreferent NRAbg.a.D. Dr. Karl Maitz, Frau Gudrun Bergmayer und Herta Miessl. In Rahmen der Preisverleihungen werden besondere Leistungen vorgestellt. Damit wird bewusst, über welch großartige und unterschiedliche Persönlichkeiten unser Land verfügt.

Einige davon dürfen wir heute in das Rampenlicht stellen.

Wir haben also eine gute Stunde vor uns, die uns stolz machen soll, weil es so viel Positives gibt, wofür wir herzlich Danke sagen.

Die Preise werden übergeben von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Namens der großen Krainer-Familie von Frau Mag. Christine RUES (Enkeltochter von Krainer sen., ihre Tochter ist Mitglied im Mariagrüner Kindertheater).

Was wäre ein Fest ohne Musik?

Heute spielen die SPAFUDLA (Besetzung: Lucia und Bernadette Froihofer – beide Geige,

und Gabriel Froihofer – Kontrabass, Trommel )

Wir begannen mit „Kling Glöcklein Schleuniger und wir hören noch das

Musikstück: „Zwiefacher“ (Komp. Gabriel Froihofer), das Musikstück: „Sedi Donka“ und abschließend die Landeshymne. Wenn Sie sich dabei erheben, haben Sie bereits eine Pol Position für den anschließenden Sturm aufs Buffet.

Theatercafé

In manchen Städten werden um 22 Uhr die Gehsteige hochgeklappt und es senkt sich stilles Dunkel über die biederen Häuserwüsten. Nicht so in Graz. Denn hier gibt es das Theatercafe: Von außen unscheinbar, doch im Inneren große Klasse. Eine bunte Oase, wo Karawanen von Nachtschwärmern einkehren. Hier wird Kleinkunst mit Stil serviert. Kabarettfreunde aus nah und fern lieben das Theatercafé und seine Kleinkunstbühne „Hin & Wider“ in der Mandellstraße.

Was das Theatercafé so einzigartig macht, ist die Wertschätzung der Kunst, dies spiegelt sich im Vintage-Ambiente und der Nähe des Künstlers zum Publikum. Es besticht aber auch die Vereinigung von Kabarett und Kultur mit Kulinarik.

Begonnen hat alles 1885 mit dem „Café Aufschläger“. Dann firmierte das Lokal unter Namen wie „Taverne“ oder „Café München“. Erst 1950 erhielt die Gast- und Kunststätte von Jakob Dieter den Namen „Theatercafé“. Sein Enkel Dieter Slanz und dessen Gattin Elisabeth legten mit dem Engagement der legendären Kabaretttruppe „Die Gimpel“ 1983 den Grundstein zur Kleinkunstbühne „Hin & Wider“.

Seit 1987 wird jährlich der „E-Kleinkunstvogel“ in einem Wettbewerb vergeben. Da hier nur Nachwuchskünstler mit ihrem ersten öffentliches Programm zugelassen sind, startete hier schon manche künstlerische Laufbahn: Mike Supancic und Michael Mittermaier, Markus Hirtler, Susanne Pöchacker oder Paul Pizzera. Bei Alf Poier reichte es nur für den 2. Platz. Heuer gewann übrigens der Tuba spielende dadistische Mönch „TubAffinity“.

Auf die Bühne aufzutreten ist nicht jedermanns Sache. Was aber jeder einmal probierten sollte, sind die legendären Eierspeisen im Theatercafé, die mit Kernöl verbrämt bei Sonnenaufgang besonders gut schmecken.

2008 stand das Theatercafé zum Verkauf. Die gebürtige Kärntner Betriebswirtin Mag. Tanja Baumgartinger, die mit ihrem Ehemann Manfred Koch bereits seit 1999 die Kleinkunstbühne geleitet hatte, rettete die Institution und übernahm das Café. Neben den täglichen Kleinkunstveranstaltungen kam 2012 durch das Jazzinstitut der Kunstuniversität Graz der wöchentlich stattfindende „Late Night Jam“ mit Studierenden zustande. Seit ein paar Jahren gibt es auch monatlich ein Konzert von Eddie Luis & den Gnadenlosen und einmal im Monat ein Sonntagsvarieté um 17.00 Uhr. Damit hat auch die Musik – vor allem der Jazz – Einlass gefunden. Nun erweitert auch die „Tanz.bar 2.0“ das bunte Angebot.

