„Josef-Krainer-Heimatpreise 2008“ im Weißen Saal der Grazer Burg verliehen
„Auf kleine Leut g´schaut, mit Großen geredet“

Als einen Staatsmann, „der Zeit seines Lebens auf kleine Leut´ g´schaut, mit den Großen geredet hat“, charakterisierte heute, 27. November, Erster Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer in der Graz Burg Landeshauptmann a.D. Ökonomierat Josef Krainer anlässlich der Josef Krainer-Heimatpreisverleihung 2008. Ausgezeichnet wurden beispielsweise Prinzessin Annemarie Liechtenstein für die Erhaltung der Riegersburg oder Robert Schauer, Initiator des Internationalen Bergfilmfestivals. Einen Tag vor dem 37. Todestag waren die Familie des Verstorbenen, Freunde und Weggefährten zu Gast in der Grazer Burg, um insgesamt acht verdienten Persönlichkeiten zu den Josef Krainer-Heimatpreisen 2008 zu gratulieren – Steierinnen und Steirer, die mit ihren Leistungen im Sinn von Ökonomierat LH Josef Krainer gewirkt hatten. „Er war ein Steirer, Österreicher, ein Europäer, der aber Zeit seines Lebens aus der Familie, den Gemeinden und dem Land Kraft geschöpft hatte“, betonte Schützenhöfer.

In seiner Begrüßung erinnerte Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Obmann des „Josef Krainer- Gedenkwerks“ an den Zweck des heutigen Gedenk- und Gratulationstages, nämlich „den schöpferischen Geist in unserem Bundesland zu pflegen und fortzusetzen“. Als Ehrengäste begrüßte er Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Krainer mit seiner Familie, die Nachfolgerin Waltraud Klasnic, und auch Siegfried Schrittwieser, Präsident des Landtages Steiermark. Ferner dessen Vorgänger Reinhold Purr, Dipl.-Ing Franz Hasiba, Franz Wegart, Landesrat Dr. Christan Buchmann und Weggefährten von LH Josef Krainer, wie die frühere Umweltministerin a.D. Dkfm. Ruth Feldgrill-Zankel. Zu den Ehrengästen gehörte auch Steiermarks ranghöchster Beamter Landesamtsdirektor Dr. Gerhard Ofner.

Bildtext (sitzend von links): Stefanie Erjautz, Christiane Fuchsbichler, Prinzessin Annemarie Lichtenstein, Pater Karl Maderner und Mag. Dr. Monika Wogrolly.
(stehend von links): Landeshauptmann Stv. Hermann Schützenhöfer, Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Robert Schauer, Mag. Holger Hütter, Schulrat Johann Reischl, die Landeshauptleute a.D. Waltraud Klasnic und Dr. Josef Krainer, Foto bei Quellenangabe honorarfrei
© Foto Fischer

Josef Krainer – Heimatpreiseträger 2008

Stefanie ERJAUTZ: Die Freude am Kunsthandwerk erlernte sie durch den Vater. Aus Strümpfen produzierte sie Trachtenpuppen für das Heimatwerk, in dem sie als Putzfrau arbeitete. Die heile Welt der schönen Trachtenpuppen interessierte sie eigentlich nie, aber immer mehr, was sie mit ihren Puppen zum Ausdruck bringen konnte, nämlich die Wirklichkeit, die „dahintersteht“. So zeigten ihre Puppen auch die Sandler im Elendsviertel oder Gäste von Wirtsstuben. Erjautz´ Sammlung umfasst rund 280 Puppen.

Christiane FUCHSBICHLER wurde 1958 in Bruck/Mur geboren. 1979 war sie Mit-Begründerin des ersten Integrationskindergartens in Österreich. In den Jahren von 1991 bis 2003 übte sie die Bereichsleitung der IZB [Integrative Zusatzbetreuung] in der Mosaik GmbH Graz aus; eine Non-Profit-Organisation zur Betreuung, Förderung und Beratung von Menschen mit Behinderung in der Steiermark, um eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. 1996 gründete FUCHSBICHLER die „Schule und Gesellschaft für Motopädagogik -Mototherapie – Psychomotorik (MMP)“. Unter dem Motto „Leben ist Bewegung – Bewegung ist Leben“ stehen Weiterbildungslehrgänge für Motopädagogik/Mototherapie/Psychomotorik (MMP). Es gilt aus den Erfahrungen und Bedürfnissen in der Praxis, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Entwicklungsauffälligkeiten, sensorische Integrationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und/oder Selbstwertproblemen zu unterstützen, zu begleiten und zu fördern. 

Die Musiker-Brüder Erich Oskar und Mag. Holger HÜTTER veranstalten seit 1996 das Steirische Kammermusikfestival. Aus vier Konzerten im ersten Jahr wurden heuer 40 Aufführungen zwischen 19. Juli bis 7. September. Zur Besonderheit gehört die Vielfalt der Konzertorte, die vom Schloss Eggenberg, dem Zeughaus in Graz, über die alte Kirche von St. Bartholomä, das Stift Rein und die Stiftskirche von Admont bis zum Freilichtmuseum von Stübing und zur Lurgrotte reicht. Zur Aufführung gelangen unter anderem Werke von Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms, Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert. 

Prinzessin Annemarie Liechtenstein: Ist seit 1992 mit Prinz Friedrich Liechtenstein verheiratet und Mutter zweier Söhne. Sie sind als erste der Dynastie auf Riegersburg ansässig. Sie leitet den Betrieb seit 35 Jahren, Auf Riegersburg sind 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigt. Die Riegersburg ist ein touristischer Leitbetrieb der Oststeiermark. Die Landesausstellung Hexen & Zauberer erreichte 1989 mit über 350.000 Besuchern einen steirischen Rekord. Das Land ist bestrebt, dass die Riegersburg in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wird.

Pater Karl MADERNER: Der 1942 geborene trat 1966 in den Franziskaner-Orden ein. 1972 erfolgt die Priesterweihe. Sein Leben steht unter dem Leitspruch „dem Menschen dienen, weil Christus es will“. Er wirkte im Jugendklub CA6 mit, von 1974 bis 1982 war er acht Jahre Studentenseelsorger an der Religionspädagogischen Akademie und Seelsorger für die Laienkatecheten in der Steiermark. 1979 wurde mit Zustimmung von Bischof Johann Weber das „Haus der Stille“ gegründet. Es geht um Hilfestellungen für Menschen, die am Burnout-Syndrom leiden. Pater MADERNER möchte dabei die Menschen unterstützen, sich selbst wieder mehr als Wert zu entdecken. Weiters unterstützt Pater MADERNER Initiativen, die die Menschen verschiedener Volksgruppen bzw. Religionen zusammen führen. Anfang November fuhr er mit Mitarbeitern vom „Haus der Stille“ in die Friedensschule Mrkopalj in Kroation, die verhinderte, dass ethnische Säuberungen stattfanden.

