Prominente aus Kultur, Kirche, Kunst und Kabarett erhielten am 26. November im Weißen Saal der Grazer Burg die Josef-Krainer-Heimatpreise 2004. Die Überreichung nahmen LH Waltraud Klasnic, LH i. R. Dr. Josef Krainer und Landesrat Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Obmann des „Josef-Krainer-Gedenkwerkes“ vor. Mit stürmischem Beifall bedachte das Publikum die mit Humor gewürzten Laudationes von Gerald Schöpfer und die originelle Musik der drei Töchter Schicho. LH Klasnic dankte den Preis trägern dafür, dass sie dem Heimatbegriff neue Bedeutung geben.

Hintere Reihe (von links): LR Univ.-Prof. Gerald Schoepfer, Dr. Heinrich Schnuderl, Prof. Dr. Johannes Koren, Josef Aldrian, Schicho, Edith Temmel und Prof. Mag. Ernst Christian Gerhold.
Vordere Reihe (von links):  LH a.D. Josef Krainer, Anna Aldrian, Ines Valentinitsch, Daniela Iraschko, LH Waltraud Klasnic, Dr. Grete Schurz, Dr. Werner Steinhauser (Trachtenverein), Kabarettist Gloggi, Trachtenvereinsobmann Karl Lang, Obmann-Stv. Erwin Gerger
Foto Fischer: Abdruck bei Quellenangabe honorarfrei.

Anna und Josef Aldrian
(Soziale Aktivitäten)
Bereits nach ihrer Hochzeit im Jahr 1972 startete das Ehepaar Aldrian zu einem Entwicklungshelfereinsatz nach Lateinbzw. Südamerika. Josef Aldrian wurde noch von Hermann Gmeiner mit dem Aufbau von SOS-Kinderdörfern betraut. Zuerst in Paraguay, dann in Chile, Argentinien und Uruguay. Anna Aldrian sicherte die Entwicklung dieser Projekte durch Schulung der Kinderdorfmütter. Heute ist das „SOS-Kinderdorf“ in Lateinamerika ein soziales Netzwerk mit zwölf Dörfern, drei Mutter-Kind-Spitälern, Sozialzentren in Armenvierteln, Berufsschulen, einer Krankenschwesternschule und einer Land wirtschaftsschule.

Superintendent i. R. Prof. Mag. Ernst Christian Gerhold
(Ökumene)
Die Wahl zum Superintendenten der Steiermark im Jahr 1987, die er bis 1999 wahrgenommen hat, war für ihn eine große Verpflichtung. Es lag ihm viel daran, die evangelische Identität in der großen Weite und Freiheit des Evangeliums auch im Dialog mit allen Kirchen neu zu beleben. Er war Mitgestalter der 2. Europäischen Ökumenischen Versammlung im Juni 1997 in Graz, die unter dem Motto „Versöhnung – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens“ stand und rund 700 Delegierte aus 124 Kirchen (anglikanisch, altkatholisch, orthodox, röm. katholisch und protestantisch) mit etwa 10.000 Gläubigen aus ganz Europa vereinte. Gerhold war auch Vertreter der Steiermark in der gemischten Kommission der katholischen und evangelischen Kirche in Österreich.

Stadtpfarrpropst Heinrich Schnuderl
(Ökumene)
Dr. Heinrich Schnuderl wurde 1982 als Nachfolger des Hochschulseelsorgers und jetzigen Bischofs Dr. Egon Kapellari nicht nur Seelsorger für die drei Grazer Universitäten, sondern auch Leiter der Studentenheime der Katholischen Hochschulgemeinde. Seit 1999 ist er Stadtpfarrpropst der Grazer Stadtpfarrkirche zum Heiligen Blut, für deren durchgreifende Restaurierung er sich mit großem Engagement eingesetzt hat. Dr. Schnuderl wirkte bei der Vorbereitung der großen Feste der katholischen Kirche entscheidend mit, so beim Steirischen Katholikentag 1981, dem Österreichischen Katholikentag 1983, dem „Tag der Steiermark“ 1991, der Ökumenischen Versammlung in Graz 1997 und bei der „Wallfahrt der Völker nach Mariazell 2004“.

Die GIMPEL, GLOGGI & SCHICHO
(Kabarett)
1979 begann ein 7-köpfiges Ensemble (zwei Damen, fünf Herren) mit dem Namen „Cabaret Gimpel“ seine Aktivitäten in Graz, darunter auch die beiden Protagonisten Winfried „Gloggi“ Vollmann und Fritz Schicho. Von 1979 bis 1992 arbeiteten GLOGGI & SCHICHO an neun Kabarettproduktionen mit, seit 1993 sind sechs neue dazugekommen, wie z. B. „FdH Diätkabarett“ oder „Schönheit muss leiden – Beautykabarett“. Die Meister des Wortes und der Untermalung haben seit Beginn zirka 3000 Auftritte in elf Staaten absolviert. Momentan produzieren sie das Jubiläumsprogramm „Silberne Hochzeit“, ein gnadenloses Outing über 25 Jahre Bühnenehe.