Das Theatercafé war seit jeher Anlaufstelle für Künstler, Kabarettisten und andere Nachtschwärmer. Bereits unter Dieter Slanz gingen hier steirische Künstlergrößen wie Wolfgang Bauer oder die Austropopper von STS ein und aus. Letztere widmeten mit „Herr Lohengrin“ dem Theatercafe ein Lied.

Kabarett, Café, Familienbetrieb: Im Laufe von 130 Jahren trieben sich im Lokal viele illustre Gestalten herum. Während früher Herr Albin bis vier Uhr morgens Klavier spielte, gibt es nun regelmäßig Jazzsessions.

Seit jeher gilt: Im Theatercafé geht es um den Gast, der lachen will, um den Künstler, der unterhalten will und um die Kunst, die leben will.

Tanja Baumgartinger, Manfred Koch und ihr Team haben dieser Kult- und Kulturstätte wieder zu neuer Attraktivität geführt. Dafür dürfen wir nun den Josef Krainer-Heimatpreis überreichen.

Schon der griechische Philosoph Plutarch schwärmte: Der Wein ist unter den Getränken das Nützlichste, unter den Arzneien das Schmackhafteste, unter den Nahrungsmitteln das Angenehmste.

Bei Hermann Hesse heißt es : „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. 1959 geschah dieser zauberhafte Anfang für das Weingut Tement. Damals begannen Josef und Edina Tement auf den Rieden Zieregg und Grassnitzberg. Mit nur 16 Jahren übernahm Sohn Manfred 1976 den Betrieb, nachdem der Vater unerwartet starb. 1982 lernt Manfred Heidi kennen. Die beiden ergänzen sich wunderbar. 1983 reichte er zur Landesprämierung ein und holte gleich 10 Goldmedaillen.

1986 wird Sohn Armin Manfred Josef geboren. Manfred und die Winzer Gross, Polz und Sattler formieren sich zum Verein der „STK – die Steirischen Terroir- und Klassikweingüter“, dem nun 12 renommierte Weingüter angehören. Die so entstandene Marke „STK“ ist Qualitätssiegel für explizit Steirische Weine.

1991 kommt der 2. Sohn Stefan Josef Martin zur Welt. Alle Kraft gehört nun dem Weingut, die Buschenschank wird geschlossen. Und auch sonst läuft es gut, denn der Sauvignon Blanc von Tement wird bei einer internationalen Weinprobe zum „weltbesten Sauvignon Blanc“ gekürt. Neue Aufgaben brauchen Raum, der neue Keller am Zieregg wird 1999 gebaut. Hier gibt es einen faszinierenden Rundumblick. 2005 steigt der ältere Sohn Armin in den Betrieb ein. Seite an Seite arbeitet er mit seinem Vater Manfred, der ihn mit der Produktion betraut. Die beiden beginnen auf biologische Bewirtschaftung umzustellen und die erworbenen Weingärten der benachbarten Lage Ciringa werden mit Sauvignon Blanc bepflanzt.

Nach Absolvierung der Weinfachschule Silberberg vervollständigt der jüngere Sohn Stefan das „Winzer-Trio“.

2012 verwirklicht sich Mutter Heidi mit dem ersten von insgesamt sechs exklusiven „WINZAREI“-Chalets als Refugium und Kraftort einen Lebenstraum.

Bald kommt es zur 4. „Tement-Generation“: Armin und Monika bekommen den Sohn Johann Josef Manfred und es folgt später Josefine Magdalena. Gleichsam nebenbei wurden die nächsten 8 „WINZAREI“-Chalets eröffnet.

Mit der Ernte 2018 ist Tement nun als biologisch-organisches Weingut für Österreich zertifiziert. Ab 2020 folgen die in Slowenien gelegenen Weingärten dazu.