Schulrat Johann REISCHL: Seit 1989 ist der ausgebildete Volks- und Hauptschullehrer Obmann des Roseggerbundes in Krieglach. 1993 fand dann die Landesausstellung in Krieglach zum Thema „Peter Rosegger“ statt. Auf Reischls Initiative hielt Felix Mitterer die Festrede zum 150. Geburtstag Roseggers. Er sorgte für einen Schreibwettbwerb über Peter Rosegger in den Schulen. Heuer fand die bereits 25. Roseggerwoche in Krieglach statt. Namhafte Stargäste waren unter anderem Barbara Frischmuth, Wolfgang Bauer, Gerhard Roth und andere. Die Benennung „Peter Rosegger-Hauptschule“ im Jahr 1992 geht auf den Rossegerbund zurück.

Robert SCHAUER: 1953 geboren, startete er seine Karriere als Expeditionsbergsteiger mit einer Auslandsbergfahrt in das Karakorum-Gebirge. Er erreichte 1978 als erster Österreicher den Gipfel des höchsten Berges der Erde. Das schwierigste alpinistische Unternehmen gelang SCHAUER 1984 mit der Erstdurchsteigung der 3000 m hohen Gasherbrum IV (7925 m)-Westwand im alpinen Stil. 1986 entschloss SCHAUER sich, Filmemacher aus der ganzen Welt zum 1. Internationalen Berg & Abenteuer Filmfestival in Graz einzuladen und legte den Grundstein für eine heute weltweit wahrgenommene Institution. Heuer fand das 20. Internationalen Berg & Abenteuer Filmfestival in Graz von 12. bis 15. November 2008 statt.

Mag. Dr. Monika WOGROLLY: Die gebürtige Grazerin bezeichnet sich als Schriftstellerin, Kulturmanagerin und praktizierende Philosophin. Ihr philosophisches Credo lautet: „Es geht darum, dass wir uns wieder erlauben, Fragen zu stellen. Und die Antworten selbst herauszufinden.“ WOGROLLYS besondere Leidenschaft gilt der seit September 2007 erscheinenden Kulturzeitung „Living Culture“. Ein weit gefasster zeitgemäßer Kulturbegriff soll vom elitären Status des Kulturpublikums wegbringen und neue Wege der Partnerschaft zwischen Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft eröffnen.

Ansprache der Preisträgerin Mag. Dr. Monika Wogrolly

Sehr geehrte Damen und Herren,
Geschätzte ehrenwerte Zuhörerschaft,

Mir wird die Ehre zuteil, stellvertretend für die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Josef Krainer-Heimatpreises vor Ihnen Dankesworte zu sagen.
In Vorbereitung meiner kurzen Rede habe ich mich mit dem Begriff „Heimat“ beschäftigt und dabei, dem Zeitgeist entsprechend, zunächst gegoogelt. Ich darf Ihnen einige Definitionsansätze von Wikipedia vorstellen: Einmal fand sich dort die Definition von Heimat als „Beziehung zwischen Menschen und Raum“. Weiters Heimat nicht als konkreter Ort, sondern Identifikation. Und ein dritter Definitionsansatz betrachtet Heimat als „Gesamtheit der Lebensumstände, in denen ein Mensch aufwächst“, sowie „Heimat im Gegensatz zu Fremde als erst herzustellender Ort in einer Welt jenseits der Entfremdung“.
Letzterer Definitionsversuch ist mir am nächsten. Nun erlauben Sie mir ein paar daran anschließende persönliche Überlegungen.
Es gibt eine Heimat im engeren Sinn gegenüber „Heimat“ als offenem, dynamischem, weitläufigem, innovativem Begriff, der viele Spielarten, Denkweisen, Begegnungen und Flexibilität nicht nur erlaubt, sondern auch erfordert: Heimat im Sinne Josef Krainers.
Ich habe ihn persönlich nicht kennen gelernt, aber seinen Sohn Josef Krainer, bei dessen Sechziger ich sein durfte. Josef Krainer, der diesem Preis den Namen gab, war ein Vordenker, ein grenzüberschreitender Brückenbauer, ein dialogischer Mann mit einem großen Gefühl für die Bedürfnisse der Menschen, weit über seine Zeit hinaus.
Diese Heimat, von der ich im Sinne Josef Krainers spreche, meint in psychologischer Hinsicht das Bewusstsein von Sicherheit und Stabilität eines Kindes, das sich, wenn es Laufen lernt, von der Mutter zunächst spielerisch entfernt, sich aber immer wieder nach ihr umblickt, ob sie noch da ist.

Diese Vergewisserung und dieser Blick zurück: Wo komme ich her?, ist Heimat und stiftet Identität.
Bei „Heimat“ im philosophischen Sinn denke ich an ein Gespräch, das ich neulich mit Hermann Nitsch führte, der sagte, er sei auf der ganzen Welt zu Hause. Das spricht für eine „Heimat in sich“, eine „Heimat in mir“, die orts- und zeitunabhängig ist.
Ein dritter Zugang geht auf zwei Philosophen zurück, die sich mit der Frage nach dem Sein und der Identität des Menschen beschäftigten.
Heidegger redet in „Sein und Zeit“ vom „In-der-Welt-Sein“, der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber dagegen von der Beziehung zwischen „Ich und Du“.
Was ist damit gemeint?
Dass es „Sein“ nur als „In-der-Welt-Sein“ gibt, dass das Ich – der Mensch – erst in der Beziehung zu einem Du sich als Mensch, der er ist, entfaltet.
„Heimat“ als offener dynamischer kreativer Begriff –
Zuletzt fällt mir noch eine erste Erinnerung an diesen Begriff ein. Mein Vater sagte: „Schau, das sind meine Heimatberge.“ [Er meinte Zirbitzkogel & Co.] Auch das ist Identität, ist Begegnung, ist Heimat.

