Visionär und glühender Europäer 
„Josef-Krainer-Heimatpreise 2009“ verliehen 

In Erinnerung an den 1971 verstorbenen Landeshauptmann Josef Krainer I. überreichten heute, 27. November,  Landeshauptmann-Stellvertreter Hermann Schützenhöfer und Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer im Weißen Saal der Grazer Burg die Josef Krainer-Heimatpreise 2009 an folgende Persönlichkeiten: Beate Bachträgl, Mag. Maria Fürntratt, Elisabeth Herunter, Walter Krainz, August Schmölzer, Kathryn List, Mag. Konrad Maritschnik, Erwin Josef Tigla, Ing. Anton Walter, Bundesträtin Herta Wimmler sowie an den Musikverein Hatzendorf. Mit der Preisübergabe erinnerten  Schützenhöfer und Schöpfer an das Lebenswerk von Landeshauptmann Ökonomierat Josef Krainer. In seiner Amtszeit von 1948 bis zu seinem Tod am 28. November 1971 war „Josef Krainer I. ein Visionär und bereits in den 1950-er Jahren ein glühender Europäer. Nach der Aufnahme des ´kleinen Grenzverkehrs´ im Jahr 1950, machte er sich bereits 1959 für den europäischen Gedanken stark. Mit dem EU-Beitritt 1995 wurde diese Vision zur Wirklichkeit“, erklärte Schützenhöfer anlässlich der Preisverleihung. 
Krainers moderner, noch heute zeitgemäßer Heimatbegriff bestimmte die Auswahl der Preisträger, die die Jury des Josef Krainer-Gedenkwerks mit Obmann Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer vornahm. Dazu zählten das soziale Engegement  des Schauspielers August Schmölzer und der Ex-Bundesrätin Herta Wimmler oder auch die Kultur-Leistungen von Kathryn List und einiger Volkskultur-Vertreter. Schöpfer erinnerte daran, „den schöpferischen Geist in unserem Bundesland zu pflegen und fortzusetzen“. Als Ehrengäste begrüßte er Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Krainer mit seiner Familie, Walburga Beutl, Zweite Präsidentin des Landtages Steiermark, Ex-Landesrat Dipl.-Ing. Hermann Schaller sowie zahlreiche Weggefährten von LH Josef Krainer, wie die früheren Landtagspräsidenten Dipl.-Ing. Franz Hasiba und Reinhold Purr, sowie  Umweltministerin a.D. Dkfm. Ruth Feldgrill-Zankel und viele mehr.

Bildtext (stehend von links): LH a.D. Dr. Josef Krainer, Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer, Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, Elisabeth Herunter, Mag. Anton Hirschmugl (Hatzendorf), Walter Krainz, Mag. Konrad Maritschnik und Erwin Josef Tigla. (sitzend von links): Ing. Anton WALTER, Kathryn List, Mag, Maria Fürntratt, Beate Bachträgl, August Schmölzer und Bundesrätin a.D. Herta Wimmler.
© Foto Fischer

Josef Krainer – Heimatpreiseträger 2009

Beate Bachträgl: Im Jahr 1990 übernahm sie die Geschäftsleitung und zwei Jahre später die Programmverantwortung (Kuratorin) im Rechbauerkino. Das Filmzentrum im Rechbauerkino (FZR) steht für mutiges, breit gefächertes, alle Arthouse-Schienen abdeckendes Programm. Von der Dokumentation über Bergbauern über den britischen Independentfilm oder berührende, doch pathosfreie Lovestories aus Lateinamerika bis zum japanischen Mangafilm wird der cineastische Facettenreichtum österreichischer und internationaler Filme zur Aufführung gebracht. Mit rund 200 (!) Erstaufführungen pro Jahr garantiert das FZR kontinuierlich ein in der Steiermark einzigartiges Filmprogramm.

Mag. Maria Fürntratt: Sie studierte Schulmusik, Gesangspädagogik und Französisch. Als künstlerische Leiterin der Grazer Kinder- und Jugendsingakademie widmet sie sich neben der Pflege der großen österreichischen Chortradition, verstärkt dem zeitgenössischen Chorschaffen und Gegenwartskomponisten aus Österreich. Ein 20-minütiges TV-Portrait über Maria FÜRNTRATT des Japanischen Fernsehens NHK 1999 wurde in ganz Südostasien ausgestrahlt.

Elisabeth Herunter, Walter Krainz, August Schmölzer: „Gustl58 Initiative zur Herzensbildung“, wurde 2005 von August SCHMÖLZER gegründet und inzwischen auch von Elisabeth HERUNTER und Walter KRAINZ betreut. Die Initiative ruht auf drei Grundpfeilern: Erstens auf schulischer und außerschulischer Bildung für Kinder und Jugendliche, zweitens auf der Hilfe für Menschen, die per-sönlich oder gesellschaftlich benachteiligt sind. Es geht auch um das Bemühen, die Herzensbildung in der Gesellschaft wieder zu beleben. Bildung der Jugend gehört zu den Hauptaufgaben. Dazu zählen spielerischer Englischunterricht im Kindergarten, zusätzlicher Italienisch-Unterricht an der Hauptschule sowie Erwachsenbildung.

Musikverein Hatzendorf: Derzeit umfasst der Musikverein Hatzendorf 50 aktive Musiker und 6 Marketenderinnen und steht unter der musikalischen Leitung von Herrn Kapellmeister Mag. Anton HIRSCHMUGL. Die organisatorischen Geschicke des Vereins leitet Obmann Johann BEDEK. Der Jugendanteil des Vereins beträgt 50 Prozent und steigt weiterhin. Pro Jahr werden 50 Proben pro Jahr abgehalten und mehr als 40 Veranstaltungen wahrgenommen. Der Bogen spannt sich dabei von Begräbnissen über kirchliche bis hin zu weltlichen Festen und Feiern. 1998, 2003, 2006 und 2009 erhielten sie den „Steirischen Panther.

Kathryn List: Sie lebt bereits seit 1987 in Graz. 1989 kam ihr erstes Kind Hans zur Welt, danach Olivia und Clara. Zunächst sprach sie kein Wort Deutsch. Aber nach den ersten „Orientierungsjahren“ in Österreich fing sie wieder an, sich mit Kunst in Verbindung mit Technik zu beschäftigen. Von dieser Symbiose konnte sie auch ihren Mann, einen Klassik-Liebhaber, überzeugen. Kathryn LIST sagte einmal: „Man fängt nicht mit Zahlen an, sondern mit einer Vision, einer Idee, mit Kreativität.“ Ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist die Umwandlung einer ehemaligen Fabrikshalle zu einem kulturellen Veranstaltungsort von höchstem Niveau. Im Zusammenspiel von Kunst, Technologie und Wissenschaft wurde die Helmut-List-Halle zu einem „klingenden Resonanzraum“ für Künstler.