Daniela Iraschko
(Sport)
Die junge Eisenerzerin ist ein herausragendes Sportlertalent im Damen-Skisprung. Schon 2001 gewann sie die Goldmedaille bei den Olympischen Jugendspielen in Vuokatti, Norwegen. Weitere schöne Erfolge: 4-fache Holmenkolmsiegerin, mehrere Einzel- und drei Gesamtsiege bei der FIS-Ladies-Tournee, mehrfache österreichische Meisterin auf der Groß- und Normalschanze. 2003 stellte sie mit 200 Metern den Skiflugweltrekord der Damen am Kulm auf, 2004 gewann sie bei den Nyasamaspielen in Japan beide Bewerbe.

Prof. Dr. Johannes Koren
(Kultur)
Dr. Koren trat 1965 in die Handelskammer ein und baute die von ihm ab 1973 geleitete Pressestelle mit viel Geduld zur „Abteilung für Medien und Kultur“ aus. 1968 bis 1969 war er mit Kurt Jungwirth und Max Mayr Redakteur der „steirischen berichte“. Ab 1975 publizierte Johannes Koren zahlreiche Bücher. 2004 erschien Korens neuestes Werk „Begegnungen und Momentaufnahmen“. Im Mittelpunkt stehen 40 Persönlichkeiten, die maßgeblichen Einfluss auf seinen Lebensweg gehabt haben. Seit 1995 ist Koren Mitglied des Kuratoriums Joanneum. In Würdigung seines Schaffens wurde ihm kürzlich der Titel „Professor“ verliehen.

Trachtenverein Roßecker
(Brauchtumspflege)
Der im Jahr 1920 gegründete Trachtenverein Roßecker ist seit Jahren ein Spitzenrepräsentant steirischer Volkskultur im In- und Ausland. Seine Tanzgruppe besteht zum Großteil aus Jugendlichen unter 25 Jahren und legt das Hauptaugenmerk auf die Erhaltung der steirischen Figurentänze und Schuhplattler. Der Verein umfasst rund 490 Mitglieder, drei Tanz- und zwei Plattlergruppen, 50 aktive Volkstänzer und rund 25 Kinder zwischen 4 und 14 Jahren. Eine beachtliche Bilanz: Jährlich werden über 5000 Stunden Einsatz für die steirische Volkskultur geleistet.

Dr. Grete Schurz
(Gleichbehandlung)
Bereits Anfang der siebziger Jahre wirkte Grete Schurz im Arbeitskreis „Emanzipation konkret“ und als Initiatorin des Grazer Frauenhauses, das 1981 als Zufluchtsstätte für bedrohte und misshandelte Frauen und deren Kinder eröffnet werden konnte. 1986 holte Bürgermeister Alfred Stingl die parteilose Grete Schurz als erste Frauenbeauftragte Österreichs ins Grazer Rathaus. Sie kämpft für gesetzliche Maßnahmen, um eine gerechtere Verteilung der Ressourcen für Frauen zu erreichen. Mit Freude gestaltet sie ihre „Gedanken zur Zeit“ im ORF-Studio.

Prof. Edith Temmel
(Kunst)
Die freischaffende Künstlerin, die sich mit Malerei, Glaskunst und Objekten befasst, lebt in Graz. Mit 25 Jahren begann sie, gefördert von Elga Maly zu malen. Seit 1969 zeigt Edith Temmel in zahlreichen Ausstellungen ihre Werke. Für ihre Aktivitäten und Publikationen erhielt sie zahlreiche Preise. Seit August 2001 bildet sie gemeinsam mit Ingrid Stern und Renata Schwarzbauer die Künstlergruppe „Triangelart“. In der Schutzengelkirche in Graz findet sich ein 100 m2 großes Wandbild in Freskotechnik, beim Europäischen Katholikentag in Mariazell haben ihre Messgewänder mit Gelb und Rot Sonne und Licht in das Grau der Regentage gebracht. Neuere Werke sind „Klangbilder“ und ein Glasfenster in der Franziskanerkirche.

Mag. Ines Valentinitsch
(Mode)
Im Alter von 12 Jahren nahm Ines Valentinitsch an einer von Prof. Urban organisierten Ausstellung im Kulturhaus teil, wo Günter Brus auf sie aufmerksam wurde. Nach der Matura 1991 begann sie mit dem Modestudium an der Hochschule für Angewandte Kunst. Ihre Lehrer waren Marc Bohan von Dior und Helmut Lang. Sie schloss das Studium 1995 mit Auszeichnung ab und erhielt von der Hochschule (Abt. Mode) als Einzige ein einjähriges Stipendium zum Besuch der Domus- Akademie für Mode und Design in Mailand. Nach dem Studium blieb sie in Mailand und arbeitete für verschiedene italienische und internationale Firmen. 1998 entwarf sie ihre erste eigene Kollektion. Seit Februar 2000 präsentiert Ines Valentinitsch ihre Sommer- und Winterkollektionen zweimal im Jahr während der Modewoche „Milano Collezioni“ sowie auf Verkaufsmessen in Paris. Ihre Marke besitzt seither in Mailand, Paris, Tokyo und London einen großen Ruf. Im Namen aller Preisträger dankten Mag. Ines Valentinitsch und Prof. Dr. Johannes Koren mit bewegten Worten für die hohe Auszeichnung und die eindrucksvolle Feier.

 

Quelle: steirische berichte 6/2004 „Wintermärchen Steiermark“