Jetzt ist der Dachstein mein Heimatberg, seit ich dort oben ein Kulturprojekt machen darf.

Den Begriff von Heimat und unsere Identität haben wir geschenkt bekommen.
Von wem?
Von unseren internalisierten Vätern. Und Väter, Leitfiguren, Lehrer, Wegbereiter brauchen wir lebenslang.
Einer davon war zweifellos Josef Krainer.

Laudatio des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer

Es etwas ganz Besonderes, in diesem traditionsreichen Weißen Saal der Grazer Burg so viele hervorragende Persönlichkeiten unseres Landes versammelt zu wissen.
Die meisten von Ihnen stehen mitten im Leben, haben wichtige Funktionen und haben einen übervollen Terminkalender.
Dass Sie in all der Alltagshektik innehalten und sich für den heutigen Vormittag Zeit genommen haben, dafür gebührt Ihnen ein herzlicher Dank. Dies ist die schönste Reverenz für unsere heutigen Preisträgerinnen und Preisträger, die es sich durch ihre Leistungen verdient haben, heute im Rampenlicht zu stehen.
Und so freue ich mich als Obmann des „Josef Krainer – Steirischen Gedenkwerk“, Sie alle begrüßen zu dürfen. Dieser Willkommensgruß gilt Ihnen auch im Namen jenes Mannes, der in Kürze die Preise übergeben wird: Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer.
Ganz besonders darf ich die Preisträgerinnen und Preisträger begrüßen: Wir alle blicken auf Sie. Der heutige Vormittag ist Ihnen gewidmet. Ertragen Sie die Laudationes, genießen Sie das Lob, und amüsieren Sie sich mit Großmut darüber, was alles von Ihren vielen Leistungen verschwiegen wird, weil jede durch die Zeit gebotene Kurzfassung Lücken aufweisen muss. Mit Ihnen seien aber auch jene begrüßt, die sich als Verwandte oder Freunde hier eingefunden haben und die vielleicht viel zu den Verdiensten der Preisträger beigetragen haben. Und so mögen Laudationes auch ein Katalisator dafür sein, jeweils das nachdenklich zu ergänzen, was Ihnen und uns allen die heute Geehrten bedeuten.
Was wäre eine Feier ohne Musik? Heute hören wir die Steirische Blas, eine Formation, die tatsächlich „alle Stückerln“ spielt.
Sie werden nun die Biographien unserer Preisträger hören. Sie sind Anlass genug stolz auf unser Land zu sein, indem so vielfältige Leistungen erbracht werden.

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Stefanie ERJAUTZ
Stefanie Erjautz ist eine Puppenmacherin. Dieser Befund mag zu vorschnellen Fehleinschätzungen verführen. Denn bei Puppen denkt man an eine kleine heile Welt, wo selbst Krokodile und Räuber ihren Schrecken verlieren.
Doch die Puppen von Stefanie Erjautz sind Grenzgänger zwischen Alltag und Kunst; sie spiegeln das Leben mit einer unglaublichen Liebe zum Detail. Sie ist eine scharf blickende Beobachterin, welche die Menschen in allen Variationen kennt. Ihre Darstellungen sind voll Bosheit, aber auch von augenzwinkerndem Witz – und dazu kommt jene Humanität, die uns auch über Abgründiges schmunzeln lässt. So kann es schon vorkommen, dass zart Besaitete, die Puppen mit Rüschen und kitschigem Dauerlächeln erwarten, vielleicht schockiert werden. Das Leben ist eben nicht immer nur schön, es gibt auch Abgründe.
Sigmund Freud meinte einst: „… das Unheimliche ist wirklich nichts Neues oder Fremdes, sondern etwas dem Seelenleben von alters her Vertrautes, das ihm nur durch den Prozess der Verdrängung entfremdet ist.“ Wer den Arbeiten von Stefanie ERJAUTZ begegnet, trifft auf realistische Darstellungen von einer faszinierenden Kunstfertigkeit. Ihren Arbeiten ist nichts fremd, auch nicht das allzu Bekannte, das hier in all seiner Unheimlichkeit wiederkehrt.
Stefanie ERJAUTZ wurde in einem kleinen steirischen Dorf geboren. Die Mutter stammte aus einer Handwerksfamilie, der Vater wurde als lediges Kind einer Magd an eine Bäuerin nach Semriach verschenkt. Die Freude am Kunsthandwerk erlernte Stefanie ERJAUTZ durch ihn. Er war ein begabter Schnitzer, der nie eine Schule besucht hatte. Sogar Viktor von GERAMB wurde auf ihn aufmerksam und schätzte ihn besonders. Für Stefanie ERJAUTZ war es stets ein Freudentag, wenn sie ihren Vater zur Arbeit begleiten durfte. Seine Geschicklichkeit wurde gebraucht, das brachte Anerkennung. So durfte sie die Volksschule besuchen. Ein weiterer beruflicher Aufstieg war aber nicht vorgesehen, so musste sie bald in die Försterei zum Arbeiten. Eine Erkrankung veränderte ihr Leben. Beeindruckt von den Krankenschwestern ging sie in ein Schweizer Kloster, wo sie 10 Jahre als Schwester Felicitas lebte. Dann wurde es ihr zu eng und sie trat aus. Bald musste sie das Leben als Alleinerzieherin meistern. In Bregenz fand sie Arbeit in einer Strumpffabrik und Unterkunft bei einem Ehepaar. Als dieses ihr jedoch ihren Sohn wegnehmen wollten, kehrte sie in die Steiermark zurück. Die Familie stand zu ihr und versorgte ihren Buben, während sie als Rotkreuzschwester arbeitete. Sie heiratete und bekam noch zwei weitere Buben, die heute im künstlerischen Bereich erfolgreich tätig sind. Die Scheidung und das Überleben mit den Kindern prägte sie. Sie hatte vom Vater gelernt aus allem etwas zu machen. Aus Strümpfen produzierte sie Trachtenpuppen für das Heimatwerk, in dem sie als Putzfrau arbeitete. Als sie eine Stelle als Messnerin bekam, konnte Stefanie ERJAUTZ Puppen nach ihren eigenen Vorstellungen machen. Die heile Welt der schönen Trachtenpuppen interessierte sie nie wirklich, aber immer mehr, was sie mit ihren Puppen zum Ausdruck bringen konnte. Sie scheut nicht davor zurück auch die Schattenseiten des Lebens darzustellen. So zeigten ihre Puppen auch Sandler oder Lebedamen. Die heile Welt ist ihr fern, außer wenn sie Märchenfiguren nachbildet. Erst unlängst gab es eine sehr beachtete Ausstellung mit mehr als 280 Exponaten in Graz und eine in Deutschland. Die Ausstellungskuratorin Eva Kreissl schrieb im Begleitband “Kleine Welten – Zwischen Märchen und Milieu“: Diese Figuren sind eindringliche Kunstwerke und verschwinden nicht so rasch aus der Erinnerung.
Trotz des beachtlichen Medienechos und des Lobs aus der Fachwelt ist Stefanie ERJAUTZ stets bescheiden geblieben.
Auf einer DVD habe ich Frau Erjautz darüber Philosophieren gehört, dass halt nicht immer alles so wunderbar und vollkommen sei. Wahrscheinlich haben Sie Recht.
Doch immer wieder gibt es sehr irdische Engel – einer davon trägt den Namen Julia – die dazu beitragen, dass sich hin und wieder die Gerechtigkeit ihren Weg bahnt und dass auch jene geehrt werden, die es nicht erwarten, es aber sehr verdienen.