Oberschulrat Mag. Konrad Maritschnik: 1957 bewarb sich MARITSCHNIK an der Ausbildungs-stätte für Lehrer und wurde prompt aufgenommen. 1958 erhielt er die Lehrberechtigung für Volksschulen, 1965 für Hauptschulen. Er war Lehrer und Leiter der Hauptschule Wenigzell. Die Pension nützt er als Buchautor. Die enge Verbundenheit mit der Heimat, die positiven und negativen Erfahrungen seiner „Lebensreise“ boten den Stoff für seine Bücher. Gemeinsam mit Prof. Karl SLUGA sammelt er Mundartausdrücke und will deren ursprüngliche Bedeutung erkennen.

Erwin Josef Tigla: 1987 begründete er die deutsche Abteilung der Reschitzaer Volkshochschule, des unmittelbaren Vorläufers des heutigen Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ mit und leitet diese kulturellen Institution bis heute. Seit Jahr 1991 arbeitet TIGLA mit dem Europahaus Neumarkt und der Europäischen Föderalistischen Bewegung Österreich zusammen. Von 1998 bis 2001 gehörte er weiters dem Minderheitenrat der rumänischen Regierung an. Im Bereich Kulturmanagement sind besonders die Leitung der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland“, der „Deutschen Literaturtage in Reschitza“, sowie des „Reschitzaer deutschen Trachtenfests“ hervorzuheben.

Regierungsrat Ing. Anton WALTER: Der auf Krieger-Gedenkstätten, Friedhofs-Anlagen und sakrale Bauten spezialisierte ehemalige Landesbedienstete Regierungsrat Anton WALTER hat in Zusammenarbeit mit der Arbeits-Gemeinschaft „Friedhof und Bestattung in Wien“ eine für das gesamte Bundesgebiet maßgebliche „Muster-Friedhofs-Ordnung“ erarbeitet. WALTER war im Zivilberuf für Landesbauprojekte, wie Bau-Projekte an den Landes-Krankenhäusern Hartberg, Fürstenfeld und Feldbach, sowie für die Bezirkshauptmannschaften Hartberg, Weiz und Fürstenfeld verantwortlich. In Südtirol pflegte er intensive Kontakte mit dem „Landesverband für Heimatpflege“. Er ist Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark.

Bundesrat a.D. Herta Wimmler: 1992 gründete WIMMLER das Kapfenberger Hilfswert „Soziale Lernhilfe“ mit derzeit etwa 20 vorwiegend ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und 35 SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Sie ist aus der Betreuung von Kindern der um 1990 angesiedelten Asylanten entstanden. Der Grundgedanke dabei ist, die Kinder mit vorwiegend nichtdeutscher Muttersprache, deren Eltern in Kapfenberg wohnen und auch arbeiten, in vielen Bereichen zu unterstützen. Das Kapfenberger Hilfswerk bietet seine Dienste allen Schichten der Bevölkerung an, ohne Unterschied des Einkommens, Alters, Geschlechts, Religion oder der Parteizugehörigkeit. Dabei sind Vorbeugung und Hilfe zur Selbsthilfe zentrale Anliegen. Zu Verdanken ist dies dem unermüdlichen Einsatz von Herta WIMMLER, die dafür bereits auch mit der „Humanitas-Medaille“ ausgezeichnet wurde.

 

LH-Stv. Schützenhöfer gratuliert Kathryn List
© Foto Fischer

Ansprache des Preisträgers Erwin Tigla

 

Ein Preis ist Bindeglied zwischen seinem Verleiher und dem Empfänger! Ein Heimatpreis ist umso mehr Bekenntnis und Aufopferung zugleich für das, was einem Menschen am nähesten steht: Ort und Seele, von wo man immer wieder Kraft und Ausdauer schöpfen kann und soll, träumt, liebt und hofft ohne Grenzen!
Der „Josef Krainer-Heimatpreis“ für das Jahr 2009 bedeutet für mich und meine Landsleute im rumänischen Banater Bergland, in deren Namen ich ihn annehme, die Bestätigung einer immerwährenden Verbindung der Banater Berglanddeutschen zur Uhrheimat, zur grünen Steiermark, die wir, obwohl in 800 km von ihr entfernt lebend, in unserer Seele mittragen, sie in unserem Wesen, in Sprache, Denken und Leben spüren!
Meine Gedanken gehen in diesem Augenblick ehrfurchtsvoll auch zu allen meinen und unseren Vorfahren, die für ihre Heimatgefühle, für ihre Sprache, Glaube und Kultur gelitten haben, sogar ihr Leben dafür geopfert haben!
Dem Preisverleiher für diese einmalig große Ehre dankend, möchte ich alle, die mir und uns nahe stehen, versichern, dass der „Josef Krainer-Heimatpreis“ für das Jahr 2009 uns Kraft und Ausdauer für die Zukunft geben und die Verbundenheit zwischen der Steiermark und dem Banater Bergland noch intensiver bestätigen wird!

Erwin Josef Ţigla
Laudatio des Obmannes LAbg. oUniv.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer

Die Josef Krainer-Preise tragen den Namen des unvergessenen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer Senior.

Josef Krainer war bereits in der Zwischenkriegszeit in der Politik tätig, während der NS-Zeit war er wegen seiner Unbeugsamkeit Verfolgungen ausgesetzt. Unmittelbar nach dem Ende des WK II. trug er zu entscheidenden Weichenstellungen in unserem Land bei. Sein politischer Stil war originell, er war eine unverwechselbare Persönlichkeit, die unser Land prägte. Trotz aller Konsequenz war er stets ein aufrechter Mann des Ausgleiches und des vernünftigen Miteinander und so hat er auch viel zur Versöhnung beigetragen. Seine Ära als Steirischer Landeshauptmann prägte von 1948 bis 1971 – also mehr als 23 Jahre – die überaus positive Entwicklung der Steiermark.