Heuer wurde das Weingut Tement von der internationalen Jury der „World’s Best Vineyards“auf Platz 15 der sehenswertesten Weingüter der Welt gewählt. Die Familie sagt über ihre Arbeit: „Wir lieben Wein und die Region in der wir leben … Seit vielen Jahrzehnten ist Tement Wein entlang einer Linie, geprägt von den unterschiedlichen Charakteren dieser Familie und der Kraft und Schönheit eines besonderen Landstrichs.“ Der französische Mikrobiologe Louis Pasteur sagte einmal:

„Eine Flasche Wein enthält mehr Philosophie als alle Sachbücher“. Wenn Sie also beim anschließenden Buffet zu einem Glas Wein greifen, dann können Sie beruhigt sagen: ich trinke nicht, ich philosophiere. Die Liebe zum Wein, zur Region und das Bekenntnis zu bedingungsloser Qualität wurden von Generation zu Generation übertragen. Wir dürfen nun den Josef Krainer-Heimatpreis für besondere Verdienste um die steirische Weinkultur überreichen. Herzlichen Glückwunsch!

Unbeirrbare Idealisten sind die schönste Schöpfung der Natur und damit komme ich zum Mariagrüner Kindertheater. Hier sehen die Kinder die Welt im Zauberspiegel wunderbarer Fantasien.

Das Mariagrüner Kindertheater wurde 1988 vom Ehepar Rudolf und Anna Prattes, gemeinsam mit Sohn Stephan gegründet. Unter dem Motto „Kinder spielen für Kinder“ wurden über 20 Theater- und Musical-Produktionen mit rund 160 Kindern auf die Bühne gebracht.

Das Produktionsteam adaptiert Märchenstoffe für das rund 45-köpfige Ensemble, die Musik kommt von professionellen Musikern. Anfangs fanden die Auftritte im Pfarrsaal Mariatrost statt, dann im Odilieninstitut. Niemand hätte es sich erträumen können, wie erfolgreich sich das Kindertheater entwickelt. Seit 2004 ist es mit seinen Produktionen im Next Liberty zu sehen, wo die einzelnen Musicalproduktionen ca. 35 Mal gespielt werden. Derzeit läuft das Musical „Alice hinter den Spiegeln“. Das Musical – frei nach Lewis Caroll – wurde mehrfach mit dem „Goldenen Vogel“, dem Jugendtheater-Anerkennungspreis, ausgezeichnet.

Beim Mariagrüner Kindertheater stehen Kinder aus Graz-Mariagrün auf der Bühne. Sie sind durch geografische Nähe und viele gemeinsame Projekte eingebunden. Mariagrün ist wie ein kleines Dorf – mit Chören, Jungschar, Krippenspiel usw.

So wachsen die Kinder ins Theater hinein.

Die Probenzeit für ein neues Stück beträgt ca. 4 Monate und beginnt meist am Ende des Schuljahres. Andere Hobbies haben in dieser intensiven Probenzeit kaum Platz.

Es gibt keine Gagen, stattdessen wird ein Teil der Einnahmen für Ausflüge – etwa zu großen Musicalbühnen – oder für weitere Produktionen verwendet.

Obmann ist der junggebliebene Diakon Rudolf Prattes, der sich auch in der Pension rundum ehrenamtlich engagiert. Diakonsamt ist Ehrenamt – das gilt auch für Taufen, Wortgottesdienste, Eheschließungen usw.

Rudolf Prattes hat übrigens eine besondere Erinnerung an Josef Krainer: Als 11-Jähriger durfte er als „Treiberbua“ bei der alljährlichen Treibjagd auf der Seite von Josef Krainer dabei sein – eine bleibendes Erlebnis.

Die Mitgründerin, Ehefrau Anna hat immer mitgestaltet, nähte Kostüme und hat sich auch sonst in Mariagrün engagiert eingebracht – und das mit selbst neun Kindern. Man würde meinen, das reiche schon für ein eigenes Theater.

Regie bei den Aufführungen führte anfangs Sohn Stephan. Mittlerweiler ist er nach Berlin gezogen und arbeitet als Kostüm-, Bühnenbildner und Regisseur. Im Kindertheater wurde er von Maria Lemes-Rosanelli in Regie und Inszenierung abgelöst.