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Der große italienische Dichter Dante Alighieri spielte darauf an, dass die Menschen einst aus dem Paradies vertrieben worden sind. Doch drei Dinge seien uns aber geblieben: die Sterne, die Blumen und die Kinder. Doch nicht allen Kindern geht es angemessen paradiesisch und sie bekommen zu wenig Liebe und Betreuung. Und das ist nicht gut so, denn wie heißt es so richtig: Kinder die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben.

Damit sind wir bei Christine FUCHSBICHLER, die sich mit ihrer gesamten Persönlichkeit für die Belange von Kindern einsetzt.Christine FUCHSBICHLER wurde in Bruck/Mur geboren. Nach dem Besuch der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik folgte eine Anstellung im Sonderkindergarten in Feldkirchen. 1979 begründete sie den ersten Integrationskindergarten Österreichs mit, den sie dann 10 Jahre leitete. Dann war sie in Leibnitz tätig und baute eine integrative Zusatzbetreuung auf. Von 1991 bis 2003 war sie als Sonderkindergartenpädagogin in Graz-Umgebung beschäftigt und hatte die Bereichsleitung der Integrativen Zusatzbetreuung in der Mosaik GmbH Graz. Dies ist eine Non-Profit-Organisation zur Betreuung, Förderung und Beratung von Menschen mit Behinderung. Die Leitidee ist, Menschen mit Behinderung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Seit 2003 ist Frau FUCHSBICHLER mit der Leitung des größten Heilpädagogischen Kindergartens der Steiermark-Mosaik GmbH in Graz betraut. Rund 200 Kinder werden durch interdisziplinäre Fachteams (hier wirken insgesamt 75 Personen) betreut. Außerdem engagierte sich unsere Preisträgerin auch im Grazer Frauenhaus, wo sie das Kinderprojekt leitete, sowie bei der Caritas, wo sie das Projekt „Hyperaktive Kinder“ betreute. Ihr hohes Engagement zeigte sich auch in der Mitarbeit als Projektleiterin beim „lebenden museum“ oder als Obfrau des Vereines zur Fortbildung des Personals in steirischen Kinderbetreuungseinrichtungen, in der Organisation von Nachmittagsveranstaltungen, Enqueten und den bereits 13 Heilpädagogischen Tagen für alle im psychosozialen Bereich Tätigen. 1996 gründete sie die „Schule und Gesellschaft für Motopädagogik –Mototherapie –Psychomotorik“, die unter dem Motto „Leben ist Bewegung – Bewegung ist Leben“ steht. Die Idee, einen Weiterbildungslehrgang dafür zu konzipieren, entstand aus den Erfahrungen und Bedürfnissen in der Praxis, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Entwicklungsauffälligkeiten, sensorischen Integrationsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten oder Selbstwertproblemen zu unterstützen. Bisher wurden bereits sechs Weiterbildungslehrgänge – auch außerhalb der Steiermark – abgehalten und ca. 100 MototherapeutInnen ausgebildet. Frau FUCHSBICHLER ist auch Herausgeberin der Schriftenreihe „Heilpädagogische Tage. Sie hatte auch die Initiative zur Entwicklung und Herausgabe der motorisch perzeptionellen Diagnostik Box für 4- bis 10-Jährige und war Mitautorin des Buches „Schultütenkinder“.
Sie ist seit über 30 Jahren mit hohem sozialem Engagement im Vorschulbereich tätig. Und wir wissen heute alle, wie wichtig gerade diese Phase für die Entwicklung einer heranreifenden Persönlichkeit ist.
Winston Churchill meinte einmal pointiert: Es ist einfacher eine Nation zu regieren, als 4 Kinder zu erziehen. Sie haben an der Erziehung von unzähligen Kindern und Jugendlichen mitgewirkt. Das darf nun mit dem Josef-Krainer-Heimatpreis bedacht werden

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Ein spanisches Sprichwort sagt: Wo Musik ist, kann nichts Schlimmes sein. Und der Schriftsteller Berthold Auerbach formulierte: Musik allein ist die Weltsprache und braucht nicht übersetzt zu werden.
In diesem Sinne ist derzeit Erich Oskar Hütter unterwegs in Jerusalem, um Konzerte für Palästina und Israel zu managen. Wir hoffen dass seine Initiativen in dieser schwer geprüften Region zu Verständigung und Frieden beitragen.