Das Josef-Krainer Gedenkwerk besteht seit 1973. Ihm gehören zahlreiche prominente steirische Persönlichkeiten an. Darunter die Vorstandsmitglieder Ministerin a.D. Ruth Feldgrill-Zankl, die ehemaligen Landtagspräsidenten DI Franz Hasiba und Reinhold Purr, der Geschäftsführer Ass.Prof. Dr. Klaus Poier und Finanzreferent NRAbg. Dr. Karl Maitz.
Ziel des Steirischen Gedenkwerkes ist es, die Erinnerung an das Wirken des großen steirischen Landeshauptmannes Josef Krainer zu bewahren und in seinem Sinne Tradition, aber auch Innovation zu fördern. Die Schwerpunkte sind Sozialaktivitäten, die Förderung junger Talente und die Verleihung der verschiedenen Josef-Krainer-Preise für außergewöhnliche Leistungen. Neben den Wissenschaftspreisen kommt den heute zu vergebenden Heimatpreisen besondere Bedeutung zu.
Wir dürfen nun einige ganz besondere Persönlichkeiten ehren, die sich für unser Land verdient gemacht haben. Hier werden die Spannweite und die Vielfalt in den Lebensläufen und den Leistungen sichtbar. Vielleicht ist eine Feierstunde wie diese dazu angetan, ein wenig innezuhalten und über das großartige Potential unseres Landes nachzudenken.
Und den Preisträgerinnen und Preisträgern darf ich empfehlen, lehnen Sie sich entspannt zurück, genießen Sie diese Stunde und ertragen Sie mit Gelassenheit die auf Sie gemünzten lobenden Worte; denn sie haben diese mehr als verdient.
Wir dürfen uns auch bei den anwesenden Verwandten, Angehörigen und Freunden unserer Preisträger bedanken, die vielleicht viel zu den Leistungen unserer Auszuzeichnenden beigetragen haben. Es sind aber auch viele prominenten Ehrengäste und Freunde des Gedenkwerkes da, die durch ihre Anwesenheit unseren Preisträgern ihre ganz besondere Reverenz zollen.
Der Heimatpreis soll die Verbundenheit zur Steiermark bekunden. Und natürlich macht es stolz, etwa bei Peter Rosegger zu lesen, der liebe Gott müsse die Steirer besonders lieben, weil er ihnen ein so schönes Heimatland geschenkt hat.
Aber die Heimatliebe sollte nicht Scheuklappen anlegen und überstrapaziert werden.
So sind wir objektiv genug zuzugeben, dass es auch andere schöne Heimatländer gibt.
So schrieb Dalai Lama 14.: Wo immer man sich in Frieden und Ruhe geborgen fühlt, da findet man seine Heimat. Wo immer ich bin, ich finde mein Tibet.
So geht es ihm besser, als dem von Alfred Polgar erlittenen Emigrantenschicksal: Die Fremde ist nicht Heimat. Aber die Heimat Fremde.
Sie alle kennen das bekannte Koren-Wort: Heimat ist Tiefe, nicht Enge. Dem entspricht auch die Einschätzung des Schweizer Dichters Gottfried Keller: Wer unter Heimatliebe nur das Zuhausehocken versteht, dem wird die Heimat leicht zu einem Sauerkrautfass.

Bei den verschiedenen Preisträgerinnen und Preisträgern werden wir heute noch einige interessante Facetten des Heimat-Begriffes erkennen können.
Ein besonderer Dank gilt der Musik, die vom Hatzendorfer Musikverein gestellt wird, der ja zu den heutigen Preisträgern zählt.
Das Bläserquartett besteht aus folgenden Personen: Leitung – Kapellmeisterstellvertreter Ewald Neuherz (Trompete), Christiane Neuherz (Trompete), Johann Fink (Tenorhorn), Franz Sapper (Tuba)

Wir hörten bereits die  „Fanfare“ v. Tylman Susato, „Intrade“ v. Johann Pezel, „Geburtstags-Boarischer“ v. Peter Moser (Wolfgang Köle), Volkslied „Der Wasserfall“ bearbeitet v. Anton Mader

Apropos Wasserfall. Nachdem dieses Volkslied erklungen ist, (erheben wir uns noch zur Landeshymne) dürfen wir Sie zum Buffet in die anschließenden Repräsentationsräume bitten, wo Sie neben dem schon apostrophierten steirischen Wasser sicherlich auch noch gehaltvollere Flüssigkeiten vorfinden werden.


Unsere durch die Logik des Alphabetes als erste zu ehrende Preisträgerin ist
Beate Bachträgl


Sie führt uns in die weite Welt der Cineasten. Sie setzt sich in überaus verdienstvoller Weise mit der flimmernden Welt der Filme auseinander. Ein Spötter würde sagen: Filme, das sind Abbilder des Lebens, aus denen man die langweiligen Stellen herausgeschnitten hat.
Die Steiermark hat als Filmland einiges zu bieten und es ist für die Bekanntheit eines Landes gut, immer wieder Schauplatz von Filmen zu sein. Dies wurde mir bewusst, als mir ein Taxifahrer in Sydney von Wien vorschwärmte. Als ich ihn fragte, wie oft er schon dort war, sagte er: Nie, aber ich sehe regelmäßig Kommissar Rex.
Die Cinestyria leistet gute Arbeit. Steirische Filmemacher sind auch international sehr erfolgreich: Als Beispiel darf ich Dieter Pochlatko erwähnen, er ist Träger des Josef-Krainer-Preises und er ist mit dem Filmzentrum Rechbauer eng verbunden.
Hier geht es darum, das vielfältige Filmschaffen in der Steiermark zu verbreiten.
Damit sind wir bei der Wirkungsstätte von Beate Bachträgl.
Nach dem Besuch der Höheren Technischen Bundeslehranstalt am Ortweinplatz begann sie zunächst mit dem Studium der Archäologie und Kunstgeschichte in Graz. Parallel dazu war sie bereits im Filmzentrum im Rechbauerkino tätig. 1990 übernahm sie die Geschäftsleitung und zwei Jahre später die Programmverantwortung im Rechbauerkino.
Das Filmzentrum steht für ein mutiges und breit gefächertes Programm. Von der Dokumentation über Bergbauern über den britischen Independentfilm oder berührende, doch pathosfreie Lovestories aus Lateinamerika bis zum japanischen Mangafilm wird der cineastische Facettenreichtum zur Aufführung gebracht. Mit rund 200 (!) Erstaufführungen pro Jahr garantiert das Filmzentrum im Rechbauerkino kontinuierlich ein einzigartiges Filmprogramm. Außerdem werden regelmäßig Filmreihen gezeigt, in denen auch die Filmhistorie beleuchtet wird. Dies führt auch immer wieder zu Kooperationen mit Schulen und der Grazer Universität. Auch spartenübergreifende Programme werden gefördert, etwa das Literaturhaus oder die demnächst geplante Kooperation mit der Grazer Oper.
Um vor allem junge Filmemacher zu fördern, wurde 2006 die Initiative „Junger steirischer Film“ ins Leben gerufen. Damit wird steirischen Jungfilmern die Möglichkeit geboten, ihre Arbeit eine Woche lang in der 18-Uhr-Vorstellung kostenlos zu präsentieren. Aber auch erfahrene Filmschaffende, deren Produktion keinen österreichischen Verleih finden konnte, werden Aufführungen im Kino ermöglicht. So gilt das Filmzentrum Rechbauer als DIE Anlaufstelle für steirische Jungfilmer und aufstrebende Nachwuchsregisseure sowie für die Aufführung von Erstlingswerken mittlerweile namhafter Filmemacher (z.B. Alfred Schwarzenbergers „Sechs Tage und die Mopedfrau“ – wohl einer der erfolgreichsten steirischen Filme). Andere, die ihre ersten Filme im FZR zeigten, haben ebenso ihren Weg gemacht, etwa Jakob A. Erwa mit seiner ORF-Serie „Tschuschenpower“, der mittlerweile an der Filmschule in München studiert oder Alexander Lercher (Filmschule in Los Angeles) bzw. auch Simon G. Müller (Filmschule in New York).
Film ist nicht nur Konsumgut, Film unterhält und bildet. Das Filmzentrum Rechbauer will daher auch in Zukunft vor „schwierigen“ Themen nicht zurückschrecken und sieht in der Programmgestaltung auch einen sozialpolitischen Bildungsauftrag.
Wir dürfen nun Frau Bachträgl mit dem Josef Krainer-Heimatpreis in ihrer cineastischen Begeisterung bestärken.