Die Spielfreude der Kinder ist für das Ehepaar Prattes Motivation für ihr ehrenamtliches Engagement. Wie man so schön sagt, ein Kinderlachen ist mehr wert als alles Geld der Welt. Deshalb wollen sie auch weitermachen, so lang es geht.

Das Josef Krainer-Gedenkwerk möchte diesen unermüdlichen Einsatz und die großartigen Leistungen des Mariagrüner Kindertheaters heute besonders würdigen und wir dürfen Sie nun vor den Vorhang bitten.

Hutmanufaktur Josef KEPKA & Söhne (Wirtschaft)

Der Stumpen wird gedämpft, aufgezogen und getrocknet, dann gepresst … Die meisten werden nicht genau wissen, wovon ich da erzähle, geht es schließlich um ein Handwerk, das nur mehr wenige kennen. Wir sprechen von der Kunst des Hutmachens und so kommen wir zur Hutmanufaktur Josef KEPKA & Söhne und Karin Krahl-Wichmann.

Die Hutfabrikation Josef Kepka wurde 1910 am Schloßbergplatz in Graz gegründet. Übrigens: Das Wort Kepka bedeutet im Russischen kleines Hütchen.

In den 1930er Jahren wurde die Produktion zum heutigen Standort in der Wickenburggasse verlegt. 1957 kam Helmut Wichmann als Lehrling in das Unternehmen, er übernahm später die Firma. Doch es wurden immer weniger Hüte getragen. 2001 stand Wichmann vor der Pension und da niemand die Firma übernehmen wollte, begann er, die wertvollen Hutformen zu verbrennen.

Doch da hatte er nicht mit seiner sturen Tochter Karin gerechnet: Karin Wichmann, besuchte die Schule für Mode- und Bekleidungstechnik in Graz. Sie musste sehen, dass der Vater die Familiengeschichte zu Asche machen wollte. Sie hielt ihn auf und zornig begann sie, vom Vater die Hutmacherei zu lernen. Damals gab es in Österreich keine offizielle Ausbildung mehr und es war bereits ein freies Gewerbe.

Der Vater meinte, Hutmacher sei ein Männer-Beruf, man brauche Kraft. Doch ihr eiserner Wille war stärker und so übernahm Karin Wichmann 2003 mit 21 Jahren das Unternehmen.

Mittlerweile kann Karin Krahl-Wichmann auf eine erfolgreiche Laufbahn als Unternehmerin und viele Auszeichnungen zurückblicken. Die letzte Hutmanufaktur von Graz ist keineswegs ein alter, verstaubter Hut, sondern entwickelte sich als glänzendes Unikat.

Darf ich Sie auf ein kleines Gedankenexperiment einladen: Stellen Sie sich eine Galavorstellung der Wiener Hofsreitschule vor: Die Bereiter kommen barhäuptig und ohne Pferde in die Arena und versuchen die Courbette oder Levade. Und wenn sie dann vor einem verlegen klatschenden Publikum den Hut ziehen wollen, haben sie keinen. Damit möchte ich sagen: Das Wichtigste der spanischen Hofreitschule in Wien kommt aus der Steiermark. Das sind die Pferde aus Piber und die prachtvollen Uniformhüte, die macht nämlich die Grazer Forma Kepka. Es gibt unzählige Hutarten. Friedrich der Zweite, der alte Fritz – hat einmal gesagt, auch die Krone ist ein Hut, einer in den es hineinregnet. Heute gibt es Partnerschaften mit Traditionsvereinen, man liefert aber auch in angesagte US-Destinationen. 2015 wurde der Zipphut erfunden, bei dem Hutkopf und -krempe ausgetauscht werden können. Eine Kepka Hutbibel zeigt auf über 100 Seiten die aktuellen Hutmodelle. Ein Beispiel dafür ist der weststeirische Büllkoglerhut mit seinen bunten Kordeln, die auf die Besitztümer seines Eigentümers eine besondere Bedeutung haben. (Rot=Wein, Grün= Wald & Wiesen, Gelb: Acker, Blau: Wasser.)

Der Kopf, für den die Firma Kepka keinen passenden Hut hätte, muss erst erfunden werden.