So wird nun für das Brüderpaar HÜTTER Mag. Holger Hütter den Preis entgegennehmen.
Erich Oskar HÜTTER, renommierter Musiker und Musiklehrender, wurde in Graz geboren. Er studierte an der Musikuniversität Graz, an der Mc Gill University in Montreal und an der Musik-Akademie in Basel, wo er das Solisten- und Lehrdiplom erhielt. Es folgten weitere Postgraduale Studien in den USA und Großbritannien. Weitere künstlerische Impulse erhielt er Accademia Chigiana Siena durch Mischa Maisky. Schon als Student gewann er Preise bei internationalen Wettbewerben in Wien, Stresa, Düsseldorf und Gorizia und konzertierte als Solist mit renommierten Orchestern. Seit 2003 leitet Erich Oskar HÜTTER in den Palästinensischen Autonomiegebieten (in Ramallah) den Aufbau der Violoncello-Klasse des Musikprojekts des israelischen Dirigenten Daniel Barenboims. Ziel dieser völkerverbindenden Initiative ist es, durch ein hohes künstlerisches Ausbildungsniveau ein Orchester als Kulturbotschafter Palästinas zu etablieren. Außerdem hält HÜTTER jeden Sommer Meisterkurse für Violoncello an der Internationalen Sommerakademie Stift Admont und unterrichtet im Rahmen des Kammermusikfestivals „Sounding Jerusalem“.
Gemeinsam mit seinem Bruder, Mag. Holger HÜTTER veranstaltet er das Steirische Kammermusikfestival. Holger Hütter absolvierte ein Musikstudium und das Studium der Rechtswissenschaften, er ist Geschäftsführer der Grazer Konzertagentur Hütter KEG, die er 1997 gründete und die das Steirische Kammermusikfestival veranstaltet.
Begonnen hat dieses Festival mit Konzerten im Stift Rein. Mag. Holger HÜTTER ist für die Organisation und das Marketing verantwortlich. Seit den Anfängen ging es in Qualität und Umfang ständig bergauf. Aus vier Konzerten im ersten Jahr sind nicht weniger als 40 Konzerte im heurigen Sommer geworden, die sich als musikalisches Netz über die gesamte Steiermark spannten und nicht weniger als 6000 Besucher anlockten. Zur Besonderheit des Festivals gehört außer der spannenden musikalischen Konzeption die Auswahl der Veranstaltungsorte. Sie reichen von Schloss Eggenberg und dem Grazer Zeughaus über die alte Kirche von St. Bartholomä und die Wallfahrtskirche Maria Strassengel, das Stift Rein und die Stiftskirche von Admont bis in die Frauenkirche von Bad Radkersburg, zu Schloss Freiberg und das Freilichtmuseum von Stübing bis hinein in die Lurgrotte. Das Programm reichte von Beethoven, Brahms, Mozart und Schubert bis zu weniger bekannten Komponisten wie Martucci und Erwin Schulhoff. Im Lauf der Jahre haben international überaus erfolgreiche Interpreten das Programm mitgestaltet, wie z.B. Christian Altenburger, Paul Gulda, Vladimir Mendelssohn, Li-Wie, das Hyperion Ensemble oder das Hugo Wolff Quartett. Das Steirische Kammermusikfestival entführt sein Publikum in eine stimmungsgeladene Atmosphäre voller Überraschungen. Geheimnisvolle Burgen, private Schlösser und zu entdeckende Kirchen öffnen für eine einzigartige Nacht mit kammermusikalischen Größen ihre Tore – packende Begegnungen zwischen Publikum und Musikern an den märchenhaftesten Plätzen der Steiermark machen diesen Konzertreigen zu wichtigen Kristallisationspunkten steirischer Kultur. Das dürfen wir heute mit dem Josef-Krainer-Heimatpreis belohnen.

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Was ist eine echte Prinzessin? Lassen Sie mich mit Hans Christian Andersen, dem großen Märchenerzähler aus dem kalten Dänemark beginnen. Er war der Sohn einer Waschfrau und eines Schumachers. Wie stellte er sich eine Prinzessin vor?
“Sie sahen, dass sie eine wirkliche Prinzessin war, da sie durch die zwanzig Matratzen und durch die zwanzig Eiderdaunen-Betten hindurch die Erbse verspürt hatte. So empfindlich konnte niemand sein als eine wirkliche Prinzessin.“
Andersen setzte der offenbar überaus sehr sensiblen „Prinzessin auf der Erbse“ ein literarisches Denkmal.
Lassen Sie mich einen Zeitsprung machen: Im Mai 2001 besuchte die 4 B Klasse der Volkschule Sacre Coeur die stolze Riegersburg. Eine echte Prinzessin in Blue Jeans empfing sie, führte sie durch die Burg und stiftete nachher jedem ein Eis. Durch ihre unkomplizierte und offene Art eroberte sie die Herzen der jungen Leute, die ihre Eindrücke zu Papier brachten. Die kleine Sigrid schrieb damals: „Am meisten faszinierte mich die moderne Prinzessin, eine Prinzessin ohne Rüschen und Spitzenschuhe“.

Annemarie Prinzessin von und zu LIECHTENSTEIN … wurde als Tochter von Maria und Schuldirektor Hans Ortner in Bad Gams geboren. Dort besuchte sie die Volks- und Hauptschule und wurde in Graz zur Goldschmiedin ausgebildet.
Seit 1972 ist sie mit Prinz Friedrich von und zu Liechtenstein verheiratet. Sie hat zwei Söhne: den bereits im Bankwesen tätigen und knapp vor dem Abschluss seines Jusstudiums stehenden Ulrich von Liechtenstein und den Arzt Dr. Emanuel von Liechtenstein.
Durch viele Jahrzehnte wurde die Riegersburg von Hollenegg aus mitverwaltet.
Annemarie und Friedrich Liechtenstein sind die ersten Angehörigen der Dynastie, die nach Riegersburg zogen und dort ansässig sind. Annemarie Liechtenstein leitet seit rund 35 Jahren das Management der Riegersburg, die einst als die größte Festung der Christenheit bezeichnet wurde und von den Türken nie eingenommen werden konnte. In den dazu gehörenden Wirtschaftsbetrieben sind 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.
Die Riegersburg ist ein Leitbetrieb der Oststeiermark, welcher als touristischer Anziehungspunkt die gesamte Region belebt. Die Landesausstellung Hexen & Zauberer erreichte 1989 mit über 350.000 Besuchern einen steirischen Rekord.
Das von Annemarie Liechtenstein geleitete Burgmanagement investiert kontinuierlich in die Erhaltung der Burg, die auf ihre Initiative hin auch seit 2003 mittels einer mechanischen Aufstiegshilfe erreichbar ist. Hier hat das Land entscheidend mitgeholfen, doch die laufenden Erhaltungskosten der Burg werden selbst getragen.
Im Millenniumsjahr 1996 wurde durch ihre Initiative die Sonderausstellung „Klar & fest – Geschichte des Hauses Liechtenstein“ gezeigt. Derzeit ist eine Ausstellung zur Geschichte der Burg und das Hexenmuseum zu sehen.
Es wurde auch nach alter Tradition der Weinanbau auf der weiträumigen Befestigungsanlage belebt. Mit der Raubvogelschau wurde eine weitere Attraktion geschaffen.
Wenn es einst die Gallerin war, die zum Ausbau dieser Festung beitrug, so ist auch heute das Management dieser Festung fest in weiblicher Hand.
Die Erhaltung der Riegersburg, die regelmäßig gewaltige Investitionen erfordert, ist eine große private Leistung, die der gesamten Region zu Gute kommt und öffentliche Anerkennung verdient. In den letzten Jahren wurden an die 10.000 Quadratmeter Dachfläche erneuert, die drei Kilometer Wehrmauer renoviert, eine Beleuchtung der Burg und des Burgweges installiert und die Burgtaverne neu gestaltet.
Es ist nun ein Anliegen des Landes, dass die Riegersburg in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wird. Nach dem einstimmigen Antrag des Steiermärkischen Landtages ist derzeit die Landesregierung mit der Umsetzung dieses Antrages befasst.
Dass dieses traditionsreiche und weit in die Landschaft ragende Symbol steirischer Identität so vorbildlich erhalten wird, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter und kontinuierlicher Arbeit. Und dieser Erfolg trägt einen Namen: Annemarie von und zu Liechtenstein.