 

Rolland Romain meinte einst: Der Mensch kann ohne Gesang ebenso wenig auskommen, wie ohne Brot.
So darf ich nun ein Loblied auf eine begnadete Chorpädagogin singen.
Mag. Maria Fürntratt

Mag. Maria Fürntratt hat sich neben ihren Studien der Schulmusik, Gesangspädagogik und Französisch schon sehr früh auf die Förderung und Ausbildung von Kinder- und Jugendstimmen spezialisiert. Als künstlerische Leiterin der Grazer Kinder- und Jugendsingakademie widmet sie sich neben der Pflege der großen österreichischen Chortradition verstärkt dem zeitgenössischen Chorschaffen und ist mit Gegenwarts­komponisten aus Österreich sowie aus vielen Ländern verbunden.
Gemäß ihrem Lebensmotto „Erlebe Singen“ versucht Fürntratt seit vielen Jahren Publikum und Kinder in den Bann der Musik zu ziehen. 2004 wurde ihr für die Chorarbeit an der Höheren Internatsschule des Bundes Liebenau – kurz HIB-Liebenau – der Pädagogische Panther („Hauptpreis für herausragende pädagogische Leistungen des Landes”) verliehen.
Sie unterrichtet Chorleitung in der österreichischen Lehrerfortbildung, wird als internationale Jurorin geschätzt und wurde 2007 als Chorpädagogin an die Kunstuniversität Graz berufen. Ein 20-minütiges TV-Portrait über Maria Fürntratt durch das Japanische Fernsehen 1999, ausgestrahlt in ganz Südostasien und eine tschechische Universitätsstudie über ihre Jugendstimmbildungsarbeit in Liebenau im Vergleich zu anderen europäischen Jugendgesangs-Ausbildungszentren, sind Ausdruck der externen Wertschätzung ihrer Arbeit. Die Ergebnisse ihrer glühenden Leidenschaft zeigen sich aber auch vor allem in den Leistungen „ihrer“ Chorkinder aus Liebenau. Seit der Chorgründung vor 14 Jahren sangen knapp 500 Kinder in den Chören mit bzw. wurden stimmtechnisch ausgebildet. Basis für die außergewöhnlichen Leistungen sind über 400 Stunden Chorproben und weitere 600 Stunden Stimmbildung jährlich, die großteils ehrenamtlich stattfinden. Mittlerweile wurden in Kilometer ausgedrückt bereits fast zwei Erdumrundungen an Chorreisen durchgeführt. FÜRNTRATTS Singakademie versteht sich insgesamt betrachtet als Ausbildungsstätte für Kinder, die den Anspruch erhebt, jedem interessierten Kind singen beizubringen und an das internationale Spitzenniveau heranzuführen.
Erst gestern konnte ihr HIB-art.chor beim „Festival der Musik“ bzw. der Japan Week 2009 im Grazer Stefaniensaal brillieren.
Maria Fürntratt versteht es nicht nur, ihre Begeisterung für das Singen an Kinder und Jugendliche weiterzugeben, sondern sie motiviert und trainiert sie zu sagenhaften Spitzenleistungen, so dass diese in der Konkurrenz mit den Erwachsenenchören stets hervorragend bestehen.
Die sangesfrohe Steiermark dankt es ihr mit dem Josef Krainer-Heimatpreis.

Der britische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton, von ihm stammt die Kunstfigur Pater Brown, formulierte: „Gutsein ist ein gewaltigeres Abenteuer, als eine Weltumseglung“.
Elisabeth Herunter, Walter Krainz, August Schmölzer
Gustl 58 – Initiative zur Herzensbildung