Seit 2012 ist die Manufaktur auch für Führungen geöffnet. In Workshops kann man selbst Hand anlegen und einen Hut kreieren. Zuletzt wurde die Wiener Hutwerkstatt Mazur gekauft, wodurch auch das Wissen um die Fertigung spezieller Hutmodelle nach Graz gelangt und gesichert ist. „Hut ab“ vor der Hutmanufaktur Josef Kepka & Söhne und ihrer Behüterin Karin Krahl-Wichmann. Der Josef Krainer-Heimatpreis soll Dank und Anerkennung für das Engagement um Tradition und Handwerk sein, wir gratulieren.

 Ing. Angelika Ertl-Marko

In unserer hektischen Welt denken nur wenige über paradiesische Sehnsuchtsorte nach. Der Mythos sagt, dass die Menschen, von der Schlange verführt, nach dem verbotenen Biss in den Apfel aus dem Garten Eden vertrieben wurden. Übrigens: Eine deutsche Warenhauskette hat den Titel „Kauf dich glücklich“. Ich zweifle, ob man Glück kaufen kann. Aber immerhin: mit Geld kann man auf angenehme Weise unglücklich sein. Was soll diese Einleitung? Nun: Ing. Angelika Ertl-Marko gehört zu jenen, die uns den Blick für die irdischen Paradiese öffnen, denn das Wort Paradies (griech. parádeisos) bedeutet Garten. „Erde, Gras, Blumen, Gemüse … dies alles wurde Angelika Ertl-Marko in die Wiege gelegt. Im elterlichen Gartenbaubetrieb in Feldkirchen bei Graz trat sie in die grünen familiären Fußstapfen. Sie besuchte die Höhere Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Gartengestaltung in Wien und absolvierte die Meisterprüfung in Zürich und Innsbruck und machte Praktika in aller Welt. Angelika Ertl übernahm mit 23 Jahren den elterlichen Betrieb. Doch es wurde haarig: Ausländische Billigware überschwemmte den Markt. Da ging es ums Überleben. Plötzlich waren Rosen aus dem Glashaus in Feldkirchen teurer, als jene, die aus Südamerika kamen. Den Preiskampf konnte man nicht gewinnen. Eine bittere Erfahrung, aber auch Motivation für Neues.

2001 wurde Angelika Ertl Blumenkönigin. Als florale Majestät wurde sie ins Fernsehen eingeladen. Und sie verstand es königlich für die bunte Welt der Blumen zu begeistern. Dies war der Beginn einer TV-Karriere! Bis heute moderiert sie viele Sendungen, wo sie Tipps zur Welt des Gartens gibt.

Als Gärtnerin und Meisterfloristin liebt sie den Spannungsbogen zwischen rustikaler Gartenarbeit mit Spaten und Gummistiefeln und dem filigranen Kunsthandwerk aus der Natur. Mit Freude teilt sie in Vorträgen und Kursen über Biogärten, Kochen mit Kräutern oder Kompostwirtschaft ihr Wissen. Das Interesse daran ist enorm!

Ihr erstes Buch mit dem wohlschmeckenden Titel „Jetzt haben wir den Salat“ erschien 2016.Auf diesen Bestseller folgte das ebenso erfolgreiche Buch „Das große Boden ABC“. Die Gartenflüsterin schreibt auch viele Artikel für Fachzeitschriften und Wochenmagazine. Vor sieben Jahren eröffnete sie das Garten-Reisebüro „Oliva Reisen“. Interessierte werden zu den weltschönsten Gärten gebracht. Von Kräutergartenreisen nach Südtirol bis zu den schönsten Gärten Englands. Auch außergewöhnliche botanische Reisen, beispielsweise nach Persien oder Marokko, werden angeboten. Unsere Preisträgerin möchte Menschen dazu bewegen, ökologisch und regional zu denken und zu handeln.