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Der schottische Schriftsteller Thomas Carlyle schrieb: Stille ist das Element, in dem große Dinge Gestalt annehmen.

Pater Karl MADERNER
Karl MADERNER wurde 1942 in Ternitz, geboren. Seine Kindheit war vom Verlust des Vaters im Krieg und dem hautnahen Erleben der russischen Besatzungsmacht geprägt. Da die Mutter alleine für ihre zwei Kinder sorgen musste, wurde Karl MADERNER schon sehr früh selbständig. Nach der Lehre als Bäcker und seines Traumberufes Koch spürte er die Berufung zum Priester. Nach Besuch eines 5jährigen Aufbaugymnasiums trat er in den Orden der Franziskaner ein. Er studierte in Fulda, Münster, München und Graz und wurde 1972 zum Priester geweiht. Sein Leben stellte er unter den Leitspruch: „Dem Menschen dienen, weil Christus es will“. Er widmete sich in der Folge der Jugendarbeit und war dann acht Jahre Studentenseelsorger an der Religionspädagogischen Akademie und Seelsorger für die LaienkatechetInnen in der Steiermark. So lernte er die Menschen in der ganzen Steiermark kennen. Als Gegengewicht zu seinem Aktivismus entwickelte Pater MADERNER ein reges Interesse für Stille und Meditation. Dazu machte er u. a. Ausbildungen bei Klemens TILLMANN, Dr. Willi MASSA und Graf DÜRCKHEIM. Durch die Initiative einer kleinen Gruppe von Steirern, der auch MADERNER angehörte, entstand 1979 mit Zustimmung von Bischof WEBER das „Haus der Stille“, wo er nun das 30. Jahr wirkt. Dieses „Haus der Stille“ hat sich zu einer einzigartigen Begegnungsstätte und Kraftzentrum in Österreich und darüber hinaus entwickelt. Es ist zu seiner Aufgabe und seinem Lebensziel geworden. Wichtig ist Pater MADERNER dabei, zur Entschleunigung des hektischen Lebens zu verhelfen: Immer mehr Menschen leiden am „Burnout“ in seinen verschiedenen Ausprägungen. Pater MADERNER möchte die Menschen unterstützen, sich selbst wieder als Wert zu entdecken. Er möchte Grenzen überschreiten und Brücken bauen. Die Implosion der kommunistischen Regime im Ostblock hat auch die Kirche herausgefordert. Seit 1990 ist er regelmäßig in Rumänien tätig, um dort deutlich zu machen, dass Caritas für alle Menschen da ist. Der Krieg in Ex-Jugoslawien hat deutlich gemacht, dass es ohne Religionsfrieden keinen Frieden geben kann. Daher unterstützt Pater MADERNER Initiativen, die die Menschen der verschiedenen Volksgruppen bzw. Religionen zusammen führen, so war er in der Republica Srbska beim ersten gemeinsamen Gebetstreffen von Serben, Kroaten, Moslems und Juden. Anfang November fuhr er mit Mitarbeitern vom Haus der Stille in die Friedensschule Mrkopalj in Kroatien, die verhinderte, dass in diesem Landstrich ethnische Säuberungen stattfanden. Generell haben alle Menschen in Notsituationen bei Pater MADERNER immer einen Platz. Er hat aber auch ein spezielles Hobby. Unter dem Motto „Christlicher Glaube muss Freude machen“ gibt er seit 1976 verschiedene Liederbücher heraus (mittlerweile wurden bereits mehr als 200.000 Stück davon verkauft). Pater MADERNER zeichnet sich aber auch durchwegs als kritischer Zeitgenosse aus. So zeigt er auf, wo staatliche und kirchliche Gesetze nicht dem Leben, sondern nur der Verfestigung von Machtverhältnissen dienen. Derzeit wird von ihm in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden Heiligenkreuz a. W. und St. Ulrich a.W ein anspruchsvoller Besinnungsweg gestaltet. Insgesamt konnte er bereits 27 Einzelverträge mit Grundbesitzern zur Errichtung von 12 Stationen und Wegrechten ohne Schwierigkeiten abschließen. Dies zeigt, wie gut das „Haus der Stille“ in die Umgebung eingebunden ist. Pater MADERNER bezeichnet sich selbst als „Hausmeister und Seelsorger“, der seine Aufgabe im „da sein“ sieht. Er bringt viele neue Ideen auf vielen Gebieten und ist zugleich Motor und Mahner.
Sie haben vielen Menschen Kraft und Zuversicht gegeben. Und dafür dürfen wir ihnen heute im Weißen Saal der Grazer Burg ein aufrichtiges Dankeschön sagen.

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Der große Historiker und Publizist Friedrich Heer bekannt einmal: Ohne Tradition kann der Mensch in Gesellschaft nicht leben. Schulrat Johann REISCHL fühlt sich der Tradition der steirischen Literatur verpflichtet und ist seit Jahrzehnten ehrenamtlich damit befasst nicht nur das Andenken an den steirischen Poeten, Schriftsteller und Journalisten Peter Rosegger zu pflegen, sondern auch sehr offen seinen heutigen Stellenwert zu hinterfragen.