„Gustl 58 – Initiative zur Herzensbildung“, wurde 2005 von August SCHMÖLZER gegründet und mit Elisabeth Herunter und Walter Krainz sind es mittlerweile drei Partner bei „Gustl 58“. Dies ist ein gemeinnütziger Verein, der Projekte vor allem im Raum St. Stefan durch Spendengelder aus ganz Österreich und aus dem Ausland verwirklicht.
Elisabeth HERUNTER ist hauptsächlich für die Finanzen zuständig. Sie ist gebürtige Grazerin und ist seit 1980 mit Josef HERUNTER verheiratet und hat zwei Kinder sowie zwei Enkelkinder. Nach dem Besuch der Handelsschule in Graz absolvierte sie den Buchhalter-, Lohnverrechner- und Bilanzbuchhalterlehrgang. Seit 1987 ist sie als selbständige Bilanzbuchhalterin tätig.
Um das „Erscheinungsbild“ der Initiative kümmert sich Walter KRAINZ. Auch er ist gebürtiger Grazer, ist mit Helga KRAINZ verheiratet und hat ebenfalls zwei Kinder. Nach dem Besuch des musisch-pädagogischen Bundesrealgymnasiums in Graz studierte er an der Pädagogischen Akademie in Graz-Eggenberg und absolvierte die Lehramtsprüfung für Hauptschulen. Seit 1978 ist er an der Hauptschule St. Stefan als Lehrer tätig.
In Zeiten, als es in der Steiermark noch sehr kriegerisch zuging, meinte Feldmarschall Montecuccoli: Zum Kriegsführen braucht man dreierlei Dinge: Geld, Geld und wieder Geld!
Doch auch in friedlichen Zeiten ist viel Geld nötig, wenn es darum geht, Gutes zu tun. Damit sind wir bei August Schmölzer; er hat sich im Verein dem Auftreiben von Spenden verschrieben. Er ist ein steirischer Bauernsohn und absolvierte nach seiner Ausbildung als Koch ein Schauspielstudium an der Kunstuni Graz. Erste Engagements führten ihn nach Heilbronn und ans Theater in der Josefstadt. Seither war er an zahlreichen deutschen Bühnen und bei den Salzburger Festspielen zu sehen, wo er mit Regisseuren wie Martin Kusej, Peter Stein und Otto Schenk zusammenarbeitete. Neben der Theaterarbeit ist August Schmölzer regelmäßig in Filmen zu sehen. Dabei verkörpert er meist knallharte Typen. Privat ist er empfindsam und setzt seine Prominenz für soziale Initiativen ein. Er hat sehr viele Seiten: 2006 ist sein Roman „Der arme Ritter“, ein erotisches Kochbuch erschienen. Vor kurzem erschien sein Buch „Tor zum Herzen“.
Die Initiative „Gustl58“ ruht auf drei Grundpfeilern: Es geht um schulische und außerschulische Bildung für Kinder und Jugendliche. Es geht darum Menschen zu helfen, die benachteiligt sind und Gefahr laufen, an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. Dabei steht im Vordergrund: Keine mediale Auswertung der Fälle! Man meint, dass das Schicksal oft schon schlimm genug ist, man muss es nicht auch noch ausstellen.
Schließlich geht es auch um das Bemühen, die Herzensbildung wieder zu beleben. Für die Kinder- und Jugendbildung gibt es Zusatzangebote, wie spielerischen Englischunterricht im Kindergarten oder zusätzlichen Italienischunterricht an der Hauptschule. Es werden aber auch Kurse für Erwachsene (etwa Slowenisch) ins Programm aufgenommen. Weiters bietet „Gustl58“ Vortragsabende an, die Erwachsenen ungezwungen auf humanistischer Basis Bildung bieten. Es wird auch die Musik gefördert, so wurde es dem Musikverein St. Stefan ermöglicht, Instrumente für junge Leute anzukaufen, die sie sich nicht leisten konnten.
Ein eherner Grundsatz ist: Jeder Spendeneuro geht zu hundert Prozent in die Projekte. Alle Projekte haben die gemeinsame Klammer „Herzensbildung“. Es handelt sich hier um eine parteiunabhängige und keiner Konfession angehörige Initiative, die sich uneigennützig und eigenständig für Menschlichkeit, Toleranz und Humanität einsetzt.

André Heller meint: Was den Menschen zum Menschen macht, ist Herzensbildung. Als wahre Menschen leisten Sie Vorbildliches. Dies hat den Josef Krainer-Heimatpreis verdient.


Heimat und Volkskultur sind siamesische Zwillinge
Musikverein Hatzendorf

Es gibt in der Steiermark derzeit fast 400 (395) Musikkapellen. In allen steirischen Regionen gibt es ein reges musikalisches Vereinsleben und allerorts wird kräftig musiziert. Und unser Volkskunstreferent Hermann Schützenhöfer freut sich darüber, dass der steirische Jahrlauf in all seinen Manifestationen, sowohl in Freude als auch im Leid, von hervorragenden und ambitionierten Musikern begleitet wird. Im kommenden Jahr wird übrigens der Steirische Blasmusikverband sein 60-jähriges Bestandsjubiläum feiern.
Doch es gibt einzelne Kapellen, die auf eine über doppelt so lange Tradition zurückblicken können.
Stellvertretend für die zahlreichen steirischen Kapellen dürfen wir heute den Musikverein Hatzendorf in das Rampenlicht stellen. Er hat eine rund 130-jährige Geschichte. Seit wann es genau bereits eine Blasmusik in Hatzendorf gibt, das weiß nur der liebe Gott. Doch die Historiker bezeugen, dass bereits im Jahr 1879 in den Chroniken der Volksschule bzw. Pfarre die musikalischen Tätigkeiten erwähnt werden.
Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bedeutete das vorläufige Ende der Musik in Hatzendorf, weil der Großteil der Musiker in den Krieg ziehen musste. Die zahlreichen Begräbnisse der gefallenen Soldaten während des Krieges wurden in der Pfarre musikalisch von einer Hand voll Musiker begleitet, die noch zu jung oder schon zu alt für den Wehrdienst waren. Hatzendorf blieb noch lange nach dem Krieg ohne Blasmusikkapelle. Erst 1953 fanden sich unter dem Vorsitz des ehemaligen Kapellmeisters Johann Bierbauer etwa 30 Musiker zusammen. Noch im selben Jahr übernahm Karl Ober die Funktion des Kapellmeisters. Bereits im Sommer trat die Kapelle erstmalig vor die Öffentlichkeit und zwei Jahre später fand in Feldbach eine Rundfunkaufnahme statt. Seither hat sich das musikalische Niveau der Musikkapelle gewaltig verändert, das Hatzendorfer Blasorchester bietet Großartiges. Davon konnte ich mich auch in den letzten Jahren bei den Sommerfesten von Elfi Pscheidl auf Schloss Hantberg in Johnsdorf überzeugen.
Es verwundert auch nicht, dass einige der hier Mitwirkenden die Musik zum Hauptberuf erkoren haben und zum wertvollen Inventar des Orchestergrabens der Grazer Oper gehören.
Derzeit umfasst der Musikverein Hatzendorf 50 aktive Musizierende und 6 Marketenderinnen und steht unter der Leitung von Herrn Kapellmeister Mag. Anton Hirschmugl. Die organisatorischen Geschicke des Vereins leitet Obmann Johann Bedek. Und es ist kein Geheimnis, dass man sich oft und gerne zur Klärung von Vereinsfragen in der entspannten Atmosphäre des Vereinsgasthofes Resi und Manfred Kraxner trifft und dort statt der Instrumente die Gläser erklingen lässt.
Erfreulich ist, dass es gelingt, die Freude an der Musik auch an die Jugend weiterzugeben. Der Jugendanteil beträgt im Verein ca. 50 Prozent und er ist im steigen. Es braucht uns also um die Zukunft und die nächsten 130 Jahre nicht bang zu sein.
Das Vereinsleben umspannt ungezählte religiöse und weltliche Feste und Feiern. Durch die Teilnahme an Konzert- und Marschmusikwertungen wurde schon mehrmals von der Steirischen Landesregierung der „Steirische Panther“ verliehen. Als einen Höhepunkt im Vereinsleben kann man die musikalische Umrahmung beim 30-jährigen Jubiläum der „Liechtensteinischen Handels- und Gewerbeausstellung 2008“ in Schaan bezeichnen, wo das „Steirische Vulkanland“ mit seinen feurigen und großartigen Musikern präsentiert wurde.
Damit ist bewiesen, die Steiermark ist nicht nur sangesfroh, sie ist auch reich an großartigen Musikkapellen, auf die wir alle stolz sein dürfen. Und dies wollen wir nun mit dem Josef Krainer-Heimatpreis zum Ausdruck bringen.