Ihre Devise heißt: gesunder Boden, gesunde Pflanze, gesunder Mensch. In diesem Sinne hat sie auch die Plattform „Natur im Garten Steiermark“ mit aufgebaut und war in der Ökoregion Kaindorf an der Gründung eines Wissensforums beteiligt. Eingangs war die Rede davon, dass Gärten etwas vom Paradies haben. Danke dafür, dass sie vielen den Blick dafür öffnen. Unsere Preisträgerin meinte einmal: „Die Zeit, die uns allen geschenkt ist, sollten wir sinnvoll nützen. Wir sollten sie für Dinge aufwenden, die uns glücklich machen.“ Wir hoffen nun, Sie mit dem Josef Krainer-Heimatpreis glücklich zu machen.

Gerhard Draxler (Medien)

Unsere Welt ist im Wandel. Manche glauben, sie sei schlechter geworden. Ich meine aber, vielleicht sind nur unsere Medien besser geworden und berichten blitzschnell und ausführlich, was da in unserer Welt vor sich geht.

Was ist Heimat? Medienwissenschaftler sagen: Heimat ist die Komplementärfarbe, die der Bildschirm auf deine Netzhaut gebrannt hat. Wie wir die Steiermark als Heimat wahrnehmen, hat auch mit unseren Medien zu tun.

Spricht man vom ORF Steiermark, so kommt sofort Gerhard Draxler in den Sinn, der als Landesintendant über 12 Jahre dieses Medienflaggschiff mehr als erfolgreich navigierte. Gerhard Draxler, geboren in Knittelfeld, studierte in Graz Sport und Anglistik, war dann Studienassistent und unterrichtete an der American School of Switzerland, bevor er zum Journalismus wechselte: Diesen Beruf hat Schopenhauer als die Sekundenzeiger der Weltgeschichte bezeichnet. 11 Jahre war er bei der „Steirerkrone“. 1989 kam er in den Aktuellen Dienst des ORF-Steiermark. Dann war Draxler Landesintendant beim ORF in Kärnten, 2002 wurde er ORF-TV-Informationsdirektor. Von 2006 bis heuer war Draxler Landesdirektor des ORF Steiermark. Draxler appelliert für freie und unabhängige Medien. Dazu gehört Mut, schon Perikles wusste: „Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“

Mit seinem Projekt „Facing Nations“ wurden 124 Menschen aus Graz von 124 Nationen vom Künstler Oscar Stocker auf Leinwand gebracht und zu einer Bilderstrecke zusammengeführt. Menschenrechte sind Draxler ein Herzensanliegen.

Es geht ihm um Menschen, um ihre Kultur, ihr Brauchtum und Dialekt. Er will ihnen auf Augenhöhe begegnen. 2017 wurde der Programmschwerpunkt „Wia da Schnobl gwoxn is. Respekt fian Dialekt“ ins Leben gerufen.

Weltoffen und steirisch – dies konnte Draxler erfolgreich vereinen. Besonders die Informationssendung „Steiermark Heute“ hat immer die Regionalität im Auge.

Es gilt, so Draxler, Brücken herzustellen. Das ORF Landesstudio vermittelt das Nahe und Lokale im globalen Kontext. Die letzten Jahre brachten viele Herausforderungen: Digitalisierung, ausufernde Angebotsvielfalt, Social Media und das Unwort „Fake News“ bedrohen das Vertrauen. Gerhard Draxler hat mit seinem Team den steirischen ORF als unabhängiges und souveränes Medium positioniert. Mit den Sparten TV, Radio und Online bildet der ORF Steiermark eine starke Klammer für ein integratives, regionales Zusammenleben. Er ist wichtiger Identitätsstifter und Multiplikator und zeigt die steirische Vielfalt. Er ist Leuchturm regionaler Identität.

Heuer entschied sich Gerhard Draxler zugunsten der Familie in den Ruhestand zu treten.

Sein Engagement, vor allem für die Pressefreiheit, wird weiter wichtig sein.

Buch will er übrigens keines schreiben, da – wie er in einem Interview meinte – „selbst wenn du als Journalist 100 Prozent Wissen hast, kannst du ja ohnehin maximal ein Drittel davon schreiben.“

Als Dank für den jahrzehntelangen, unermüdlichen Einsatz für und um die steirische Medienlandschaft dürfen wird nun den Josef Krainer Heimatpreis 2019 überreichen.