Johann REISCHL wurde 1948 in Turnau geboren. Nach der Volks- und Hauptschule maturierte er an der Bundeslehrerbildungsanstalt in Graz. Er wurde dann Lehrer an der Volksschule Wartberg. 1970 heiratete er Roswitha REISCHL, mit der er zwei Töchter (und mittlerweile auch schon zwei Enkelkinder) hat. Nach den ausgezeichnet abgelegten Lehrbefähigungsprüfungen für Volks- und Hauptschulen engagierte er sich u.a. für die Bezirksarbeitsgemeinschaft für Deutsch. Er übernahm Referententätigkeiten im Familienreferat des Bischöflichen Ordinariats im Bereich Elternbildung und war auch als Personalvertreter tätig. Bis 2008 war er Schulleiter der Peter Rosegger-Hauptschule in Krieglach.
Seit 1986 ist er Mitglied des Roseggerbundes in Krieglach. Als Deutschlehrer in Krieglach freute er sich über die Einladung des Roseggerbundes, dort aktiv mitzuarbeiten. Wie heißt es doch so schön: Grabe, wo du stehst! Seit 1989 ist er der Obmann dieser Vereinigung. Als die Idee einer Landesausstellung zum Thema „Peter Rosegger“ in der Obersteiermark entstand, wirkte REISCHL als Gemeinderat und Kulturreferent. Er war, und dies darf ich als damaliger wissenschaftlicher Leiter bestätigen, von Anfang an konstruktiv für die Idee dieser Landesausstellung im Jahr 1993 tätig und identifizierte sich mit dem Ziel einer zeitgemäßen und ehrlichen Darstellung. Es gelang REISCHL damals, Felix MITTERER für die Festrede zum 150. Geburtstag des Dichters zu gewinnen. Mit einem Schreibwettbewerb unterstützte er über den Landesschulrat die Breitenwirkung dieser Ausstellung und vom Roseggerbund wurde damals das „Krieglacher Waldheimatbuch“ herausgegeben. Als Obmann organisierte REISCHL gemeinsam mit der Marktgemeinde Krieglach jährlich die schon traditionelle Roseggerwoche (im Jahr 2008 war es die 25.) Da wird stets ein namhafter literarischer „Stargast“ eingeladen. So lasen schon Michael KÖHLMEIER, Barbara FRISCHMUTH, Wolfgang BAUER, Werner KOFLER, Gerhard ROTH, Egyd GSTÄTTNER u.a. in Krieglach. Eine besondere Freude ist es für REISCHL, Roseggertexte für die Schule einzurichten bzw. zu dramatisieren. So werden auch die Schulkinder von Krieglach mit Texten von Rosegger konfrontiert. Auf die Initiative des Roseggerbundes wurde auch die Hauptschule 1992 „Peter Rosegger-Hauptschule“ benannt. REISCHL sucht auch immer wieder den Kontakt zu Mitgliedern der Familie Peter ROSEGGERS und ladet sie als Mitwirkende  zu Veranstaltungen ein (etwa Dr. Friedl ROSEGGER, Heide PIRKL-ROSEGGER, Dr. Gerhard ROSEGGER). REISCHL hilft mit seinem Wirken, das Andenken an den großen steirischen Dichter hochzuhalten und zu pflegen. Eine große Errungenschaft ist es auch, dass es REISCHL heuer im August gelungen ist, die Zusage von Felix MITTERER zu bekommen, Roseggers Roman „Jakob der Letzte“ als Theaterstück zu schreiben. Damit wird sich nicht nur für REISCHL und Krieglach ein literarischer Traum erfüllen, wenn das Stück dann in Krieglach uraufgeführt werden wird.
Peter Rosegger meinte einmal: „Gute Menschen sind ansteckend!“ Dem ist beizupflichten: Idealismus und Ehrenamt sollten sich wie eine positive Infektion verbreiten. In diesem Sinne dürfen wir Herrn Johann Reischl mit dem Josef-Krainer-Heimatpreis auszeichnen.

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Robert SCHAUER
Robert Schauer wurde 1953, also im Jahr der Erstbesteigung des Mount Everest, in Graz geboren. Nach seiner schulischen Ausbildung in Graz (Höhere Technische Lehranstalt für Hochbau) startete er seine Karriere als Expeditionsbergsteiger mit einer Auslandsbergfahrt in das Karakorum-Gebirge. Mit den damals gewonnenen Erfahrungen erreichte er 1975 den Gipfel seines ersten Achttausenders im Karakorum – den Gasherbrum I (8068 m). Ein Jahr später glückte ihm mit der Besteigung des 8125 m hohen Nanga Parbat im Himalaya die erste Begehung einer neuen schwierigen Route dieses weltberühmten Berges. Im Jahr 1978 erreichte Schauer im Zuge der ersten österreichischen Mount Everest-Expedition als erster Österreicher den Gipfel des höchsten Berges der Erde. Zu diesem Zeitpunkt begann er sich als Kameramann in extremen alpinen Situationen zu profilieren. Reinhold Messner war es dann, der ihn 1979 zum K2 (8611 m) einlud, um die Filmdokumentation mit dem Titel
„Handstreich am K2“ zu realisieren. 1981 erreichte Schauer im Alleingang den fünfthöchsten Berg der Erde, den 8462 m hohen Makalu im Himalaya Gebirge. Neben seinen Aktivitäten als Extrembergsteiger gewann er als Kameramann immer mehr Erfahrung auch in anderen Bereichen der Filmindustrie, indem er bei Spielfilmen wie Werbefilmen gleichermaßen zum Einsatz kam. Für das ZDF drehte er 1984 im Zuge der Besteigung seines fünften Achttausenders, des Broad Peak (8047 m), eine Expeditionsdokumentation. Das schwierigste alpinistische Unternehmen gelang Schauer 1984 mit der Erstdurchsteigung der 3000 m hohen Gasherbrum IV (7925 m)-Westwand im alpinen Stil. Diese Leistung zählt bis heute zu einer der herausragendsten alpinistischen Aktionen und wurde auch bisher noch nicht wiederholt. Im Zuge der Vorbereitungen für diese Expedition durchstieg er zu Trainingszwecken die Eiger-Nordwand im Winter.
1986 entschloss Schauer sich, Filmemacher aus der ganzen Welt zum 1. Internationalen Berg & Abenteuer Filmfestival in Graz einzuladen. Der Grundstein für eine heute weltweit wahrgenommene Institution wurde damit gelegt. Die filmischen Interessen fundamentierte er durch die Gründung der seinen Namen tragenden Filmproduktion im Jahr 1988, welche seit ihrem Bestehen nicht nur zahlreiche Dokumentationen im Bereich des Berg- und Naturfilms realisierte, sondern auch im Spiel- und Wirtschaftsfilmbereich aktiv ist.
Im Jahr 1996 schließlich gelang ihm die zweite Besteigung des Mount Everest, welche mit der Arbeit als Kameramann für den weltberühmten IMAX-Film „Everest – Berg ohne Gnade“ verbunden war. Im IMAX-Format realisierte er auch im Jahr 2000 den Film „Kilimanjaro – Mountain of Many Faces“ als Kameramann. Im Jahr 2004 zog ihn der Everest erneut in seinen Bann und er erreichte dabei den Gipfel zum dritten Mal als Kameramann im Zuge der Dreharbeiten für eine Spieldokumentation der Universal Studios, die von David Breashears zum Film „Storm Over Everest“ verarbeitet wurde.
Im heurigen Jahr konzentrierte sich SCHAUER auf die Organisation des mittlerweile 20. Internationalen Berg & Abenteuer Filmfestivals in Graz, welches soeben mit großem Erfolg stattfand.
Reinhold Messner meinte einmal: Es kommt beim Bergsteigen nicht auf neue Rekorde an. Sich der Natur auszusetzen ist alles. Es geht aber auch darum, die Liebe zur Natur in eindrucksvollen Dokumentationen zu vermitteln. Die Filmfestivals in Graz haben bereits hohes Ansehen und die Touristiker jubeln; denn das ist ein Anziehungspunkt, der bereits viele Tausende von Menschen nach Graz lockt.
Dafür, aber auch für die Spitzenleistung, die Steiermark als ein Mekka der Filmkunst und der Freude an der Natur zu positionieren, dürfen wir herzlich danken. Das ist schon einen Josef-Krainer-Heimatpreis wert.