Hermann Hesse schrieb: Heim kommt man nie, aber wo befreundete Wege zusammenlaufen, da sieht die ganze Welt für eine Stunde wie Heimat aus.
Kathryn List

Kathryn List, eine erfolgreiche und sympathische Mittlerin zwischen Wirtschaft und Kultur, wurde in Detroit, USA, geboren. Sie absolvierte ein Ökonomie-Studium in Michigan. Geprägt durch eine kunstliebende Familie begann sie dann Theaterstücke zu produzieren. Dies wollte sie ein paar Monate machen – es wurden zwölf Jahre daraus. Daneben setzte sie sich auch mit Musik und Film auseinander. Ihr Vater war Präsident der SAE, Society of Automotive Engineers. Er kannte den Grazer Prof. Dr. h.c. Helmut List von der AVL beruflich. Als die beiden sich anlässlich eines Kongresses in den USA trafen, lernte auch Kathryn ihren Helmut kennen. Seinen versprochenen Anruf nahm sie nicht wirklich ernst. Der angekündigte Anruf kam aber tatsächlich und eine schöne Liebesgeschichte nahm ihren Lauf. Mittlerweile ist Kathryn List bereits seit 1987 in Graz. 1989 kam ihr erstes Kind Hans auf die Welt, dann kamen noch Olivia und Clara. Es war anfangs nicht einfach für Kathryn LIST, da sie kein Wort Deutsch sprach. Aber nach den ersten „Orientierungsjahren“ in Österreich fing sie wieder an, sich mit Kunst in Verbindung mit Technik zu beschäftigen. Von dieser spannenden Symbiose konnte sie auch ihren Mann, einen Klassik-Liebhaber, überzeugen.
Kathryn LIST sagte einmal: „Man fängt nicht mit Zahlen an, sondern mit einer Vision, einer Idee, mit Kreativität.“ Ein sehr gelungenes Beispiel dafür ist die Umwandlung einer ehemaligen Fabrikhalle zu einem kulturellen Veranstaltungsort von höchstem Niveau. Im Zusammenspiel von Kunst, Technologie und Wissenschaft wurde die Helmut-List-Halle zu einem „klingenden Resonanzraum“. Ihr Engagement geht aber noch viel weiter.
Kathryn LIST hat in ihrer Jugend selbst Ballett getanzt, Geige gespielt und war später auch Theaterproduzentin. Jetzt versucht sie Künstler durch ihre weltweiten Kontakte zu fördern und Türen für sie zu öffnen. „Der Mensch sollte doch immer im Mittelpunkt stehen. Und wer kann das besser widerspiegeln als ein Künstler.“
Mit der gemeinsam mit DI Ksela entwickelten privaten „AVL Cultural Foundation“ werden in der Steiermark erfolgreich künstlerische Impulse gesetzt. Hier gibt es enge Kontakte zu Styriarte und zum Steirischen Herbst. Aber auch für das American Institute of Musical Studies (AIMS) leistet sie seit 1990 als Präsidentin der Grazer AIMS hervorragende Arbeit. Sie trägt dazu bei, dass hoch talentierte junge Sängerinnen und Sänger und ein gesamtes Orchester alljährlich für einige Wochen nach Graz kommen und für eine Belebung im Kultursommer sorgen. Sie wirkt auch als Vizepräsidentin des Europäischen Forums Alpbach, und ist mit der Austrian American Society, der International Women´Association, der Webster University Vienna, und „Live Music Now“ eng verbunden. Als in Graz lebende Amerikanerin hat sie sehr viel zu den amerikanisch-steirischen Kulturbeziehungen beigetragen.
Liebe Frau List! Wir wollen Sie mit der Verleihung des Josef Krainer-Heimatpreises keineswegs vereinnahmen und wir wollen Ihnen keinen Steirerhut verordnen. Aber: Als in Graz lebende Amerikanerin haben Sie viel zu den amerikanisch-steirischen Kulturbeziehungen und zur Belebung des steirischen Kulturlebens beigetragen. Und Sie sind stets bemüht, Künstlern in der Steiermark ein kreatives Umfeld zu bieten, in denen Sie sich entfalten können. Damit sind Sie eine verdiente Trägerin des Josef Krainer-Heimatpreises.

 

OSR Mag. Konrad Maritschnik

Konrad MARITSCHNIK wurde im Jahr der großen Weltwirtschaftskrise, 1929, in Hadernigg, Gemeinde Aibl, geboren, er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Eltern Johann und Elisabeth besaßen eine kleine Landwirtschaft, die kaum imstande war, eine Familie halbwegs zu ernähren. Seine Geschwister starben mangels ärztlicher Betreuung, was später bei ihm auch einen literarischen Niederschlag fand. Nach Absolvierung der Volksschule in St. Lorenzen war er in der elterlichen Wirtschaft und als Taglöhner tätig. Durch Zufall änderten sich seine Lebensumstände 1949 spontan. Der Ortspfarrer Alois ANDRÄ wies ihm den Weg zur Arbeitermittelschule in Graz und unterstützte ihn finanziell und in administrativen Belangen. Der Weg von der Bergschule in diese AHS war nicht leicht. Nach der Matura stellte sich die schwierige Entscheidung, in welche Richtung er sich weiterentwickeln sollte: Lehrer oder Priester? Als ihn die Lehrerbildungsanstalt vorerst ablehnte, studierte er zunächst acht Semester Theologie an der Karl-Franzens-Universität Graz. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Werkstudent. Dann bewarb sich MARITSCHNIK jedoch erneut an der Ausbildungsstätte für Lehrer und wurde diesmal aufgenommen. Er erhielt das Befähigungszeugnis für Volksschulen und anschließend das Lehramtszeugnis für Hauptschulen. Er war dann an der Volksschule Greith im Salzatal, an der Volkschule in Frauenberg sowie als Lehrer und Leiter an der Hauptschule Wenigzell tätig. 1990 ging MARITSCHNIK schließlich in Pension. Diesen Zeitabschnitt sieht er allerdings nicht als Epoche des Rastens oder der Ruhe. Im Gegenteil. Nun erst hatte er die Zeit und Muße, seine Erinnerungen und Erlebnisse niederzuschreiben. Sein autobiografisches erstes Buch „Erlebtes Grenzland“ wurde ein voller Erfolg. Das Buch „Land an der Grenze“ wurde bald zu einem beliebten Reisebegleiter für landeskundlich Interessierte, ebenso wie die beiden Kapellenbücher „Große Kapellen, einsame Kirchen“ im Bezirk Deutschlandsberg und „Eine Kirchen- und Keppelreise“ durch den Bezirk Leibnitz. Aber auch die Bücher „Die Koralpe lebt“ und „Holzknechte und Studierte“ fanden eine gute Aufnahme. Die enge Verbundenheit mit der Heimat, die positiven und negativen Erfahrungen seiner „Lebensreise“ boten den Stoff für seine Bücher. Auch wenn heute niemand mehr so leben möchte wie die Menschen vor hundert Jahren, ist das Wissen um die Vergangenheit es aber wohl wert, der Nachwelt erhalten zu bleiben. MARITSCHNIKS Leitspruch dabei ist, dass es wohl keine Gegenwart ohne Vergangenheit geben kann. Gemeinsam mit Prof. Karl SLUGA machte er sich auch daran, Mundartausdrücke zu sammeln und ihre ursprüngliche Bedeutung sowie ihren Wandel zu erkunden. Dieses Buch gibt es bereits in der 4. Auflage.
Konrad MARITSCHNIK hat durch sein reiches literarisches Schaffen viel zur Kenntnis der steirischen Heimatkunde beigetragen. Die wollen wir nun mit der Verleihung des Josef Krainer-Heimatpreises würdigen.

 

Wilhelm von Humboldt hat einen besonderen Heimatbegriff: Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfernung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten und am leisesten vor sich.
Erwin Josef Tigla

Im 18. Jahrhundert wurden Steirer und Steirerinnen im Banater Bergland im heutigen Rumänien angesiedelt. Viele von deren Nachfahren haben sich bis heute ihre Sprache und ihre Verbundenheit zur Heimat ihrer Vorfahren bewahrt. So gibt es hier beispielsweise den Ort mit dem Namen Steierdorf.
Erwin Josef TIGLA wurde in Reşiţa/Reschitza im Banater Bergland, Rumänien geboren. Nach seinem Abitur besuchte er eine Schule für Bibliothekare. 1985 heiratete er seine Ana, mit der er einen Sohn, Alexander Erwin, hat.
Sein Lebenslauf ist vielfältig. So kann man Herrn Tigla als Schriftsteller, Kulturmanager, Verleger, Bibliothekar und Volksgruppenpfleger bezeichnen. Er war Mitglied der Reschitzaer Operettengruppe. Danach wirkte er beim Deutschen Gesang- und Tanzensemble Reschitza. Er war Mitbegründer der deutschen Abteilung der Reschitzaer Volkshochschule, des unmittelbaren Vorläufers des heutigen Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ und er leitet diese kulturellen Institution bis heute. Dieser Verein ist der Träger der deutschen/steirischen Kultur im Banater Bergland schlechthin. Er hat die steirisch-bergmännischen Traditionen bewahrt und nach der politischen Wende in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Steiermark das steirische Volkslied-, Volkstanz- und Trachtenwesen wiedererweckt. Seit 1991 arbeitet TIGLA mit seinen Organisationen eng mit dem Europahaus Neumarkt und der Europäischen Föderalistischen Bewegung Österreich zusammen. Jährlich nimmt er an den Minderheitenseminaren und Foren teil. Über seine Initiative kommen immer wieder Jugendliche und Gruppen (auch aus sozial schwachen Familien) aus dem Banater Bergland in das Europahaus Neumarkt.
TIGLA engagiert sich aber auch seit 1990 beim Demokratischen Forum der Banater Berglanddeutschen, der staatlich anerkannten Volksgruppenvertretung der Bergland­deutschen, dessen Gründungsmitglied er war. Hier ist er seit 2004 der Vorsitzenden. Er gehörte auch dem Minderheitenrat der Rumänischen Regierung an. TIGLA zeichnete sich im Laufe der Zeit durch zahlreiche weitere Mitgliedschaften und Tätigkeiten aus, etwa Vorsitzender der Vinzenzkonferenz (Gemeinschaft des Heiligen Vinzenz von Paul) in Reschitza, Vorsitzender der Union der Vinzenzkonferenzen Rumäniens (heute Ehrenvorsitzender) sowie Koordinator der Vinzenzgemeinschaften der ehemaligen kommunistischen Länder. Zudem wirkt er als Herausgeber zahlreicher Publikationen, welche die vielfältigen Aspekte des wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Lebens des Banater Berglandes beschäftigen, dazu zählt auch die dort gepflegte Mundart. Im Kulturmanagement sind besonders die Leitung der „Deutschen Kulturdekade im Banater Bergland“, der „Deutschen Literaturtage in Reschitza“, sowie des „Reschitzaer deutschen Trachtenfests“ hervorzuheben. Außerdem finden regelmäßig Schülerwettbewerbe statt, an denen sich auch steirische, ungarische und polnische Schulen beteiligen.
TIGLAS Tätigkeiten und seine Initiativen, die Kontakte des Banater Berglandes mit der Steiermark zu pflegen, werden nun mit dem Josef Krainer-Heimatpreis gewürdigt.