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Der Josef-Krainer-Heimatpreis ist seit jeher nicht nur eine Anerkennung für erfolgreiche Lebenswerke, die mit dem traditionellen Heimatbegriff zu tun haben, sondern er soll auch ermutigen neue unkonventionelle Wege zu gehen.

Mag. Dr. Monika WOGROLLY
Monika WOGROLLY sieht sich selbst als Schriftstellerin, Kulturmanagerin und von ganzem Herzen praktizierende Philosophin. Ihr Credo lautet: „Es geht darum, dass wir uns wieder erlauben, Fragen zu stellen. Und die Antworten selbst herauszufinden.“ Als die wichtigsten Dinge ihres Lebens nennt sie Liebe, Glück, Geborgenheit und Vertrauen. Die zentralen Stationen ihres Lebens waren die Geburt ihres Sohnes Lukas, der Verlust des ersten Ehemannes Michael, ihre Promotionsarbeit, ihr Monat auf Bora-Bora, die Eröffnung von Europas höchstgelegenem Kulturstützpunkt Dachstein: Cult auf fast dreitausend Höhenmetern und die Eröffnung ihrer philosophischen Praxis.
WOGROLLYS Lebenslauf zeigt sich als sehr vielfältig. Sie wurde in Graz geboren und widmete sich nach der Matura am Akademischen Gymnasium zunächst der Schriftstellerei. Ihre erste Publikation veröffentlichte sie bereits mit sechzehn Jahren in Radio Steiermark, mit 19 Jahren erhielt sie Literaturförderungspreis der Stadt Graz, weitere Auszeichnungen folgten (darunter 2004 der Frauenkunstpreis). Von 1992 bis 1997 studierte sie Philosophie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Dann absolvierte sie einige Ausbildungen im Bereich der Psychotherapie und war nebenher im PR Bereich als Copywriter tätig. Von 2000 bis 2003 führte sie das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Paternalismus in der Medizin“ durch, das sich auch durch seine Internationalität auszeichnete. Als Innovation galt dabei, dass mit WOGROLLY eine Philosophin den angestammten theoretischen Bereich verlassen hatte und in die medizinische Praxis eingetaucht war. Das von ihr dabei angewandte Verfahren bestand in der relativ freizügigen Methode der teilnehmenden Beobachtung. Es folgten auch Lehrveranstaltungen an der Meduni Graz zum Thema „Philosophie in der Medizin“. Nach einem Aufenthalt in Französisch-Polynesien eröffnete sie 2002 ihre Praxis. Im darauf folgenden Jahr konnte sie ihr Doktorat an der Karl-Franzens-Universität erfolgreich abschließen. Im Lauf der Jahre verfasste WOGROLLY zahlreiche Bücher, literarische Publikationen sowie auch wissenschaftliche Literatur. WOGROLLYS besondere Leidenschaft steckt in der Kulturzeitung  „Living Culture“. Dieses Medium existiert seit September 2007. Mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren und seiner bilingualen italienisch-deutschen Redaktion ist diese Kulturzeitung grenzüberschreitend, dialogisch und innovativ. Ein weit gefasster zeitgemäßer Kulturbegriff soll neue Wege der Partnerschaft zwischen Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft eröffnen. Diese Förderung der Partnerschaft ist auch der Vereinszweck der Kulturinitiative Art: Network, die WOGROLLY 2005 ins Leben rief, um Projekte wie Dachstein: Cult zu ermöglichen. Besonders freut es sie dabei in österreichischen Kulturforen und internationalen Galerien in Berlin, Warschau und Venedig zeigen zu können, welche inspirierende Größe „Natur“ sein kann. Ihr Anliegen bei all ihren Aktivitäten ist es, Netzwerke zu bilden, scheinbar Gegensätzliches über Kultur und Kunst zu verbinden und allgemein den Kulturbegriff moderner und attraktiver zu machen, ihn zu öffnen, so dass sich jeder Mensch von Kultur und Kunst angesprochen und bereichert fühlt.
Heinrich Mann meinte: Literatur ist eine soziale Erscheinung. Dies zeigt sich ganz besonders bei der Literatin Monika Wogrolly, die als integrale Persönlichkeit vielfach gesellschaftlich engagiert ist. Der Josef-Krainer-Heimatpreis soll die Anerkennung für ihre bisherigen Leistungen symbolisieren, er soll aber auch Kraft für eine erfolgreiche Zukunft geben.