Reg. Rat. Ing. Anton Walter

Regierungsrat Ing. Anton Walter wurde am 2. Februar 1913 im oststeirischen Ilz geboren. Sie haben richtig gehört, Herr Walter ist im 97. Lebensjahr. Er entstammte einer sehr künstlerischen Familie: Sein Vater und dessen Brüder waren Kirchenmaler und diese haben etwa 50 Kirchen in der gesamten Monarchie ausgestaltet.
Eine besondere Prägung erhielt er als Sängerknabe in Klosterneuburg, wo der bekannte Dichter Friedrich Sacher zu seinen Lehrern zählte. Mit diesem war er bis zu dessen Tod verbunden. 1931 maturierte er dann an der Höheren Bundeslehranstalt für das Baufach. In den 30er-Jahren wurde er beim Steiermärkischen Landesbauamt angestellt und kam 1938 ins Hochbauamt. Er war im Zweiten Weltkrieg als Pionier eingesetzt, wurde aber auch überraschend zur Deutschen Kriegsmarine abkommandiert. Zur Ausrüstung gehörte hier unter anderem ein Holzkisterl mit verschiedenen Größen von ‚Stöpseln’, falls in der Bordwand Löcher durch einen Beschuss zu stopfen waren. Doch das deutsche Unternehmen „Seelöwe“ – dies war der Codename für die geplante Invasion Großbritanniens – wurde schließlich abgeblasen. Zwischenzeitlich war Walter mit der Planung der Südtiroler Siedlungen befasst. Zu Kriegsende war er in Bosnien. Hier konnte er darauf einwirken, dass die von einem deutschen Offizier angeordnete Sprengung der Brücke von Mostar über die Neretva im letzten Moment doch noch verhindert werden konnte.
Nach Kriegschluss gelang es seiner Einheit, sich in Fußmärschen bis nach Kärnten durchzuschlagen. Er war dann als Referent für die Landesbauten der Ost-Steiermark mit Fragen des Wiederaufbaues befasst. Gerade im Osten des Landes hatten die Kriegszerstörungen ein gewaltiges Ausmaß. Er zeichnete unter anderem für Bau-Projekte an den Landeskrankenhäusern Hartberg, Fürstenfeld und Feldbach, sowie für die Bezirks-hauptmannschaften Hartberg, Weiz und Fürstenfeld verantwortlich.
Beim Wiederaufbau gab es die durch Viktor von Geramb beeinflusste Zielsetzung, die steirischen Hauslandschaften möglich unversehrt zu erhalten. Über Gerambs Anregung wurde dann am Landesbauamt eine Beratungsstelle für Friedhof und Denkmal geschaffen. Auch Friedhöfe sind Ausdruck unserer Kultur und Spiegelbilder der Gesellschaft. Regierungsrat Walter war in der gesamten Steiermark von der Ramsau bis Radkersburg beratend unterwegs. Regierungsrat Anton Walter hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft „Friedhof und Bestattung in Wien“ eine für das gesamte Bundesgebiet maßgebliche „Muster-Friedhofs-Ordnung“ erarbeitet.
Zahlreiche Gedenkstätten und Denkmäler gehen auf seine Entwürfe zurück. Unter anderem gestaltete er auch die Kriegsopfergedenkstätte am Hochwechsel, die Grabdenkmäler für Hofrat Steinberger in Obdach und für den unvergessenen Kulturpolitiker Dr. Hanns Koren in St. Bartholomä. Auch bei der Erstellung viele Ortswappen hat er als Ideengeber mitgewirkt. Bei seinen Reisen und Ortsbegehungen vergaß er nie seinen Skizzenblock. Heute zeugen viele Tausende von hervorragenden Landschafts- und Architekturskizzen von seinem auch großen künstlerischen Talent. Sie wären es wert, ausgestellt zu werden.
Ihm wurden bereits große Ehrungen zuteil: u.a. erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark und den Tiroler Adler-Orden.
Wir dürfen heute den Josef Krainer-Heimatpreis hinzufügen.


Gutsein heißt, mit sich selbst im Einklang sein. Dieser Satz von Oscar Wilde hat sicherlich Bezug auf
Bundesrätin a.D. Herta Wimmler

Herta WIMMLER stammt aus Bruck. Nach der Matura absolvierte sie eine Lehre als Chemielaborantin bei Böhler. Aus ihrer Ehe stammen drei Kinder, seit 1987 ist sie leider verwitwet. Nach Jahren der Kindererziehung, war sie dann wieder als Chemielaborantin in der Forschung tätig. Bis zur Pensionierung engagierte sich Herta WIMMLER auch als Betriebsrätin. Fast eineinhalb Jahrzehnte wirkte sie als VP-Gemeinderätin von Kapfenberg. Und sie war wesentlich am Aufbau des Integrierten Sozial- und Gesundheitssprengels in Kapfenberg – gemeinsam mit Gerald MUSSNIG – beteiligt. Sie hatte auch überregionale politische Funktionen inne, so war sie Mitglied des österreichischen Bundesrates (2001-2006). Seit 2006 ist sie Seniorenbundobfrau in Kapfenberg. Und vor kurzer Zeit, eben erst am 9. November wurde sie einstimmig zur neuen Bezirksobfrau des Brucker Seniorenbundes gewählt.
1992 gründete Herta WIMMLER das Kapfenberger Hilfswerk „Soziale Lernhilfe“ mit derzeit etwa 20 vorwiegend ehrenamtlichen tätigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und 35 SchülerInnen mit Migrationshintergrund. Diese Sozialinitiative entstand aus der Betreuung von Asylanten-Kindern. Der Grundgedanke war dabei, die Kinder mit vorwiegend nichtdeutscher Muttersprache, deren Eltern in Kapfenberg arbeiten, zu unterstützen. Dies beschränkt sich nicht nur auf das Lernen. Diese Lernhilfe ist übrigens kostenlos, dies ist einmalig in der Steiermark. Es werden auch Sprechtage in den Schulen besucht und der Kontakt zu den Lehrkräften gehalten. Zu Weihnachten wird eine interkulturelle Weihnachtsfeier gestaltet und jedes Kind wird beschenkt. Der Ausländeranteil in Kapfenberg beträgt 10 Prozent. Viele von ihnen wohnen in sanierungsbedürftigen Wohnungen. Erschwert wird die Situation der Integrationsarbeit oftmals auch dadurch, dass Eltern oft kaum in der Lage sind, ihren Kindern bei den Hausübungen aufgrund der eigenen Sprachbarriere Hilfe zu leisten. Allein schon das Erlernen von für die Kinder vollkommen fremden lateinischen Schriftzeichen stellt beispielsweise für Kinder aus Afghanistan eine große Hürde dar, die in „normaler“ Hortbetreuung nicht zu bewältigen ist. Außerdem sind die dafür anfallenden Kosten für ausländische Familien nicht aufbringbar. In der sozialen Lernhilfe muss man täglich improvisieren und die Schüler lernen dabei sich gegenseitig zu unterstützen.
Es ist anzumerken, dass das Kapfenberger Hilfswerk seine Dienste allen Schichten der Bevölkerung anbietet, ohne Unterschied des Einkommens, Alters, Geschlechts, Religion oder der Parteizugehörigkeit. Dabei sind Vorbeugung und Hilfe zur Selbsthilfe zentrale Anliegen. Zu Verdanken ist dies dem unermüdlichen Einsatz von Herta WIMMLER, die dafür mit der „Humanitas-Medaille“ ausgezeichnet wurde. Heuer gab es in Kapfenberg eine Feier, bei der auch viele Lehrkräfte anwesend waren. Und da hat ein Schuldirektor erläutert, dass die von der Lernhilfe betreuten Migrantenkinder zu den jeweils besten in den Klassen gehören. Durch die umsichtige Betreuung gibt es für sie keine Sprachbarrieren mehr. Diese Kinder sind um nichts weniger begabt, als die inländischen Mitschüler, aber sie haben einen besonderen Ehrgeiz, Ergebnisse zu erzielen und sind bestens integriert.
Und das ist eine Leistung, die wahrlich den Heimatpreis verdient, wenn es darum geht, jungen talentierten Leuten, die in unserem Land eine neue Heimat finden wollen, bei der Entfaltung ihrer Talente zu helfen.
Dafür sei ein herzliches Danke gesagt. Wir tun dies mit der Verleihung des Josef Krainer-Heimatpreises.